Schockbilder für die Bevölkerung

Hilfe kommt nicht bei Bedürftigen an.
In einer Art psychologischer Kriegführung hat sich Israel am Dienstag ins Programm des Hisbollah-Fernsehsenders El Manar eingehackt und eigene Botschaften eingeschleust. Auch in den Radiosender FM hackte Israel sich ein, um eine Zwei-Minuten-Botschaft mehrfach zu wiederholen.

Die humanitäre Lage im Libanon ist unterdessen weiterhin katastrophal. 800.00 Menschen sind auf der Flucht.

"Nasrallah lügt"
Einige Minuten lang auf dem Sender El Manar statt der Nachrichten das Foto eines toten Kämpfers mit Gewehr und Patronengürtel zu sehen. In der Unterzeile hieß es auf Arabisch: "Das ist das Bild der Leiche einer Spezialeinheit der Hisbollah".

Danach erschien: "Nasrallah lügt: Nicht wir verschweigen unsere Verluste." Als nächstes wurde ein Foto des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah eingeblendet mit der Unterzeile "Hisbollah-Mitglied, pass auf!" Ein neues Bild mit Toten erschien zu dem Text, es gebe viele solcher Leichen auf dem Feld, während Nasrallah die Wahrheit kaschiere.

SMS an Bevölkerung
"Hassan hat - ohne sie darauf vorzubereiten - Männer gegen die israelische Armee ausgesandt, gegen eine Armee aus Stahl", hieß es dort. "Höre für einen Moment auf, patriotischen Hymnen zuzuhören, denke nach und komme mit den Füßen wieder auf den Boden."

An Handys der libanesischen Bevölkerung wurden SMS und Mitteilungen geschickt, in denen Israel darauf hinwies, dass es nicht gegen das libanesische Volk, sondern gegen die Hisbollah Krieg führe.

Hilfslieferungen kommen nicht an
Zuletzt hatten die israelischen Angriffe dazu geführt, dass sich die libanesische Bevölkerung mehr und mehr mit der Hisbollah solidarisiert hatte. Grund dafür sind neben den massiven Zerstörungen im Land und den vielen zivilen Opfern auch die Tatsche, dass Hilfslieferung auch zuletzt trotz entsprechenden Zusagen nicht bei den Bedürftigen angekommen sind.

Vereinbarung hielt nicht
Konvois des Welternährungsprogramms (WFP) aus Beirut und des Roten Kreuzes aus Tyrus konnten am Dienstag wegen fehlender Sicherheitsgarantien nicht abfahren, teilten Sprecherinnen der Organisationen mit.

"Die ausgerufene Vereinbarung über 48 Stunden humanitäre Hilfe hat nicht funktioniert und wurde von beiden Seiten nicht eingehalten", sagte die Außenkommissarin der Europäischen Union, Benita Ferrero-Waldner. "Das ist sehr enttäuschend und zeigt das Ausmaß des Problems."

Lebensmittel und Wasser fehlen
Keiner der Konfliktparteien habe die Sicherheit garantiert, sagte eine WFP-Sprecherin. Das Rote Kreuz kämpft mit ähnlichen Problemen, auch hier konnten die vier Konvois nicht aufbrechen. Zu den Hilfslieferungen gehörten Lebensmittel, Hygieneartikel und Treibstoff für Wasserpumpen.

"Die Menschen im Südlibanon haben bald keine Lebensmittel, kein Wasser und keine Medikamente mehr", sagte WFP-Experte Amer Daoudi in Rom. "Es gibt viele Arme, Kranke und Alte, die ihre Häuser nicht verlassen konnten."

800.000 auf der Flucht
Israel und Hisbollah lieferten sich zuletzt trotz des vereinbarten Korridors für Hilfslieferungen weiterhin Gefechte.

Der Koordinator des Libanesischen Rates für Humanitäre Hilfe Nabil el Dschisr meinte: "Wir stehen vor einer kritischen Situation", sagte er. Durch den Krieg sind im ganzen Land 800.000 Menschen auf der Flucht.

Auch UNICEF schlägt Alarm
Der Leiter der UNICEF-Nothilfeprogramme, Dan Toole, kritisierte unterdessen, bei den Kampfhandlungen im Libanon seien mehr Kinder umgekommen als Soldaten und Milizionäre. Ein Drittel der 620 Toten und 3.200 Verletzen seien Kinder und Jugendliche.

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