Kriminalmuseum erhielt neue Hinweise

War Aaron Kosminski der berüchtigte Serienmörder?
Wer war Jack the Ripper? Die Frage nach der Identität des Serienmörders, der im Spätsommer 1888 London in Atem hielt, ist bis heute ungeklärt. Das Kriminalmuseum von Scotland Yard hat jetzt aber neue Hinweise erhalten, die als "bedeutsam" eingestuft werden. Demnach habe es sich bei dem Mörder um den Friseur Aaron Kosminski gehandelt.

Freilich sind die Unterlagen, die nun 118 Jahre nach den fünf grausamen Frauenmorden im Armeleuteviertel Whitechapel dem Crime Museum übergeben wurden, recht ungewöhnlicher Natur.

Memoiren des Vize-Polizeichefs
Es handelt sich um die Memoiren des einstigen stellvertretenden Londoner Polizeichefs Sir Robert Anderson. In dem Text mit dem Titel "The Lighter Side of My Official Life" machte er auch Andeutungen über den Mann, den er für Jack the Ripper hielt. Einen Namen nannte er nicht.

Das tat jemand anderer: 1910 erhielt Chefinspektor Donald Swanson, der einst im Ripper-Fall ermittelte, das Buch seines früheren Vorgesetzten als Geschenk. Swanson ergänzte den Text mit umfangreichen handschriftlichen Notizen auf den Seitenrändern.

Zahlreiche Verdächtige
Es gab damals eine Reihe von mutmaßlichen Tätern. Der erste Verdächtige war Montague John Druitt, ein Anwalt und Lehrer. Er beging im Dezember 1888 Selbstmord. Auch der russische Dieb Michael Ostrog galt einige Zeit lang als jener Mann, der sich in einem Brief an die Presse "Jack the Ripper" nannte.

Sogar Prinz Albert Victor, der älteste Sohn des späteren Königs Edward VII., geriet ins Visier der Polizei - unter anderem, weil er als Kunde in den Bordellen von Whitechapel auffiel.

Anderson nannte keinen Namen
Für Anderson kam nur ein Mann in Frage. In seinen Memoiren nannte er ihn allerdings nicht namentlich, sondern bezeichnete ihn lediglich als einen polnischen Juden. Chefinspektor Swanson hingegen brachte in seinen Randnotizen klar zum Ausdruck, dass damit niemand anderer als der Friseur Aaron Kosminski gemeint sein könne.

"Von großer Bedeutung"
Bekannt wurden Swansons Notizen zwar schon 1981, aber damals nahm sie wohl niemand richtig ernst. Jetzt schenkte Swansons Enkel Nevill Swanson dem Crime Museum das Buch des Kriminalisten. Die Einschätzung Scotland Yards hat sich seither geändert.

"Heute glauben wir, dass die Randbemerkungen von großer Bedeutung sind", erklärte der Leiter der Abteilung Detektivausbildung von Scotland Yard und zugleich des Kriminalmuseums, Steve Lovelock.

Kosminski war "irrsinnig"
Kosminski galt seinerzeit offiziell als Nummer zwei in der Rangliste der Verdächtigen. Er war, wie es in einer Polizeiakte von 1894 hieß, "auf Grund jahrelanger Selbstbefriedigung irrsinnig geworden". Im März 1889 - etwa ein halbes Jahr nach dem letzten Mord der Ripper-Serie von August bis November 1888 - wurde Kosminski in eine Irrenanstalt gesperrt.

Zeuge schwieg
Aus Swansons Notizen geht hervor, warum der Friseur seiner Überzeugung nach nie überführt wurde: Bei einer verdeckten Gegenüberstellung sei er zwar von dem einzigen Zeugen, der je den Ripper kurz nach einem der Morde unweit des Tatortes gesehen hatte, erkannt worden. Doch der Zeuge habe dies nicht eingestehen wollen. Er habe, so Swanson, demselben Glauben angehört wie Kosminski und ihn deshalb nicht dem Henker ausliefern wollen.

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