Die slowakische Hauptstadt Bratislava sieht sich in jüngster Zeit mit einem Ansturm britischer Männer konfrontiert, die mit festen und eindeutigen Absichten kommen: Sie wollen Spaß, ehe sie im Hafen der Ehe landen. Und Bratislava hat sich für diese Zwecke offenbar als "Hot Spot" herauskristallisiert.
Allein dieses Wochenende seien 600 britische Touristen zu "Stag Do" (Junggesellen)-Ausflügen nach Bratislava gekommen, schreibt die Boulevardzeitung "Novy Cas" in ihrer Montag-Ausgabe.
"Bier, Mädchen, alles"
"Es ist großartig - Bier, Mädchen, alles", wird der britische Busfahrer William zitiert, während ihn ein Taxi in ein Bordell bringt.
"Ich liebe die slowakischen Mädchen. Sie sind hübsch und billig", präzisiert George, der seinen Freund auf den Poltertrip nach Bratislava begleitet.
Der Vergleich macht sicher
Die Zeitung verglich die Kosten für ein Junggesellen-Wochenende in London mit jenen in Bratislava.
Während man in der britischen Metropole für Getränke, Essen und die Dienste einer Prostituierten 318 Euro locker machen müsse, seien es in der slowakischen Hauptstadt einschließlich der Kosten für die Unterkunft 85 Euro.
Veranstalter werben für "Party-Stadt"
Laut einer AFP-Reportage gehören zu einem insgesamt etwa 580 Euro teuren Programm der Besuch von fünf Nachtclubs, ein Paintball-Wettbewerb, eine Nacht im Kasino und eine Striptease-Show.
Das Image als Party-Stadt wird von spezialisierten Agenturen wie Pissup befördert. "Großartig aussehende Frauen und Osteuropas günstigstes Essen und Bier" verspricht der Veranstalter auf seiner Website.
"Ein ordentliches Besäufnis"
Die britische Muttergesellschaft hat die Stadt Ende 2005 in die Liste der Party-Ziele aufgenommen und rechnet dieses Jahr mit 3.000 Touristen aus England, die in Bratislava ihren Abschied vom Junggesellenleben feiern.
Pissup ist auf Polterabende sowie Partys von Geschiedenen spezialisiert. "Es geht bei diesen Reisen immer um das Gleiche: ein ordentliches Besäufnis", sagt eine Pissup-Managerin.
70 Prozent feiern lieber im Ausland
Rund 70 Prozent dieser fest zur britischen Tradition gehörenden Partys werden laut Londoner Außenministerium bereits nicht mehr auf der Insel gefeiert.
Weil Engländer heutzutage später heirateten und daher mehr Geld zur Verfügung hätten, habe sich dieser Markt so stark entwickelt, heißt es in einer Analyse der Investmentbank Morgan Stanley.
Nur Männer interessiert
Bisher hätten sich nur Männer von dem Angebot begeistern lassen, gesteht indes eine Pissup-Managerin.
Dazu kommt, dass durch Billigflüge neue Ziele hinzugekommen seien und die EU-Erweiterung die Reisemodalitäten erleichtert habe. Ryanair etwa fliegt bekanntlich Bratislava an.
"Laut und ungesittet"
Die zu 70 Prozent katholischen Slowaken sind vom Einfall der Briten wenig begeistert. Die Junggesellen seien "häufig sehr laut und immer ziemlich ungesittet", heißt es.
"Vielleicht glauben sie, dass gutes Benehmen überflüssig ist, weil sie sich in einem osteuropäischen Land befinden und deshalb mit ihrem Geld angeben können", wird ein Slowake von der AFP zitiert.
Polizei verstärkt Einsatz
Für Negativschlagzeilen sorgte jüngst eine Gruppe von Briten, die eine Statue in der Altstadt von Bratislava demolierte. Den Randalierern gelang es, der Metallskulptur einen Arm abzureißen, die Polizei hat seither ihre Präsenz in der Altstadt verstärkt.
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