Überraschung im Poker um die Bildung eines heimischen Energieriesen: Die OMV erwägt nach eigenen Angaben ein Übernahmeangebot für den Verbund. Der Preis würde "gegebenenfalls - dem 'Merger of Equals'-Gedanken folgend" - eine kleine Prämie auf den Durchschnittskurs der letzten Monate enthalten, teilte die OMV Montagabend in einer Aussendung mit.
Im Zuge der Gespräche über eine mögliche Allianz im Energiebereich gebe es "Überlegungen im Sinne des Paragrafen 5 Absatz 2 Übernahmegesetz, eine mögliche Allianz neben anderen Transaktionselementen auch durch ein Übernahmeangebot der OMV an die Verbund-Aktionäre zu erreichen", hieß es.
Die OMV ist um ein Vielfaches größer als der Verbund. In Medienberichten hatte es zuvor geheißen, die beiden Unternehmen sollten in einer "Elefantenhochzeit" fusioniert werden. Der Staat würde keine Mehrheit am neuen Energieriesen mehr haben, berichten "Presse" und "Kurier" in ihren Dienstag-Ausgaben.
Name noch geheim
Die beiden Markennamen würden verschwinden, so die "Presse". Die beiden Gesellschaften OMV und Verbund werde es als solche nicht mehr geben, so die "Presse". An deren Stelle trete ein Energiekonzern, dessen Name noch geheim gehalten werde.
Die Markennamen OMV und Verbund würden nur vorübergehend behalten, mittelfristig verschwinden. Einziges Problem sei die Umfärbung und Umbenennung sämtlicher 1.900 OMV-Tankstellen.
Aktientausch 40:60
Laut "Kurier" wird die Republik ihren 51-Prozent-Anteil am Verbund in die OMV einbringen und die Verbund-Aktien im Verhältnis 40:60 gegen OMV-Aktien tauschen.
Damit würde der Staatsanteil am neuen Energieriesen bei 38 Prozent liegen, an der jetzigen OMV hält die Staatsholding ÖIAG derzeit 31,5 Prozent.
Der aktuelle Börsenwert der OMV liegt derzeit bei rund 17 Mrd. Euro, jener des Verbunds bei etwa 13 Mrd. Euro.
Barabfindung als Alternative
Für die Verbund-Aktionäre werde die OMV nicht nur Aktien zum Tausch, sondern auch eine Barabfindung anbieten. Bei einer "Fusion unter Gleichen" beträgt der Anteil der Republik am neuen Energiekonzern laut "Presse" mehr als 40 Prozent.
Mit Scheichtum abgesprochen
Mit an Bord des neuen Energieriesen ist auch das Scheichtum Abu Dhabi (IPIC), das seine heute 18 Prozent an der OMV mitbringen wird. Die Republik Österreich und IPIC haben sich allerdings darauf verständigt, spätestens nach drei Jahren nur noch zwischen 45 und 49 Prozent an der fusionierten OMV/Verbund zu halten, schreibt die "Presse".
Duo an Spitze des Energieriesen
Einig seien sich die Bosse der beiden Konzerne, OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider, auch in personellen Fragen, berichtete die "Presse".
Geführt werde der neue rot-weiß-rote Energiekonzern mit den Sparten Erdöl, Erdgas und Strom von einem siebenköpfigen Vorstandsteam - bestehend aus den derzeit vier OMV- und den derzeit drei Verbund-Vorständen.
Ruttenstorfer und Haider stünden gemeinsam an der Spitze des neuen Unternehmens. Der Vertrag von Verbund-Chef Haider (64) läuft im Mai 2007 aus.
SPÖ "nicht grundsätzlich dagegen"
Die für ein Abgehen von der Staatsmehrheit am Verbund nötige Zweidrittelmehrheit im Nationalrat sei kein Problem, schreiben beide Zeitungen. Laut SPÖ-Finanzsprecher Christoph Matznetter ("Kurier") will sich die SPÖ "grundsätzlich nicht quer legen".
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