Der Sohn des langjährigen BAWAG-Generaldirektors Walter Flöttl brachte es in den USA mit seiner Investmentfirma "Ross Capital" zumindest eine Zeit lang zu einem Vermögen - und die BAWAG über diverse verlustreiche "Karibikgeschäfte" in die Schlagzeilen. Flöttl jun. freilich bestritt wiederholt jede Verbindung zum Refco-Skandal.
"Lächerliche" Vorwürfe
Im vergangenen Oktober hatte Flöttl erklärt, Geschäftsbeziehungen mit dem US-Finanzhaus Refco unterhalten zu haben, doch das liege Jahre zurück.
Alle Kredite seien zurückbezahlt, es sei "lächerlich", dass sein Name mit dem Skandal in Verbindung gebracht werde, erklärte der 50-Jährige damals einer Zeitung.
Enge Geschäftsbeziehungen mit BAWAG
Zwischen der BAWAG und Flöttl jun. gab es auch nach Mitte der 90er Jahre enge Geschäftsverbindungen, Flöttl hatte für die Bank in verschiedene Portfolios investiert. Mit Fehlspekulationen, auch über Währungsgeschäfte, hat er es für die Bank aber dann zum Aufsehen erregenden Verlust gebracht.
Aus jetzigem Erkenntnisstand soll er im Herbst 2000 rund 350 Mio. Euro "verjuxt" haben, mit japanischen Zinsswaps, die ihn in der Asienkrise kalt erwischten. Das Geld war uneinbringlich.
Riesenschulden der Bank
Zusammen mit anderen Deals waren diese Spekulationen - die von vielen BAWAG-Mitarbeitern angeblich nicht durchschaut wurden - verantwortlich für das Bilanzloch, das die BAWAG im Jahr 2000 an den Rand einer Insolvenz brachte.
Die Bank hielt sich bereits schadlos an Flöttl jun., dessen Privatvermögen bereits Anfang 2001 eingezogen worden sein soll, und sie prüft weitere Schadenersatzklagen.
Millionengeschäft auf Bermudas
Nach seinem Wirtschaftsstudium an der noblen US-Universität Harvard gründete der Bankierssohn 1981 die Investmentfirma "Ross Capital" mit Sitz auf den Bermudas. Damit machte er Millionengeschäfte, es folgte die Gründung weiterer Firmen.
"Karibik I" und "Karibik II"
In den 90er-Jahren machte "der junge Flöttl" Schlagzeilen, als er milliardenschwere spekulative "Karibikgeschäfte" im kolportierten Volumen von mehr als 20 Mrd. Schilling bzw. 1,45 Mrd. Euro für die BAWAG unter Führung seines Vaters abwickelte - die waren damals angeblich glänzend profitabel.
Die BAWAG-Geschäfte in der Karibik ("Karibik I") wurden 1994 nach lauter Kritik gestoppt, 1995 aber wieder aufgenommen - dann aber mit den hohen Verlusten ("Karibik II").
Flöttl lebt seit Jahren in den USA, konkret auf einer Bermuda-Insel. Der Teil der Insel gehört ihm selbst. Der Nachbar auf der anderen Inselhälfte heißt übrigens Silvio Berlusconi. Eine Wohnung hat Flöttl jun. auch an der noblen New Yorker Adresse Park Avenue.
Von Beruf "Menschenfreund"
"Mister Flottl", wie der Unternehmer in den USA genannt wird, versteht sich heute in erster Linie als "Kunstfreund und Wohltäter". Von Beruf sei er "Menschenfreund", meinte Flöttl einmal.
In dieser Rolle ist er offenbar immer wieder auch in der New Yorker High Society anzutreffen, etwa als Teilnehmer an Wohltätigkeitsbällen. Zusammen mit seiner Frau Anne Eisenhower, der Enkelin des früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower, setzt er sich auch für benachteiligte Einwanderer ein.
Nach einer ersten Heirat samt folgender Trennung heiratete Flöttl dieselbe Frau ein zweites Mal.
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