"Sie weiß, was es heißt, in Unfreiheit zu leben", hat Bush einmal gesagt. Und weil Bush Merkel bei fast jedem Zusammentreffen Löcher in den Bauch über ihren Werdegang fragt, hat Merkel Bush ab Mittwoch zu einem dreitägigen Besuch in ihre ostdeutsche Heimat eingeladen.
Genauer gesagt: Bush kommt nach Mecklenburg-Vorpommern und wird dabei nicht nur Vorzeige-Orte wie das jüngst geliftete Ostseeband Heiligendamm besuchen und die stolze Stadt Stralsund, sondern auch das vorpommersche Dorf Trinwillershagen.
Legendäre Besuche von Ulbricht
Der Ort war so etwas wie die Vorzeigegemeinde der DDR. SED-Chef Walter Ulbricht stattete dem Ort legendäre Besuche ab, wo jeder, der wollte, mit dem SED-Vorsitzenden reden konnte.
Die deutsche Bundeskanzlerin will derartige Folklore nicht aufleben lassen. Bush gegenüber kündigte sie an, in Trinwillershagen könne der Präsident Menschen kennen lernen, die "nach der Wende über Nacht politische Verantwortung für den Aufbau einer neuen Demokratie übernommen haben".
Am späten Nachmittag soll Bush landen und knapp vor 21.00 Uhr wieder abreisen. Servieren will man ihm ein Wildschwein, das Dorfgastwirt Olaf Micheel, wie man am Dienstag hochoffiziell erfuhr, am Montag in den Wäldern Nordvorpommerns höchstpersönlich erlegt hatte.
Wer darf auf das Grillfest?
Bisher sind allerdings nur Bürger aus Stralsund und Rügen zu dem Grillfest eingeladen. Aus dem Dorf selbst hat man nur den Bürgermeister und den Leiter eines örtlichen Vereins zum Fest mit Bush gebeten.
Bewohner sollen in den Häusern bleiben
Als dann die Triner bei einer Dorfversammlung erfuhren, dass sie sich während des Bush-Besuches in ihren Häusern, also still, zu verhalten hätten, gab es Aufruhr.
Jobs im Ort bringt der Bush-Besuch für Hartz-IV-Empfänger, die, wie eine ARD-Reportage jüngst zeigte, für einen Euro eine Steintreppe für Bush unter der Dorfeiche anlegen. Man ist um das Wohl des Gastes bemüht und will für alle Eventualitäten Bush eine Bank im Schatten anbieten können.
Linkes Land, amerikanische Verhältnisse
Auf Landesebene von Mecklenburg-Vorpommern ist eher Skepsis gegenüber dem Bush-Besuch zu vernehmen. Immerhin regieren dort SPD und Linkspartei.
Dennoch könnten die Trinwillershagener dem US-Präsidenten berichten, dass demnächst amerikanische Verhältnisse ins Land einziehen. Die neue Föderalismusreform macht die Ladenschlusszeiten nun absolut zur Ländersache. Und ausgerechnet das linke Mecklenburg-Vorpommern möchte ein Offenhalten im amerikanischen Stil, also grundsätzlich rund um die Uhr, möglich machen.
Links: