Außenministerin Anna Fotyga forderte eine offizielle Stellungnahme von der deutschen Regierung eine offizielle Stellungnahme zu der Satire. In dem Artikel "Polens neue Kartoffel" wurden die beiden Politiker als "Schurken, die die Welt beherrschen wollen" beschrieben.
"taz" mit "Stürmer" verglichen
Die Sprache des Textes erinnere an jene des antisemitischen Nazi-Blattes "Der Stürmer", so Fotyga. Der Präsident und der Staat seien "beleidigt" worden. Selbst über den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein sei nicht in diesem Stil geschrieben worden.
Auch der wegen seiner autoritären Führung kritisierte weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko sei bisher nie auf eine solche Weise attackiert worden, so Fotyga. "Das Fehlen einer Reaktion von führenden deutschen Politikern" dazu sei "beunruhigend", so Fotyga.
"Ekelhaft und gemein"
Auch auf der Website des polnischen Präsidialamtes wurde die "taz" sogar per Bild mit dem "Stürmer" verglichen, der Beitrag später jedoch wieder entfernt. Kaczynski nannte den Artikel "ekelhaft und gemein".
Erst am Freitag, Tage nach dem Erscheinen, lieferte der Präsident erstmals einen Grund für die Empörung: Dieser lag demnach allein darin, dass es in dem Artikel auch um seine Mutter gehe. Die sei nicht Politikerin und könne sich nicht wehren, so Kaczynski.
Gipfel-Absage wegen Artikel?
Die Satire schließt mit einer Anspielung auf die Homophobie von Lech Kaczynski, und erwähnt, dass sein Zwillingsbruder Jaroslaw mit der Mutter zusammenlebt, "allerdings ohne Trauschein". Die PiS überlegt deswegen nun eine Verleumdungsklage.
Obwohl eine "Unpässlichkeit" als Grund angegeben wurde, soll der Artikel auch hinter Kaczynskis Absage der Teilnahme am Gipfel des "Weimarer Dreiecks" mit Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac sein.
Protest der Ex-Außenminister
Nach Einschätzung von Diplomaten hat sich Polen durch die Absage des Weimarer Dreier-Gipfels noch ein Stück weiter in Europa isoliert als bisher schon unter der nationalkonservativen Regierung in Warschau.
In einem offenen Brief warfen Kaczynski auch alle ehemaligen Außenminister Polens seit der demokratischen Wende 1989 vor, den Interessen Polens zu schaden. Seine kurzfristige Absage des Gipfels ohne Nennung ernsthafter Gründe sei eine "Missachtung" der Partnerländer.
Besorgnis in Europa wächst
Der polnische Präsident hatte zuletzt Zweifel am pro-europäischen Kurs seines Landes geweckt. Dazu trug die Aufnahme zweier europakritischer Splitterparteien in die Regierung ebenso bei wie Kaczynskis Beharren auf einer sehr national ausgerichteten Außenpolitik.
Offiziell wiegeln Polens Partner in Europa ab. Aber im privaten Kreis räumen europäische Diplomaten ein, dass es immer schwieriger wird, mit der polnischen Regierung unter der Führung der Kaczynski-Brüder zusammenzuarbeiten.
Reichlich Konflikte mit EU
Seit ihrem Amtsantritt im Herbst hat diese Regierung schon jede Menge Streit mit der EU: bei der Mehrwertsteuer, der Privatisierung der Banken, der deutsch-russischen Gaspipeline, der europäischen Verfassung, dem Euro und bei der Rolle der Homosexuellen in der Gesellschaft.
Demonstrativ ungerührt reagierte jedenfalls Bascha Mika, Chefredakteurin der "taz". Sie erklärte in einem Zeitungsinterview, sie habe den "Eindruck, dass polnische Politiker nicht wissen, was Redefreiheit ist". Es habe sich bei dem Text zudem eindeutig um Satire gehandelt.
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