Nach Angaben von Greenpeace und WWF hat der rund 130 Kilometer lange und mindestens 30 Kilometer breite Ölteppich bereits einen Großteil der Küstengewässer im Nordlibanon und in Syrien verseucht und treibt nun nach Norden Richtung Türkei. Zypern ist hingegen vorerst nicht gefährdet.
Noch sind die Strände sauber
Noch seien die türkischen Mittelmeerstrände sauber, Satellitenaufnahmen hätten jedoch gezeigt, dass der Ölteppich windbedingt Richtung Norden treibt, erklärte Bernhard Obermayr von Greenpeace Österreich am Montag.
"Die Meeresküste von Syrien ist bereits stark betroffen, in der Osttürkei erwarten wir bald die erste Öl-Vorhut. Für Zypern besteht derzeit keine Gefahr, es sei denn, der Wind dreht", so der Greenpeace-Experte. Das wird auch vom WWF in Deutschland bestätigt.
Türkei versucht zu beruhigen
Der vor dem Libanon und Syrien treibende riesige Ölteppich sei derzeit keine Gefahr für die türkischen Touristenzentren am Mittelmeer, versucht unterdessen das türkische Fremdenverkehrsamt zu beruhigen.
Zwar bestätigte das Fremdenverkehrsamt gegenüber der APA, dass sich der Ölteppich langsam auf die osttürkische Küste der Provinzen Adana und Hatay zubewege, diese seien den Angaben zufolge aber touristisch nicht relevant.
Das touristische Hauptgebiet im südlichen Mittelmeer sei Antalya, das Richtung Osten bis nach Alanya reiche. Und dieses Gebiet sei derzeit überhaupt nicht bedroht, verlautete aus dem Fremdenverkehrsamt. Das wird auch vom auf die Türkei spezialisierten Reiseveranstalter Bentour bestätigt. Antalya liege gut 700 Kilometer von der bedrohten Region entfernt. In Adana gebe es keine Touristen, Bentour biete dahin auch nichts an, hieß es gegenüber der APA.
"Informationslage sehr unsicher"
Ein Problem ist laut Obermayr, dass man derzeit nicht weiß, ob noch Öl aus den Tanks des von Israel Mitte Juli bombardierten libanesischen Kraftwerks Dschije fließt.
"Es dürfte noch einiges in den Tanks drin sein, aber derzeit ist die Informationslage sehr unsicher", sagte der Umweltexperte, der davon ausgeht, dass bereits bis zu 30.000 Tonnen Schweröl ins Meer gelaufen ist.
"Man kann nicht viel tun"
Auch der Kampf gegen die Ölpest gestaltet sich schwierig. "Die Tragik ist, dass man derzeit nicht wirklich etwas tun kann, obwohl viele Mittelmeerstaaten Hilfe bereits angeboten haben", sagte Stephan Lutter vom WWF Deutschland gegenüber der APA.
Das angeschwemmte Öl am Strand könne man abtragen, aber auf hoher See seien die Bekämpfungsmöglichkeiten eingeschränkt.
Tierarten bedroht
Unmittelbar von der Ölverseuchung betroffen sind derzeit die Schildkrötenbrutplätze vor der Nordküste des Libanon, wie das Schutzgebiet "Palm Islands". Dort nistet die vom Aussterben bedrohte Grüne Meeresschildkröte.
An der türkischen Küste könnten demnächst weitere Arten wie Mönchsrobben und Karettschildkröten gefährdet werden, so WWF-Meeresexperte Lutter.
"Langfristige Schädigung"
Die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen auf lange Sicht sind derzeit schwer einschätzbar, die Umweltorganisationen erwarten jedoch eine Verschlimmerung der ökologischen Situation des ohnehin schon von Überfischung und Schadstoffen strapazierten Mittelmeeres.
"Die Ölpest wird sicher zu einer langfristigen Schädigung führen. Das Mittelmeer ist als nahezu abgeschlossenes Meer besonders gefährdet. Es gibt - die Straße von Gibraltar ausgenommen - keinen Wasseraustausch mit den Ozeanen. Dadurch erholt es sich viel langsamer von Umweltkatastrophen", so Obermayr.
"Mehrfache Tragödie für den Libanon"
"Für den Libanon ist der Konflikt gleich eine mehrfache Tragödie", fasst der Greenpeace-Sprecher zusammen. "Erst die Kriegsschäden, und nun kommen noch die enormen Schäden für den Tourismus und beispielsweise die Fischerei des Landes hinzu."
In Sachen Tourismus drohe der Osttürkei im schlimmsten Falle Ähnliches, warnte Obermayr.
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