Die rasant wachsende Wirtschaftsmacht China will ihren Öldurst nun auch mit Alternativen zum teuren "schwarzen Gold" stillen.
Die Produktion und Verwendung des Biotreibstoffs Ethanol soll angekurbelt werden. Und dafür will man sich in jenem Land Tipps holen, das wie kein anderes schon seit Jahrzehnten auf diesen Treibstoff setzt: Brasilien.
Zuckerrohr in den Tank
In Rio, Sao Paulo und Brasilia werden inzwischen die meisten Fahrzeuge mit "Schnaps" betrieben. Die Entwicklung wurde nach der großen Ölkrise 1975 mit Milliardensubventionen der Regierung und anderen Erleichterungen in Gang gesetzt.
Ethanol wird in Brasilien aus Zuckerrohr gewonnen. 18 Millionen Tonnen - so viel, wie in keinem anderen Land - wurden 2004 produziert.
Immer mehr Autos können zudem nach Belieben entweder mit Benzin oder dem etwas leistungsschwächeren, aber deutlich billigeren und umweltfreundlicheren Ethanol gefahren werden. Zwei Drittel aller Neuzulassungen haben inzwischen einen dieser Wahlmotoren.
Chinesische Delegation in Brasilien
Mit seiner schnell wachsenden Wirtschaft muss China Alternativen zur Abhängigkeit von fremdem Öl suchen. Und Brasiliens Erfolgsweg scheint da ein viel versprechendes Vorbild zu sein.
Am vergangenen Freitag kehrte eine offizielle Delegation Chinas aus Brasilien zurück, ein weiterer Besuch soll im Juli folgen, berichtet die "Asia Times".
Brasiliens Industrie skeptisch
Zunächst soll es darum gehen, dass China Ethanol aus Brasilien zukauft, hieß es von Seiten der Delegation.
Doch in der brasilianischen Ethanolindustrie ist man skeptisch: Man rechnet eher damit, dass China sich die Abwicklung und die Produktion ansieht und diese dann in China anwenden will.
China ohnehin drittgrößter Produzent
Dabei ist China eigentlich laut dem Worldwatch-Umweltinstitut bereits der drittgrößte Hersteller des Biotreibstoffs Ethanol weltweit. Während in Brasilien Zuckerrohr den Rohstoff bildet, wird in China der Kraftstoff aus Getreide, Reis und Maniok gewonnen.
Spekuliert wird nun, dass China Brasilien vor allem als Ethanollieferanten braucht, wenn die eigenen Kapazitäten ausgeschöpft sind. Schließlich muss die chinesische Landwirtschaft vor allem die Ernährung der riesigen Bevölkerung sicherstellen.
Kritik von Umweltschützern
Doch das chinesische Interesse am brasilianischen Modell kommt ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo dieses ein wenig in Schwierigkeiten gekommen ist.
Während die einen Umweltschützer loben, dass Ethanol die Umwelt weniger belastet als Sprit auf Erdölbasis, weisen andere auf die Auswirkungen der riesigen monokulturellen Anbauflächen hin, die zur Gewinnung nötig sind - gerade in Zusammenhang mit der Abholzung von tropischem Regelwald ein Argument, das immer mehr gehört wird.
Benzin wirtschaftlicher?
Doch zudem gerät Ethanol auch auf dem Markt unter Druck. Der Biotreibstoff bringt nur 70 Prozent der Leistung von Benzin und muss so auch dementsprechend billiger sein.
Mit der Zunahme von Hybridautos und nach dem Ende der Zuckerrohrernte ist der Ethanolpreis allerdings in einigen Landesteilen jüngst so stark gestiegen, dass der Betrieb mit Benzin inzwischen wirtschaftlicher ist.
Auch darum denkt man in Brasilien auch schon über Ergänzungen und Alternativen nach: Als eines der ersten Länder weltweit setzte man bereits auch auf Biodiesel.
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