1993, als der "Boss der Bosse" Toto Riina gefasst wurde, übernahm er das Kommando in der Cosa Nostra. Über 40 Jahre war Provenzano auf der Flucht.
Der "Traktor"
"Mann ohne Gesicht" nannten ihn die Fahnder oder auch einfach "das Gespenst": Provenzano war der höchste Mafia-Boss in Italien - sein interner Spitzname: "der Traktor".
Familienvater und Katholik
Der Mann im Dunkeln gebe die Aufträge beim Geschäft mit Drogen und Erpressung, hieß es. Briefe schreiben, so die Fahnder, sei eine seiner Leidenschaften, vor allem an die Familie.
"Küsse mir die Kinder", beende er seine Briefe, gelegentlich auch mit "Der Herr segne und behüte Euch". Ein zärtlicher Familienvater sei er, ein gläubiger Katholik, ein Mitglied der "ehrenwerten Gesellschaft" eben, so die Gerüchte.
Verurteilt und totgesagt
Um das "Phantom" rankten sich Legenden. "Er schießt wie ein Gott. Schade, dass er das Hirn eines Huhns hat", urteilte ein Boss. Sechs Mal verurteilten die Richter Provenzano zu lebenslang. Mehrmals hatte die Polizei ihn totgesagt.
Dann hieß es, er leide an einer Nierenkrankheit und habe sich in Krankenhäusern in Palermo und Genua behandeln lassen.
Bei Straßenkontrolle entkommen?
Angeblich sei er Ende der 90er Jahre auf Sizilien in eine Straßenkontrolle geraten - doch die Polizisten hätten nicht bemerkt, wer ihnen ins Netz gegangen sei.
Immer wieder zog Provenzano den Kopf aus der Schlinge: Die "Omerta", das Gesetz des Schweigens, funktionierte.
Aufenthaltsort bekannt?
"Eine Flucht ohne Beispiel in Europa und in der Welt", kommentierten die italienischen Medien. Die Ermittler waren sich ziemlich sicher, wo der "Pate" steckt: in der Nähe seines berühmt-berüchtigten Heimatdorfes in den Bergen Siziliens.
"Ein König kann nur im eigenen Land regieren", meinte ein hoher Staatsanwalt in Palermo. "Er ist in der Gegend von Corleone."
Treffen mit der Ehefrau
Seine Ehefrau und seine beiden Söhne Angelo und Paolo hätten zeitweise in Deutschland gelebt, heißt es. Seit Anfang der 90er sind sie wieder in der Mafia-Hochburg Corleone.
Dort betrieben sie eine Wäscherei, bis die Behörden ihnen das untersagten. Experten gingen davon aus, dass die Eheleute einander ab und zu trafen.
Mauer des Schweigens
Als vor ein paar Jahren eine der engsten Vertrauten Provenzanos in die Falle ging, kam bei den Fahndern Hoffnung auf, dass man "das Gespenst" doch zu fassen kriegt. "Jedes Polizeiauto in Sizilien hat ein Computerbild bei sich, wie Provenzano heute aussehen könnte", hieß es in den Medien.
Genutzt hatte das lange Zeit nichts. "Viele Bauern bei Corleone könnten uns sagen, dass er vor zehn Minuten vorbeigekommen ist", sagte schon vor ein paar Jahren der Staatsanwalt von Palermo. "Aber sie tun es nicht."
Link:
- Bernardo Provenzano (Wikipedia)