Die Liste wird jährlich als Entscheidungshilfe für die Standortwahl von Industriefirmen erarbeitet. In der jüngsten Ausgabe nimmt Österreich unter 20 erfassten Industrieländern den 19. und damit vorletzten Rang ein. Vor zehn Jahren war es noch der 13. Platz.
Teure Arbeitskräfte
Als Pluspunkte werden Österreich die gute Infrastruktur sowie die Ausbildung und Motivation von Mitarbeitern angerechnet. Wegen hoher Lohn- und Lohnnebenkosten sei das Land für weniger komplexe und für lohnintensive Produktionen jedoch schlicht zu teuer, so BERI.
Daher würden weiterhin Arbeitsplätze abwandern, prophezeit der internationale Unternehemensberater - überwiegend in die neuen EU-Länder. Diese seien für viele Betriebe mit geringeren Ansprüchen an Infrastruktur und Qualität der Arbeitskräfte attraktiver.
Neue EU-Länder schließen auf
Österreich erreichte 57 Punkte auf der 100-Punkte-Skala. Besser schnitten die USA (75 Punkte), die Schweiz (74), Belgien (73), Japan (72), die Niederlande (66) und Deutschland (61) ab. Vor allem aber die neuen EU-Länder werden immer mehr zur Konkurrenz für Österreich.
So haben etwa Tschechien (55 Punkte), Ungarn (55) und Polen (51) in dem Ranking beinahe schon zu Österreich aufgeschlossen. Bedeutsamer als die Punkteanzahl ist gemäß dem BERI-System jedoch die Reihung in vier Kategorien - und dabei droht Österreich der Abstieg.
"Klassenverlust" droht
Bei einer Punkteanzahl von 100 bis 71 Punkten spricht BERI von stabilen Verhältnissen und hervorragendem Geschäftsklima. 70 bis 56 Punkte bedeuten geringes Risiko, aber Erschwernisse im täglichen Betrieb. Mit 57 Punkten fällt Österreich nur noch knapp in diese Kategorie.
Das Überschreiten der Abwärts-Schwelle wäre ein verhängnisvolles Signal. Ab 55 Punkten und weniger rät BERI nur risikofreudigen Unternehmen zu Investments in dem Land, mit weniger als 41 Punkten gilt ein Land schließlich als "nicht akzeptabel".
Know-how als Bonus
Noch gibt es laut der Studie auch einen Know-how-Bonus für Österreich: Wegen Schwächen in der Infrastruktur und Arbeitskräftequalität sind die neuen EU-Länder demnach nur für Produktionen der "mittleren Technologie" geeignet.
Ebenfalls kein Pflaster für anspruchsvollere Industriezweige sind laut der Studie auf Portugal (58 Punkte), die Türkei (56) und China (46). Nur wenige Entwicklungsländer eignen sich jedoch auch für einfache und lohnintensive Produktionen, wird in der Studie betont.
Warnung vor Billiglohnländern
Überraschend deutlich warnen die Experten von BERI vor der allgegenwärtigen Verlagerung von Produktionsabläufen in Billiglohnländer. Verlockend niedrige Lohnkosten würden sich oftmals nur auf den ersten Blick bezahlt machen, wird betont.
Durch Mängel in der Infrastruktur, Ausbildung und Motivation der Arbeitskräfte sowie Bürokratie, Korruption und die Auswirkungen des Ramadan in islamischen Länder sind die tatsächlichen Produktionskosten laut der Studie in vielen "billigen" Ländern überraschend hoch.
Links:
- BERI
- BERI-Index (Wikipedia)