"Kein Sex - ich wollte nur angeben"

RAI-Chef verspricht eine "interne Untersuchung" zum Sex-Fall Sottile.
Der Skandal um den verhafteten italienischen Prinzen Vittorio Emanuele von Savoyen zieht in Italien immer weitere Kreise. Die Debatte über die Abhörprotokolle in der Affäre stellen in den Medien auch alle Fußballschlagzeilen in den Schatten.

Im Zentrum der Affäre steht nicht nur der Spross des einstigen italienischen Königshauses, dem erst unter Ex-Premier Silvio Berlusconi die Einreise nach Italien gestattet wurde, sondern auch Politiker der alten Berlusconi-Koalition.

Finis Entourage unter Druck
Jeden Tag tauchen neue Berichte und Protokolle auf, in denen vor allem der Chef der größten Oppositionspartei, Gianfranco Fini von der Alleanza Nazionale, unter Druck kommt.

Finis süditalienischer Pressesprecher Salvatore Sottile ist mittlerweile eine der Hautfiguren des Skandals. Die Staatsanwaltschaft von Potenza hat Sottile sogar unter Hausarrest gestellt.

Sottile und der Prinz
Sottile, der enge Beziehungen zum Prinzen hat, soll während der Zeit, als Fini Außenminister war, in seinem Büro im Außenministerium junge Frauen gegen das Versprechen einer Karriere bei der RAI zum Sex genötigt haben.

Eine davon ist das italienische Model Elisabetta Gregoraci - pikanterweise Freundin des Formel-1-Zampanos Flavio Briatore. Sie dürfte, so legen es zumindest die Protokolle von Telefonaten nahe, zwei Mal nähere Kontakte mit Sottile gehabt haben.

Sottile, so zitierte ihn die "Stampa" am Donnerstag, bestreitet, mit Gregoraci Sex gehabt zu haben. "Elisabetta ist eine Freundin." Am Telefon habe er nur angeben wollen.

Sottile rief bei der RAI an
Veröffentlicht wurden auch Telefongespräche zwischen Sottile und dem Vizepersonalchef der RAI. Sottile schlug junge Frauen für Sendungen vor und machte dabei zum Teil sexuelle Anspielungen.

Der Präsident des Fernsehsenders, Claudio Petrucci, versprach eine "interne Untersuchung" zu dem Vorwurf, Sottile habe Frauen gegen Sex-Dienste die Teilnahme an Fernsehsendungen der RAI versprochen.

In einem Verbrecherring
Der Vorwurf tauchte im Haftbefehl auf, der zur Festnahme Vittorio Emanueles geführt hatte. Darin heißt es, Sottile habe "Vorteile aus seiner Position gezogen, um sexuelle Dienste von jungen Frauen zu erhalten". Sottile wurde unter Hausarrest gestellt, weil er an demselben Verbrecherring beteiligt sein soll wie Vittorio Emanuele.

Auch Finis Frau verwickelt
Auch Finis Frau Daniela ist wegen ihrer Beziehungen zu Sottile unter Druck geraten. Sie soll Sottile um Gefälligkeiten für Bekannte gebeten haben.

"Ich glaube nicht, dass meine Frau belastet werden darf, nur weil sie mit mir verheiratet ist. Sie hat nichts mit dieser Geschichte zu tun", empörte sich Fini.

Woodcocks neuer Fall
Andere Vertreter der früheren Regierung Berlusconi versuchen die Affäre um den Savoyen-Prinzen als reine Seifenblase des Staatsanwalts von Potenza, Henry John Woodcock, herunterzuspielen.

Der 39-jährige Ankläger, der Sohn eines lange in Italien lebenden englischen Dozenten, habe schon in der Vergangenheit mit spektakulären Ermittlungen politisches Aufsehen zu erregen versucht, doch seien alle seine Verfahren mangels Beweisen versandet, hieß es.

"Brauchen moralische Reform"
"Italien braucht eine tief greifende moralische Reform. Darüber sollten alle politischen Kräfte nachdenken. Nicht nur aus der Savoyen-Affäre, sondern aus anderen Skandalen geht ein Verhalten hervor, das nicht mehr geduldet werden darf", kommentierte der Präsident der Abgeordnetenkammer, der Kommunist Fausto Bertinotti, die Vorfälle.

Links: