Sechs Türme paarweise errichtet

Der militärische Wert der Wiener Flaktürme galt von Anfang an als eher gering.
Die Flaktürme gehören in Wien zu den am besten sichtbaren Relikten des Zweiten Weltkrieges. Sechs Stück wurden errichtet - und sie alle existieren noch. Zwei der Betonmonumente stehen im Augarten, zwei im Arenbergpark, jeweils einer in der Stiftskaserne sowie im Esterhazypark.

Drei der Türme wurden für neue, friedlichere Aufgaben adaptiert. Diese erfüllen sie besser als ihren ursprünglichen Zweck - denn zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung waren die Ungetüme militärisch kaum noch von Nutzen.

Drei mal zwei Türme
Am 9. September 1942 wurde vom NS-Regime der Bau von Flaktürmen zum Schutz des Wiener Stadtgebietes beschlossen. Gebaut wurden sie in den Jahren 1943 und 1944 nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich Tamms.

Die Türme wurden paarweise errichtet: Auf dem Gefechtsturm befanden sich die Flugabwehrgeschütze, auf dem Leitturm waren Radar-, Rechen- und Scheinwerfereinrichtungen untergebracht.

Bomber flogen zu hoch
Zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung war ihr militärischer Wert bereits fraglich. Die Bombergeschwader flogen inzwischen so hoch, dass sie mit der Flak kaum noch erreichbar waren. Umso mehr gewannen die Türme als Luftschutzbauten an Bedeutung, verfügten sie doch nicht nur über dicke Mauern, sondern auch über eine autarke Strom- und Trinkwasserversorgung.

Sprengung nicht möglich
Während vergleichbare Bauten in Berlin gesprengt und jene in Hamburg umgestaltet wurden, sind die Türme in Wien so gut wie unverändert erhalten geblieben. Eine Sprengung der Gebäude war angesichts des umliegenden, dicht verbauten Gebietes nicht möglich.

Laut einer Studie, die im Auftrag der Stadt Wien im Jahr 2002 erstellt wurde, sollen die Stahlbetonbunker ihren Mahnmal-Charakter behalten. Eine Änderung des äußeren Erscheinungsbildes ist nicht erwünscht, Aufbauten werden von Denkmalschützern und auch von der Stadt abgelehnt.

Debatten über Verwendung
Tatsächlich gibt es bis heute Diskussionen über die Verwendung der Kolosse. Bis vor rund zwei Jahren stand etwa die Aufstockung des Turmes im Esterhazypark im Raum. Vorgesehen war eine Nutzung des Zubaus als Hotel. Davon übrig geblieben ist die Idee, ein Cafe auf der Plattform zu errichten.

Der Esterhazy-Turm ist bereits jetzt eine Art Freizeit-Oase: Im Inneren ist das Haus des Meeres untergebracht, das Äußere dient als spektakulärer Klettergarten. Verborgen bleibt hingegen das Treiben im Turm in der Stiftskaserne beim MuseumsQuartier: Das Gebäude wird vom Bundesheer genutzt.

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