Wie Fforde zum Star wurde | |
Vom Hobby-Schriftsteller zum international anerkannten Science-Fiction-Autor.
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Eines kann niemand Jasper Fforde vorwerfen: dass er schnell aufgibt. 76 Mal waren Romane von ihm abgelehnt worden, bevor etwas veröffentlich wurde. War es schwierig, damit umzugehen? Im Gespräch mit ORF.at verneint Fforde das. Er hat sich zu diesem Thema offenbar bereits ein reiches Repertoire an Bonmots zurechtgelegt: "Ich habe zehn Jahre lang geschrieben, sechs Romane, bevor ich das erste Mal veröffentlicht wurde. Wenn man das so betrachtet, habe ich mich gar nicht wirklich bemüht. Ich wurde ja nur 7,6 Mal pro Jahr abgelehnt. Naja, hört sich nicht so gut an, oder?" Immer noch ein Buch Er habe jedes neue Buch mit den üblichen Briefen verschickt. In den Antworten der Verlage sei immer dasselbe gestanden: "'Nein danke, aber schreiben Sie doch noch ein Buch.' Dann habe ich eben noch ein Buch geschrieben - wenn sie es unbedingt wollten", lacht Fforde. Er habe einen langen Atem - "und am Ende hat es dann ja auch funktioniert. Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben." Schreiben war nur Hobby Abgesehen davon habe es ihm "wirklich Spaß gemacht", zu schreiben: "Es war mein Hobby. Ich hatte einen guten Job als Kameramann und bin viel gereist. Aber ich wollte eben mehr." "Ich dachte, der absurde Muppet-Show-artige Humor müsste die Leute erreichen - und Gott sei dank hat er das. Nach all den Jahren, die ich etwas anderes gemacht habe, hatte ich endlich etwas gefunden, was ich gut konnte." Niemand wollte "Jane Eyre" Als erstes Buch schrieb er "The Big Over Easy", dann "The Fourth Bear"; dann "Jane Eyre"; dann zwei weitere Bücher, die bis heute nicht verlegt wurden. Erst während er sein sechstes Buch schrieb, wurde "Jane Eyre" entdeckt. Es war das dritte Buch, das er zu schreiben begann, aber das fünfte, mit dem er fertig wurde. Immer wieder gab er "Jane Eyre" auf, schrieb an etwas anderem. Doch der Stoff ließ ihm keine Ruhe. Er griff ihn immer wieder auf, um "daran herumzufummeln". "Und als das Buch dann endlich fertig war, wurde es abgelehnt - oft abgelehnt", wobei Fforde das "oft" besonders betont. Es habe niemanden interessiert. "Ein ganz schönes Tempo" Eher zufällig, so Fforde, habe er dann eine gute Agentin gefunden, die wusste, wie man so ein Manuskript "über den richtigen Schreibtisch wandern lässt". Ab da habe sich das Blatt gewendet: "Man ist seines eigenen Glückes Schmied. Als ich meiner Agentin sagte, ich habe noch fünf weiter Bücher in petto, war ihr einfach klar, dass ich es ernst meinte und jemand bin, der dranbleibt. Es werden keine Autoren gesucht, die nur ein Buch schreiben können. Es werden Autoren gesucht, die schreiben, schreiben und schreiben - jedes Jahr ein neues Buch." Heuer erscheint Ffordes sechstes Buch in sechs Jahren: "Ein ganz schönes Tempo, aber auch viel Spaß." Wie Thursday Next zur Serie wurde Die Idee, eine eigene Welt der Bücher zu erschaffen, sei ihm erst nach "Jane Eyre" gekommen. In "Jane Eyre" reist Thursday Next ja nur in ein einziges Buch. Der erste Next-Roman sei ein Buch für sich selbst gewesen, Fforde habe keine Serie geplant gehabt. Als es der Verlag angenommen habe, habe es geheißen: "Ja, wir wollen es. Aber können Sie nicht eine Fortsetzung schreiben, eine Serie daraus machen? Da habe ich natürlich nicht gesagt: Ich schreibe keine Bücher für euch, lasst mich in Ruhe." Die Buchwelt spontan erfunden Er habe zugesagt: "Sie wollten wissen, worüber ich schreiben werde. Ich erfand irgendetwas." Erst da habe sich Fforde überlegt, die eigene Welt der Bücher zu erfinden, in der alle Bücher aufbewahrt werden und in der es eine eigene Bücherpolizei gibt, die Einfluss auf die Handlung nehmen kann. Ab da habe es parasitäre Lebensformen, die "Grammassiten" gegeben, und Tippfehler seien ein "Virus" geworden. Auf vielfältige Art und Weise, so Fforde, seien die Folgeromane von "Jane Eyre" weit fantasievoller: "'Jane Eyre' ist ein ordentliches Buch. Aber die anderen, allen voran 'Im Brunnen der Manuskripte', sind voll von Ideen." Er sei sich gar nicht sicher gewesen, ob ihm die Menschen bei der Logik der von ihm entworfenen Bücherwelt folgen können würden. Erst die dritte Folge ("Im Brunnen der Manuskripte") spiele vollkommen in der Buchwelt: "Habt Spaß da drin!" Ein halbes Jahr pro Buch Die vierte Folge, "Something Rotten", erscheint im Oktober bei dtv auf Deutsch unter dem Titel "Es ist was faul". Für eine Fortsetzung suche er bereits nach Ideen, "aber es ist noch nichts fix". Er werde im Oktober anfangen, intensiv daran zu arbeiten: "Ich arbeite meistens über den Winter. Es dauert fünf, sechs Monate der intensiven Arbeit, bis ein Buch fertig ist. Wenn ich im März noch nicht fertig bin, arbeite ich durch bis zum Ende. Ich spiele endlos mit den Worten herum. Es gibt immer wieder Ideen, die ich dann verwerfe, und dann lasse ich mir neue einfallen." Kannibalismus bei den Grimms "The Big Over Easy", eigentlich Ffordes erstes Buch, erschien im englischsprachigen Raum nach "Something Rotten". Es eröffnet die Reihe der "Nursery Crimes", bei der eine Kinderreim-Kriminalitätsabteilung ermittelt. In der ersten Folge geht es um Humpty Dumpty, der von der Wand gefallen ist. Es gilt aufzuklären, wer ihn da hinuntergestoßen hat. Kinderreime seien "unglaublich brutal", so Fforde. Das Hänsel-und-Gretel-Lied nennt er als Beispiel: "Da gibt es Kindesentführung, das Einsperren eines Kindes, versuchten Mord, Kannibalismus und schließlich Mord. Ein schrecklicher Reim für Erwachsene mit psychischen Problemen, aber für Kinder komplett harmlos. Deshalb, so war meine Idee, muss es eine Polizeiabteilung geben, die sich um Kinderreimverbrechen kümmert." Ehekrise bei Familie Bär In der zweiten Folge geht es um Goldlöckchen und die drei Bären. Irgendetwas stimme nicht, so Fforde, weil Mama Bär und Papa Bär nicht in einem gemeinsamen Bett schlafen. Das gelte es aufzuklären. Der Roman erscheint im August auf Englisch. In Sachen "Nursery Crimes" laufen noch die Verhandlungen für eine Übersetzung ins Deutsche. Entertainer auch zu Hause Eine zentrale Rolle spielt für Jasper Fforde seine Familie. Mit seiner Frau spricht er sich immer wieder über Details in seinen Büchern ab. Fforde spricht auch gerne über seine Kinder. Etwa von seinem "14 äh ... 15-jährigen" Sohn, den er, wie könnte es bei dem Autor der Thursday-Next-Romane anders sein, an eine alternative Realität verloren hat: den Gameboy. Hin und wieder stelle er dem Jugendlichen Fragen, etwa: "Welche Jahreszeit haben wir." Und: "Nenn mir einen Freund." Seine beiden Zwillingstöchter, sie werden heuer 18 (da ist sich Fforde sicher), nimmt er ebenfalls gerne auf die Schaufel. In Anspielung an den oft bemühten Topos der unterschiedlichen Extreme bei Zwillingen will er von ihnen wissen: "Und, wer bist du gerade, der böse Zwilling oder der gute?" Für Humor im Hause Fforde scheint gesorgt. Der Autor ist ein Vollzeit-Entertainer. Erst am Vortag des Interviews kaufte er sich übrigens einen smart: "I love it, it's great fun." Links:
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