49 Prozent werden verkauft

31,5 Millionen Aktien stehen zum Verkauf. Lob und Kritik für Börsengang.

  Die Österreichische Post AG hat am Montag die Preisspanne und den Terminplan für den Börsengang bekannt gegeben. Die Zeichnungsfrist beginnt am Dienstag und endet am 30. Mai. Am 31. Mai soll die Aktie an der Börse platziert werden.

Die Preisspanne beträgt 17 bis 19 Euro. Es werden bis zu 49 Prozent der Post über die Wiener Börse angeboten. Die Zahl der Aktien beträgt 31,5 Millionen plus eine Mehrzuteilungsoption (Green Shoe) von 2,8 Millionen Aktien.

Dritte europäische Post

Nach den nationalen Postanbietern Deutschlands und der Niederlande ist die Österreichische Post das dritte europäische Postunternehmen, das den Schritt an die Börse gewählt hat.

70-Mio.-Ausschüttung geplant

Die Post will im Falle eines "stabilen Marktumfelds" für das Jahr 2006 70 Mio. Euro an Dividende ausschütten. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von etwa 70 Prozent des Gewinns. Zumindest diese Größenordnung ist auch für die kommenden Jahre geplant.

Hunderte Millionen für Grasser

Die meiste Freude mit dem Börsengang wird aber Finanzminister Karl-Heinz Grasser haben: Er erhält durch den Verkauf von 49 Prozent des bisherigen Staatsbetriebes bei einem angenommenen Preis von 18 Euro rund 670 Mio. Euro fürs Budget.

Risikofaktor BAWAG

Ein wesentlicher Unsicherheitsfaktor für die Unternehmensentwicklung ist die turbulente Lage rund um die BAWAG P.S.K. "Rund die Hälfte der Außenumsätze des Geschäftsfeldes Filialnetz stammen aus dem Vertrieb von Finanzprodukten der BAWAG P.S.K. auf Grund eines langfristigen Kooperationsvertrages", heißt es dazu im Börsenprospekt.

Die Post schloss am Montag negative Auswirkungen der BAWAG-P.S.K.-Krise auf die geplante Dividende aus. Post-Chef Wais ließ aber auch einen möglichen Einstieg bei der BAWAG offen.

Wie viele Postämter werden geschlossen?

Noch offen ist auch, wie viele der derzeit unter Beobachtung stehenden 47 Postämter geschlossen werden. Heuer jedenfalls bleiben alle Ämter bestehen.

Dass zusätzlich zu den unter Beobachtung stehenden Filialen Schließungen dazukommen, schloss die Post bis zum Jahr 2008 aus.

Keine "Volksaktie"

Anders als beim Telekom-Austria-Börsengang handelt es sich bei der Post nicht um eine
"Volksaktie". Weder gibt es einen fünfprozentigen Frühbucherbonus wie beim Börsengang der Telekom Austria noch Gratisaktien als Belohnung für eine längere Behaltefrist.

Gorbach und IV: Erfolgsgeschichte

Lob für den bevorstehenden Börsengang gab es am Montag von Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ) sowie der Industriellenvereinigung (IV). Kritik kam hingegen von der SPÖ.

"Der Börsengang ist eine nachhaltige Wachstumsstrategie. Deshalb ist der Schritt ein wirtschaftspolitischer Meilenstein", so Gorbach. Mit dem Börsengang habe das Unternehmen die Möglichkeit, "sich optimal auf die Herausforderungen eines liberalisierten Marktes vorzubereiten", so die IV.

Kritiker: Schlechteres Service

Kritiker weisen dagegen darauf hin, dass durch die Einsparungen die Postversorgung in Österreich schlechter geworden sei.

Die SPÖ erneuerte am Montag ihre Kritik: Sie sei nicht grundsätzlich gegen einen Börsengang, er geschehe aber übereilt. Die Oppositionspartei befürchtet deshalb Wettbewerbsnachteile für das Unternehmen, eine weitere Schließungswelle von Postämtern und Mitarbeiterabbau.

Linksblock: "Verhöhnung"

Weiterhin ablehnend zum Post-Börsengang äußerte sich auch der Gewerkschaftliche Linksblock. Er bezeichnete den kolportierten Werbeaufwand von zehn Millionen Euro für den Börsengang als "Verhöhnung der Steuerzahler" und den IPO an sich als "Verschleuderung von Volksvermögen".

Mitarbeiter wurden umgestimmt

Mitarbeiter der Post hatten unterdessen ihren Widerstand gegen den Börsengang längst aufgegeben - sie werden dafür großzügig beteiligt.

Link:

 
  ORF.at