Der Erzbischof und die Sekte

Emmanuel Milingo und seine umstrittenen Aktionen.
Emmanuel Milingo ist wohl eine der bizarrsten und umstrittensten Figuren der katholischen Kirche. Milingo war ursprünglich Erzbischof von Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Die sambische Regierung konnte sich mit den wörtlichen Bibelauslegungen und den Exorzismen des Erzbischofs nicht anfreunden und übte starken Druck auf den Heiligen Stuhl aus.

Schließlich wurde Milingo 1983 als Kurienerzbischof nach Rom berufen; in Italien wurde der charismatische Erzbischof mit seinen Heilungsgottesdiensten überaus populär. Umstrittene Aussagen etwa über Homosexualität brachten ihm den Ruf eines ultrarechten Geistlichen ein.

Hochzeit für nichtig erklärt
Im Mai 2001 heiratete der hohe Geistliche bei einer Massenhochzeit der Moon-Sekte die fast 30 Jahre jüngere Koreanerin Maria Sung Ryae Soon. Drei Monate später kehrte er reumütig in den Schoß der Kirche zurück, nachdem ihm die Exkommunizierung angedroht worden war.

Maria Sung versuchte vergeblich, mit einem Hungerstreik in Rom ihren "Ehemann" zurückzugewinnen. Der Vatikan und die Moon-Sekte einigten sich nach offiziellen Gesprächen darauf, dass die Ehe nichtig sei. Milingo wurde danach vom Papst eine einjährige "Läuterungszeit" in Argentinien verordnet; dann konnte er nach Italien zurückkehren.

Als Galionsfigur vorgesehen
Im Hintergrund des "Falles Milingo" standen Bestrebungen der Moon-Sekte, von Sambia aus eine schismatische Kirche zu etablieren; Milingo hätte dabei als Galionsfigur dienen sollen.

Durch das Beispiel des Erzbischofs schlossen sich mehrere katholische Priester in Afrika der Moon-Sekte an und gründeten eine mit der Sekte verbundene neue Glaubensgemeinschaft. Milingo forderte sie jedoch auf, in die katholische Kirche zurückzukehren.

Neuer "Messias"
Der aus Nordkorea stammende Moon-Gründer Mun Sun-myung hat nach eigener Darstellung von Jesus Christus den Auftrag erhalten, als neuer "Messias" die vor 2.000 Jahren begonnene Mission des Christentums zu vollenden. An der Spitze der Sekte stehen Moon und seine Frau als "die Wahren Eltern".

Lehrgrundlagen der "Vereinigungskirche" sind die Offenbarungen Moons, die christliches Gedankengut mit Elementen fernöstlicher Religiosität verbinden. Der Kommunismus wird von den Moonisten als "widergöttliche Macht" und "Hauptfeind der Menschheit" bekämpft.

Bis zu drei Millionen Mitglieder
Die 1954 gegründete "Vereinigungskirche" verfügt über ein Wirtschaftsimperium, das unter anderem eine Reihe von Zeitungen, Getränkefabriken sowie südkoreanische Rüstungsunternehmen umfasst.

Ihre Mitgliederzahl liegt nach verschiedenen Angaben zwischen 500.000 und drei Millionen. In den USA verbüßte Moon eine 1983 verhängte 18-monatige Haftstrafe wegen Steuerbetrugs.