Nach den Bundesstaaten Rajasthan und Punjab verboten am Sonntag auch Gujarat und Madhya Pradesh den Verkauf der US-Soft-Drinks an Bildungseinrichtungen.
Kein Cola mehr an Schulen
In allen 400 staatlichen Universitäten dürften kein Coca-Cola, Pepsi und andere Soft-Getränke mehr verkauft werden, sagte der Bildungsminister des westlichen Küstenstaates Gujarat, Anandiben Patel, der indischen Nachrichtenagentur Press Trust of India (PTI).
Auch alle staatlichen Schulen hätten Anweisung, ab Montag keine Soft Drinks mehr anzubieten. Der Bundesstaat Madhya Pradesh im Zentrum des Landes verhängte ebenfalls ein Verbot für Soft-Getränke in Behörden und Bildungseinrichtungen.
Dramatischer Imageschaden
Schlimmer noch als die Verbote sind für Coca-Cola und PepsiCo die Imageverluste. Indische Medien berichten mittlerweile unter dem Stichwort "Pesticola". Die "Economic Times" widmete dem Thema einen eigenen Schwerpunkt. Kaum ein gutes Haar wird an den Konzernen gelassen.
Und die Aufregung setzt sich auf den Straßen fort: Studenten reißen Plakate von den Wänden. Schuldirektoren lassen ihre Schüler demonstrieren und vor Fernsehkameras versichern, dass sie niemals Cola, sondern immer nur indische Getränke wie Lassi trinken würden.
Studie weist Pestizide nach
Laut einer in dieser Woche veröffentlichten Studie des Indischen Zentrums für Wissenschaft und Umwelt (CSE) wurden in Soft Drinks von Coca-Cola und Pepsi hohe Rückstände von Pestiziden gefunden.
Gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ") sprach CSE-Direktorin Sunita Narain von einem gesundheitsgefährdenden Cocktail aus drei bis fünf Pflanzengiften.
"Schockierende Ergebnisse"
"Die Ergebnisse waren wirklich schockierend. Pepsi-Cola wies chemische Rückstände aus, die dreißig Mal höher als der genehmigte Wert des Bureau of Indian Standards liegen, bei Coca-Cola waren sie 27 Mal höher", sagt Nasrain.
Es finde sich etwa das Krebs erregende Lindan in einer Konzentration von 5,5 ppb (parts per billion), einer Konzentration, die, so Nasrain weiter, 54 Mal über dem inoffiziellen Richtwert für Limonaden in Indien liegt.
Verkaufsverbot für ganz Indien gefordert
Oppositionelle Abgeordnete forderten daraufhin ein Verkaufsverbot für die Getränke der beiden Firmen in ganz Indien.
Das Parlament hatte bereits vor drei Jahren einen Untersuchungsausschuss zum Thema Soft Drinks und Pestizide eingerichtet.
Behörden wollen Geheimformel wissen
Nun ordnete das oberste Gericht des Landes an, dass ihm Coca-Cola und Pepsi Zutaten und chemische Zusammensetzung ihrer im Land verkauften Soft Drinks binnen vier Wochen mitteilen müssen.
Es gilt als wenig wahrscheinlich, dass die Konzerne darauf eingehen werden. Schon ein Mal, von 1978 bis 1993, hatten sich die Amerikaner laut "FAZ" aus Indien zurückziehen müssen, weil sie sich geweigert hatten, ihre Geheimformel zu verraten.
Coca-Cola und Pepsi verteidigen sich
Coca-Cola und Pepsi erklärten gemeinsam, die Sicherheit der Verbraucher stehe für sie an erster Stelle. Die in Indien hergestellten Soft Drinks entsprächen internationalen Normen und nationalen Vorschriften. Die Homepage von Coca-Cola Indien kennt kein anderes Thema.
Die Unternehmen versuchen laut "FAZ" zudem, eine mögliche Schuld abzuwälzen. Wenn, dann sei das indische Wasser oder der Zucker verseucht, heißt es. Standards seien deshalb für Wasser und Zucker angebracht, nicht aber für die Endprodukte der Soft-Drink-Hersteller.
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