Litt an seltener Krankheit

Bis 1996 Herausgeber des "profil", seit 1999 Leiter des eigenen Czernin Verlages.
Der Journalist und Verleger Hubertus Czernin ist am Samstag im 51. Lebensjahr gestorben. Wie der "Standard" berichtet, litt Czernin seit Jahren an einer zuvor unbekannten Form der Mastozytose, die daher den Namen "Morbus Czernin" erhielt.

Für Aufsehen sorgte 1996 seine Ablöse als "profil"-Herausgeber. 1999 gründete er den nach Eigendefinition "kleinen, aber feinen" Czernin Verlag.

Dort sind seither zahlreiche Bücher zur österreichischen Kultur- und Geistesgeschichte und zu aktuellen Themen erschienen.

Wichtige Rolle bei Klimt-Rückgabe
Czernin selbst brachte in den vergangenen Jahren Publikationen zu kirchenpolitischen Themen ("Das Buch Groer") sowie zu Restitutionsfragen heraus, die im Mittelpunkt der Bücher "Die Auslöschung" und "Die Fälschung" (zwei Bände) stehen.

In den letztgenannten Werken ging Czernin auch dem erst heuer entschiedenen Fall Bloch-Bauer nach. In den Bemühungen um die Rückgabe der Bilder an die Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann spielte er eine wichtige Rolle.

Am Dienstag hätte Hubertus Czernin von der jüdischen Hilfsorganisation B'nai B'rith "für herausragende humanitäre Leistungen" geehrt werden sollen.

Recherchen zu Waldheim und Haider
Czernin kam am 17. Jänner 1956 zur Welt. Nach seiner Matura 1974 studierte er Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaften. Ab 1979 war er als freier Mitarbeiter für die "Wochenpresse" tätig, wo er 1981 innenpolitischer Redakteur wurde.

1984 wechselte er als Redakteur zum "profil". Internationales Aufsehen erregten unter anderem seine Recherchen zum Fall Waldheim und zum Aufstieg Jörg Haiders. 1992 wurde er Herausgeber des Nachrichtenmagazins.

Wirbel um "profil"-Cover
Seine Ablöse im Frühling 1996 sorgte für gehörigen Wirbel. Vorangegangen war ein monatelanges Tauziehen, bei dem sich die "profil"-Redaktion hinter den Herausgeber stellte.

Als Auslöser galt ein Cover des Nachrichtenmagazins, auf dem der Kopf des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky (SPÖ) auf einen nackten Körper montiert war. Trotz scharfer Proteste der Redaktion, der Grünen, Liberalen und auch Freiheitlichen wurde ihm schließlich gekündigt.

Seit 1999 Leiter des Czernin Verlags
Czernin wechselte daraufhin als Geschäftsführer zum Molden Verlag. Die Entscheidung, diesen zu verlassen und einen eigenen Verlag zu gründen, fiel im Jahr 1999 vor allem aus gesundheitlichen Gründen.

"Profil"-Chef Rainer würdigt Ex-Kollegen
"Profil"-Herausgeber und -Chefredakteur Christian Rainer würdigte seinen ehemaligen Kollegen am Sonntag als "eine der großen Journalistenpersönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte.

Czernin "war ein überzeugter Österreicher, der verstanden hatte, dass sich das Land seiner Geschichte stellen muss, um sie zu überwinden. Die 'profil'-Redaktion möchte seiner Familie ihre Anteilnahme ausdrücken. Wir sind sehr traurig", so Rainer.

"Kurier"-Chef Kotanko: "Mutiger Mann"
Auch der Chefredakteur des "Kurier", Christoph Kotanko, gedachte des Verstorbenen: "Hubertus Czernin begann seinen journalistische Tätigkeit in den 70er Jahren beim Kurier und bei der Wochenpresse. Er war ein mutiger, wortmächtiger Mann, einer der wichtigsten Publizisten des Landes."

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