Das zweite große Wiener Opernhaus, die Volksoper am Währinger Gürtel, ist mit 107 Jahren jünger als die Staatsoper mit 137 Jahren. Bisher wirkten an dem Haus 25 Direktoren in 21 Direktionen, zuletzt Noch-Chef Rudolf Berger.
Als Oper war das Haus dabei gar nicht geplant. Das "Kaiserjubiläums-Stadttheater" wurde 1898 zu Ehren des fünfzigjährigen Thronjubiläums von Kaiser Franz Josef eröffnet und hatte zunächst den Auftrag, als Sprechtheater Kultur in den Außenbezirken Wiens zu verbreiten.
1904 erstmals Oper
Zur Eröffnung zeigte Adam Müller-Guttenbrunn, der erste Direktor des Hauses, Heinrich von Kleists "Hermannsschlacht". 1903 übernahm Rainer Simons als künstlerischer Leiter das Haus. Der gebürtige Kölner etablierte unter seiner Direktion den Begriff "Volksoper".
Am 15. September 1904 wurde als erste Opernvorstellung in dem Haus Carl Maria von Weberns "Freischütz" gezeigt. Ab 1906 wurde nur noch Musiktheater gespielt, und die Volksoper entwickelte sich zu einer ernsthaften Konkurrenz für die damalige Hofoper.
Goldene Ära vor Erstem Weltkrieg
Berühmte Sänger wie Leo Slezak und Richard Tauber gastierten am ehemaligen Stadttheater. 1907 zeigte man die Wiener Erstaufführung von Giacomo Puccinis "Tosca"; 1910 folgte "Salome" von Richard Strauss.
Zudem gelang Simons ein Kunststück, das keiner seiner Nachfolger bis heute zu Stande brachte: Er führte die Volksoper ohne jede Subvention. Raoul Mader und Felix Weingartner, die auf ihn folgten, konnten an seine Erfolge nicht anschließen.
Notsperre in den 20ern
Inflation, Theaterkrisen und das Ausbleiben des Publikums führten dazu, dass das Haus von Dezember 1924 bis August 1925 geschlossen wurde und man im Oktober 1925 Konkurs anmelden musste.
Im März 1938 wurde die Volksoper schließlich unter die finanzielle Verwaltung der Gemeinde Wien gestellt und nach einer Generalsanierung am 18. Oktober mit Ludwig van Beethovens "Fidelio" eröffnet.
Wiens erstes Musical-Theater
Nach Kriegsende diente das Haus von 1945 bis 1955 als Ausweichquartier für die durch Bomben zerstörte Wiener Staatsoper. 1955 übernahm Franz Salmhofer die Direktion. Die Volksoper erhielt ein eigenes Ballett und zeigte in ihrem Spielplan neben Oper und Operette auch erstmals Musicals wie Leonard Bernsteins "West Side Story" und "Kiss me Kate" von Cole Porter.
Schon einmal "Filiale" von Staatsoper
Auf Salmhofer folgten Albert Moser (1963-1973), Karl Dönch (1973-1986) und Eberhard Waechter (1986-1992). Dieser hatte gemeinsam mit Ioan Holender 1991 als Generalsekretär auch die Leitung der Wiener Staatsoper, die damit erstmals unter gemeinsamer Direktion mit der Volksoper geführt wurde, übernommen.
Nach Waechters Tod übernahm Holender 1992 die alleinige Direktion beider Häuser, und übergab 1996 die Leitung der Volksoper an Klaus Bachler.
Letzte Direktoren gaben auf
Dem späteren Burgtheater-Chef Bachler folgte 1999 Dominique Mentha, der bereits 2003, statt wie geplant 2005, das Handtuch warf. Auch dessen Nachfolger Rudolf Berger wird die Volksoper nicht erst 2008, sondern schon 2007 verlassen.
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