Großaktionäre als Stolperstein? | |
OMV hatte Verbund-Aktionären großzügiges Angebot gemacht.
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Unter den am Mittwoch vorgestellten Bedingungen wird es keine Zustimmung der Verbund-Großaktionäre EVN und Wienstrom zur geplanten Übernahme und Verschmelzung von OMV und Verbund geben, hieß es am Vormittag aus Kreisen von EVN und Wienstrom zur APA. Sollte die Fusion weiter angestrebt sein, müsse es zu weiteren Verhandlungen und Gesprächen mit EVN und Wiener Stadtwerken kommen. Der Ball liege nun aber bei den an der Fusion interessierten Unternehmen. Österreichische Stromlösung gefordert Unverzichtbare Voraussetzung für EVN und Wiener Stadtwerke sei dabei jedenfalls die Realisierung der Österreichischen Stromlösung (ÖSL). Wie bekannt, haben sich im Zuge der Österreichischen Stromlösung EVN und Wiener Stadtwerke mit zweistelligen Prozentsätzen am Verbund beteiligt. Der Anteil dürfte derzeit knapp unter der Sperrminorität liegen. Vor allem ein Merger zwischen OMV und Verbund dürfte gegen die Stimmen dieser beiden Großaktionäre nur schwer möglich sein. Wien Energie will die Zustimmung auch von der Gesamtstrategie eines künftigen Großkonzerns abhängig machen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at. Van Staa: Sperrminorität Ein Verbund-Großaktionär ist mit 7,2 Prozent auch die Tiroler TIWAG. Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa (ÖVP) kündigte heute an, er werde die Vorgangsweise mit den Landeshauptleuten von Wien und Niederösterreich abstimmen, zumal die drei Landesgesellschaften Wien-Energie, EVN und TIWAG gemeinsam eine Sperrminorität an der Verbundgesellschaft halten. Skepsis bei Salzburg AG Kritisch sieht der Vorstand des Versorgers Salzburg AG die geplante Fusion. Durch die neue Eigentümerstruktur wären die Nutzung der heimischen Wasserkraft und die Übertragungsnetze für Strom künftig dem freien Spiel der Kräfte an der Börse ausgesetzt. Die Behauptung, die Fusion schütze den Verbund-Konzern vor feindlichen Übernahmen, sei schlichtweg falsch, meinten die beiden Vorstände Arno Gasteiger und August Hirschbichler am Mittwoch. "Die verfassungsrechtliche Bestimmung, 51 Prozent oder mehr in Besitz der Republik zu halten, ist die einzige Möglichkeit, den Ausverkauf der heimischen Assets zu verhindern, und das einzige Instrument, österreichische Interessen sicherzustellen." Auch OMV und Verbund für ÖSL OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider erklärten am Mittwoch in einer gemeinsamen Pressekonferenz, die Österreichische Stromlösung solle auch bei der geplanten Fusion zu Stande kommen. Die Verträge seien fertig und könnten in den nächsten Tagen unterschrieben werden. Dabei bietet die OMV den Verbund-Aktionären einen kräftigen Aufschlag auf den aktuellen Aktienkurs. Pro Verbund-Aktie sollen 425 Euro geboten werden, 20 Prozent mehr als der durchschnittliche Kurs der letzten sechs Monate und 7,7 Prozent mehr als der Schlusskurs von Dienstag. Bis Ende des Jahres Die Fusion sollte im Verhältnis 60:40 erfolgen, gaben OMV und Verbund bekannt. Aktionäre des Verbunds könnten alternativ auch 6,5 neu auszugebende "OMV Verbund AG"-Aktien tauschen. Die Realisierung der Mega-Lösung im Energiebereich soll gegen Ende 2006 realisiert sein, so die beiden Unternehmen. Die beiden Aufsichtsräte haben bereits zugestimmt. Einige Hürden warten noch Zuvor sind allerdings auch die Zustimmungen des österreichischen Parlaments, der in zwei Wochen tagenden OMV-Hauptversammlung und der zuständigen Wettbewerbsbehörden nötig. Zudem ist auch noch die europäische Wettbewerbsbehörde - die EU-Kommission - am Wort. Von ihr werden zumindest Auflagen für den Deal erwartet. An Umsatz- und Kostensynergien werden mindestens 100 Mio. Euro pro Jahr erwartet. Siebenköpfiges Vorstandsteam Die neue "OMV Verbund AG" soll von einem siebenköpfigen Vorstandsteam geleitet werden, bestehend aus den bisherigen Vorständen der beiden Unternehmen, die dann im Prinzip auch weiterhin für ihre Geschäfte zuständig sein sollen. An der Spitze sollen zwei Vorstandsvorsitzende (Co-CEOs) stehen. Diese Struktur gewährleiste die Gestaltung der künftigen Geschäfte des Riesenkonzerns am besten. OMV-Betriebsrat ist dabei Die OMV-Konzernvertretung stimmt dem Zusammenschluss "grundsätzlich" zu. "Angesichts des intensiven europäischen Wettbewerbs und der aggressiven Expansionsstrategie von multinationalen Konzernen ist die neue Energiegruppe mit Sitz in Wien eine sinnvolle europäische Antwort, wie auch in Zukunft Arbeitsplätze erhalten und neue geschaffen werden können", schrieb Konzernbetriebsratschef Leopold Abraham in einer Stellungnahme. Aktien wieder im Aufwind Sowohl die Verbund- als auch die OMV-Aktien zeigten sich am Mittwoch deutlich erholt. OMV-Titel kletterten nach Verlusten von über zehn Prozent am Montag und Dienstag um rund sieben Prozent nach oben. Die Aktien des Verbunds wurden zunächst vom Handel ausgesetzt, verzeichneten danach einen Kurssprung um 5,20 Prozent. Ebenfalls deutlich zulegen konnten im Sog die Papiere der EVN, die um 7,4 Prozent sprangen. Die EVN ist mit mehr als zehn Prozent am Verbund beteiligt. Links: |
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