Mehrere Häuser eingestürzt

Kämpfe zwischen Israel und Hisbollah verschärfen sich immer weiter.
Bei einem israelischen Luftangriff im Südlibanon sind laut libanesischien Behörden mindestens 51 Zivilisten ums Leben gekommen. Unter den Toten in dem Dorf Kana seien 22 Kinder, hieß es am Sonntag. Zunächst war von 35 Toten berichtet worden.

Mehrere Häuser seien eingestürzt. Ein dreistöckiges Gebäude, in dem etwa 100 Zivilisten Zuflucht gesucht hätten, sei zum Teil zerstört.

Israel: Hisbollah schuld
Israel machte die Hisbollah für den Tod der Zivilisten verantwortlich, da sie aus dem Dorf Raketen auf Israel gefeuert habe. Die Bevölkerung sei bereits vor Tagen dringend zum Verlassen des Ortes aufgerufen worden, so ein Armeesprecher.

Der Grund für den Angriff sei gewesen, dass die Hisbollah von dem Ort aus Raketen auf Naharia und Galiläa abgefeuert habe. "Die Hisbollah trägt daher die Verantwortung für das Dorf." Laut israelischen Angaben war eine Gruppe von Hisbollah-Kämpfern, die sich in dem Gebäude versteckt hatte, das Ziel des Angriffs.

Ministerpräsident Ehud Olmert bedauerte den Tod der Zivilisten. Er betonte zugleich, niemand habe einen Auftrag erteilt, auf Zivilisten zu schießen. Die Hisbollah wiederum kündigte Vergeltung für die Attacke an.

Erinnerungen an 1996
Bei Kana befand sich jener UNO-Stützpunkt, in dem im April 1996 nach Beginn der 17-tägigen israelischen Militäroperation "Früchte des Zorns" zahlreiche libanesische Zivilisten Zuflucht gesucht hatten. Bei einem israelischen Artillerieangriff waren damals annähernd zweihundert Menschen ums Leben gekommen.

Tote auch bei zweitem Luftangriff
Bei einem weiteren israelischen Luftangriff am Sonntag wurden in der Ortschaft Yaroun fünf Zivilisten getötet. Das bestätigte die libanesische Polizei. Die Opfer des Angriffs hatten sich in ihrem Haus aufgehalten, das bei der Bombardierung getroffen worden war.

Luftangriffe ohne Pause
Insgesamt bombardierte die israelische Luftwaffe allein Sonntagfrüh weitere 40 Ziele im Libanon. Angegriffen wurden nach israelischen Militärangaben Einrichtungen der schiitischen Hisbollah-Miliz sowie Straßenverbindungen, um den Nachschub für die Hisbollah zu erschweren.

Gleichzeitig schickte die israelische Armee in der Nacht weitere Bodentruppen und Panzer in das südlibanesische Grenzgebiet.

Neue Gefechte bei Khiam
Israels Armee hat nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen am Sonntag einen neuen Vorstoß in den Südlibanon begonnen. Die Truppen seien von dem israelischen Dorf Metula aus nach Norden in Richtung der libanesischen Stadt Khiam vorgerückt, hieß es in der Früh. Dabei sei es zu Gefechten mit der radikalen Hisbollah-Miliz gekommen.

Mit Bomben bestückte Drohnen
Israel setzt nach Angaben der Hisbollah bei seinen Angriffen zunehmend mit Raketen bestückte Drohnen ein. "Sie machen nicht nur Luftaufnahmen, sondern schießen Präzisionsmunition auf die Ziele ab, die sie verfolgen", sagte ein Hisbollah-Sprecher in Beirut.

UNO-Beobachter verletzt
Am Samstag traf die israelische Luftwaffe zudem erneut einen UNO-Beobachterposten. Dabei wurden zwei Soldaten der Unifil-Truppe verletzt. Die beiden Inder seien in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Sprecher der UNO-Friedenstruppe Unifil, Milos Strugar. Ihr Beobachtungsposten sei bei dem Angriff beschädigt worden.

Vor wenigen Tagen waren im Südlibanon vier UNO-Soldaten - darunter auch ein Steirer, der aber offiziell als vermisst gilt - bei einem Beschuss Israels ums Leben gekommen. UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte das scharf verurteilt. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hatte Annan seine "tiefe Trauer" über den Vorfall bekundet.

Rückzug aus Bint Dschbeil
Israel hatte auch einen neuen Vorstoß auf die libanesische Grenzstadt Bint Dschbeil unternommen, seine Bodentruppen am Abend aber zurückgezogen. Der Einsatz sei jedoch nicht beendet, betonte ein israelischer Militärvertreter.

Bei Kämpfen mit der Schiitenmiliz Hisbollah hatte die israelische Armee dort die bisher höchsten Verluste erlitten. Israelische Regierungspolitiker hatten danach gefordert, die Luftwaffe solle Hisbollah-Dörfer zunächst sturmreif schießen, bevor Bodentruppen zum Einsatz kommen.

Israel lehnt "humanitäre" Waffenpause ab
Israel wies unterdessen die Forderung des UNO-Nothilfekoordinators Jan Egeland nach einer dreitägigen "humanitären Waffenpause" zurück. Für die Versorgung der Zivilisten seien bereits Korridore eingerichtet worden, sagte der israelische Regierungssprecher Gideon Meir am Samstag.

"Humanitäre Hilfe erreicht die Menschen bereits über die Vereinten Nationen", erklärte er. Die Hisbollah würde eine Kampfpause nutzen, um ihre Vorräte an Waffen und Munition zu erneuern.

Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) konnte am Samstag erste Hilfsgüter für Binnenflüchtlinge in den Libanon bringen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge seit Beginn der israelischen Militäroffensive wird auf 700.000 bis 800.000 geschätzt.

Hisbollah-Entwaffnung nicht oberste Priorität
Israel fordert offenbar nicht die sofortige Entwaffnung der Hisbollah. Israel werde darauf drängen, dass die vorgeschlagene multinationale Friedenstruppe im Südlibanon die Hisbollah-Miliz von der israelischen Grenze zurückhält, sagte ein leitender Beamter des Außenministeriums in Jerusalem am Samstag.

Bush spricht von Anti-Terrorkrieg
US-Präsident George W. Bush stellte die jüngsten militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten in Zusammenhang mit dem Anti-Terrorkrieg. "Wir müssen einsehen, dass der Libanon der jüngste Flammenherd im größeren Kampf zwischen Freiheit und Terror ist, der sich in der Region abspielt", sagte Bush am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache.

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