Die Bilder hätten Grassers höchstpersönlichen Lebensbereich verletzt und ihn öffentlich bloßgestellt, stellte Richter Friedrich Forsthuber in der Urteilsbegründung fest.
Grasser: "Völlig niveaulos"
Grasser zeigte sich nach der Verhandlung hoch zufrieden, "weil man mir in völlig niveauloser Weise in mein Privatleben eingegriffen hat", wie er den zahlreich erschienenen Journalisten erklärte. Das Gericht habe festgestellt, "dass auch ein Finanzminister ein Recht auf ein Privatleben hat".
Knapp 50 Minuten hatte der Richter den Finanzminister zum Zu-Stande-Kommen der unscharfen, verwackelten Fotos vernommen, die sich für Forsthuber als Abbildung "einer Kussszene, die weit über eine normale hinausgeht, nämlich eine Kussszene im Rahmen einer Liebesbeziehung", darstellten.
"Ich fühlte mich sehr privat"
Grasser betonte, er habe nicht mitbekommen, dass er damals fotografiert bzw. gefilmt wurde: "Ich fühlte mich sehr privat. Ich habe weder damit gerechnet noch rechnen können. Ich hätte aus beruflichen und privaten Gründen alles getan, um es zu vermeiden."
Auf den "News" zugespielten Bildern und einem ebenfalls heimlich mitgeschnittenen, vier Minuten langen Film ist zu sehen, wie der Finanzminister Fiona Swarovski nicht bloß flüchtig küsst. Er war damals noch mit Natalia Corrales-Diez, einer ehemaligen Praktikantin im Finanzministerium, verlobt.
"Größter Wert auf Privatsphäre"
"Ich lege größten Wert auf das Wahren meiner Privatsphäre", bemerkte Grasser. Er habe daher "kein Interesse, eine Veröffentlichung aus meinem Privatleben zu erfahren".
Der Minister verbrachte nach eigenen Angaben mit Fiona Swarovski Mitte März ein privates Wochenende in Paris. Man sah sich Museen an, ging Abendessen und setzte sich vor dem Heimflug im Flughafenareal eine halbe Stunde in eine Bar. "Mehr oder weniger" zum Kaffeetrinken, wie er dem Gericht erklärte.
Dabei nahm Grasser seine Begleiterin auf den Schoß. Eine Kellnerin wurde gebeten, "für unsere privaten Zwecke eine Aufnahme zu machen", so Grasser.
"Eine Skandalgeschichte"
Dass er dabei angeblich von einer Wiener Schulklasse und österreichischen Touristen beobachtet und - so zumindest "News" - ebenfalls fotografiert wurde, habe er erst wenige Stunden vor der Veröffentlichung des "News"-Artikels erfahren, sagte der Minister.
Dabei habe er "völlig unmissverständlich" betont, dass er das nicht wolle. Das Magazin habe daraus aber "eine Skandalgeschichte im Boulevardstil" gemacht.
"Hat sich beruflich ausgewirkt"
Das habe sich beruflich und privat ausgewirkt, führte Grasser weiter aus. Wenige Wochen später hätten ihn und die Kristallerbin bei einem Aufenthalt auf Capri 15 bis 20 Fotografen "hinter Bäumen, zwischen Sträuchern, am Meer" belagert: "Man hat nicht einmal die Türe aufgebracht. Ein unglaublicher Eingriff ins Privatleben!"
"News" habe "eine Welle der Berichterstattung über mein Privatleben losgetreten, die ich so nicht gekannt habe und verurteile", klagte Grasser.
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