Trinkprobe vor der Exekutive

Die Verbotsliste für das Fliegen wird immer länger.
Fliegen könnte durch die Erhöhung der Sicherheitsstandards an Bord nach den vereitelten Anschlägen von London schon bald zur Tortur werden. In Großbritannien und den USA hat man für Passagiere an Bord Extremmaßnahmen erlassen. In anderen Ländern denkt man an ähnlich Maßnahmen.

Im Extremfall sitzt man als Flugpassagier nur noch mit dem Reisepass und dem eigenen Schlüsselbund in der Hand.

In Großbritannien gelten seit Donnerstag strengste Sicherheitsmaßnahmen auf allen Flughäfen des Landes.

MP3-Player ade
Passagiere dürfen kein Handgepäck mehr mit an Bord nehmen. Insbesondere sind alle elektronischen Geräte verboten - von Mobiltelefonen über Laptops bis zu MP3- und CD-Playern.

Die Passagiere wurden aufgefordert, "absolut notwendige Gegenstände wie lebensnotwendige Medikamente ebenso wie Pässe und Flugscheine in durchsichtigen Plastikbehältnissen" bei sich zu führen.

Eltern müssen von Fläschchen kosten
Verboten seien auch alle Flüssigkeiten. Als einzige Ausnahme ist gestattet, bei Reisen mit Kleinstkindern Babymilch in Flaschen mitzuführen. Als Beweis kann gefordert werden, die Milch vor den Sicherheitsbehören zu trinken.

Eingehende Körperkontrollen
Besonders scharfe Sicherheitsvorschriften gelten für alle Flüge in Richtung der USA.
Vom Handgepäcksverbot betroffen ist auch die österreichische Austrian Airlines.

Bei Flügen nach New York und Washington durften die Passagiere zunächst kein Handgepäck mehr in den Passagierraum mitnehmen. Mittlerweile hat man die Maßnahme offenbar etwas gelockert. Handgepäck kann in einem durchsichtigen Sack mit an Bord genommen werden, berichtet das ORF-Fernsehen.

Duty-free-Shops fürchten massive Einbußen
Das Verbot von Getränken und anderen Flüssigkeiten im Handgepäck von USA-Reisenden könnte das Geschäft von Duty-free-Shops erheblich beeinträchtigen. Der Verkauf von alkoholischen Getränken, Kosmetika und Parfüm machte im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des weltweiten Gesamtumsatzes von Duty-free-Shops aus, wie aus Zahlen des Marktforschungsinstituts Generation Group hervorgeht.

Wenn Flugreisende in Richtung USA diese Produkte auch langfristig nicht mehr mit in die Kabine mitnehmen dürfen, wäre das ein herber Verlust für die Branche.

US-Behörden: Keine Zahnpasta, Shampoos und Co.
Wie die US-Behörde für Verkehrssicherheit (TSA) mitteilte, umfasst das Kabinenverbot "Getränke, Shampoos, Sonnencreme, Zahnpasta und andere Dinge ähnlicher Konsistenz".

Die US-Regierung rief die "schwerwiegende" Alarmstufe Rot für die täglich durchschnittlich 106 Flüge zwischen den USA und Großbritannien aus; für Flüge innerhalb der USA sowie für Verbindungen zu anderen Zielen gilt die "hohe" Alarmstufe Orange.

Ausgenommen vom Flüssigkeitsverbot in den Flugzeugen sind laut TSA abgepumpte Muttermilch, Babymilch und Saft, wenn Babys oder Kleinkinder reisen. Patienten können zudem Medizin mit sich führen, wenn diese ein Etikett mit demselben Namen trägt, der auch auf dem Flugschein steht. Auch nicht verschreibungspflichtige, aber wichtige Medizin wie Insulin bleibt erlaubt.

Vorsorglich Linsenmittel getrunken
Verschärft wurden die Kontrollen auch auf deutschen Flughäfen. Die Deutsche Presse-Agentur berichtet von einer Passagierin, die vor den Augen der Behörden vorsorglich einen Schluck von ihrer Kontaktlinsenflüssigkeit nahm, um sie davon zu überzeugen, dass es sich nicht um Flüssigsprengstoff handle.

Bei Flügen nach Großbritannien muss nicht umgepackt werden. "Flüssiges, Bücher oder Handys im Handgepäck sind nur von England zu uns nicht erlaubt oder bei Flügen nach Amerika. Aber das weiß noch nicht jeder, es ist alles ein wenig chaotisch", sagt Gordon Jenner, Verkaufsmanager bei Germanwings.

Macht die "Trinkprobe" Sinn?
Im Online-Magazin "Slate" diskutiert man unterdessen schon über die Sinnhaftigkeit des "Trinkbeweises" bei der Mitnahme von Flüssigkeiten. Bombenexperten erinnern an die Inhaltsstoffe beim Flüssigsprengstoff, darunter Nitroglyzerin, Nitromethane, Hydrazin und Triacetontriperoxid (das bekannte TATP).

"Das sind alles ekelige Flüssigkeiten", so "Slate", "die man unter normalen Umständen nicht trinken will." Wenn man diese Flüssigkeiten aber gut tarne, komme man mit einem Schluck vor den Behörden schon davon.

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