Wie Venedig retten?

Das Mega-Projekt "MOSE" steht vor dem Fall.
Für das Mega-Projekt "MOSE" schaut es sehr schlecht aus. Das kontroversielle Projekt sollte Venedig vor Überschwemmungen retten.

Während die Regierung unter Ministerpräsident Romano Prodi ohnehin bei Großprojekten den Rotstift ansetzt und etwa die Brücke über die Meerenge von Messina zwischen Sizilien und Kalabrien gleich gestrichen hat, scheint jetzt auch "MOSE" gefallen zu sein.

Nur ein Drittel ist finanziert
Der Grund: Ein Bericht des Zwischenministeriellen Wirtschaftlichen Planungskomitees (CIPE) enthüllte nun, dass das Projekt weitaus teurer als erwartet ist. Der Bau der Anlage wird darin mit rund 4,3 Milliarden Euro veranschlagt.

Die Finanzierung ist allerdings nur zu rund einem Drittel gesichert - gerade einmal 1,46 Mrd. Euro sind da, so die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Vorzeigeprojekt Berlusconis
"MOSE" galt als eines der Vorzeigeprojekte der Mitte-Rechts-Regierung unter Silvio Berlusconi. 78 gigantische mobile Deich-Module sollen den Eingang der Lagune von Venedig bei drohendem Hochwasser versperren.

Berlusconi selbst hatte im Mai 2003 nach einer jahrzehntelangen Diskussion über das Projekt den Grundstein gelegt. Die Fertigstellung war für 2011 geplant.

Bürgermeister machte mobil
"Ich bin keineswegs überrascht", so der venezianische Bürgermeister Massimo Cacciari über die Verteuerung von "MOSE". Cacciari gilt als langjähriger Kritiker des Planes. Er wurde erst im April ins Amt gewählt.

"Ich habe schon immer gesagt, dass das Projekt außergewöhnliche finanzielle Schwierigkeiten für mindestens 15 Jahre bringen wird", so Cacciari zu ANSA. Diese "Horrorzahlen" seien allerdings neu.

Für neue Ausschreibung
Der Stadtrat von Venedig plädiert jetzt für eine Änderung des Projektes, so Cacciari. Man suche allerdings vor allem nach Alternativen zu "MOSE", die mindestens so effektiv sein sollten, allerdings nur die Hälfte kosten dürften, so der Bürgermeister weiter.

Eine Liste mit Alternativprojekten sei bereits an die Regierung in Rom geschickt worden. "Sie sollten durchdiskutiert werden, bevor man 'MOSE' mit aller Gewalt durchsetzen will", so Cacciari weiter.

Abgeordnete machen mit
Auch eine Gruppierung von Abgeordneten steht hinter der Forderung des Bürgermeisters. Sie forderten einen Stopp des Projektes, bis die Situation geklärt sei.

EU vermisste Studie
Das ehrgeizige Bauprojekt hatte auch bei der EU Skepsis ausgelöst.

Auf Drängen italienischer Umweltschützer wurde zu Beginn des Jahres eine Stellungnahme an Rom geschickt, in der festgehalten wurde, dass das Projekt mögliche Schäden für Umwelt und Tiere nicht berücksichtige.

"Einzige Rettung vor Untergang"
Die Befürworter des Projektes bestehen weiterhin darauf, dass "MOSE" der einzige Weg sei, Venedig und seine Lagune vor dem drohenden Untergang zu retten.

"MOSE" hatte bereits positive Bescheide der Regionalregierung von Venetien, der Wasserbehörde und von zahlreichen internationalen Experten erhalten.

"Profis im politischen Lügen"
Der Präsident der Region Venetien, politisch mitte-rechts stehend, sieht hinter der Ablehnung des Projektes eine Tendenz von Mitte-Links. Sie seien einfach gegen alle Großprojekte, so Giancarlo Galan.

Die Nein-Fraktion sei wieder zum leben erwacht und mache wie schon früher gegen "MOSE" mobil. "Diese Leute sind Profis in politischen Lügen."

"Aber man braucht ein Gesetz, um 'MOSE' zu Fall zu bringen. Die Lügen der Grünen und ihrer Freunde von Mitte-Links werden nicht ausreichen", so Galan zu ANSA.

Permanentes Problem
Überflutungen sind in Venedig ein konstantes Problem. Der Markusplatz, das Wahrzeichen der Stadt, ist Dutzende Male im Jahr überflutet.

Experten sehen drei Gründe für das Hochwasser in der Stadt: Der Boden der Lagune steige durch Ablagerungen kontinuierlich an, der Boden der Inseln werde hingegen durch den Ausstoß von Methangas im Meer vor Venedig unterspült. Und drittens komme es durch die globale Erwärmung zu einer generellen Erhöhung des Wasserspiegels.

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