Verzetnitschs Aufstieg und Fall

Verzetntisch begann seine Mitarbeit bei der Gewerkschaft schon im Alter von 25 Jahren.

  Fritz Verzetnitsch (60) hat sich die Beendigung seiner Gewerkschaftskarriere wohl anders vorgestellt. Nach 36 Arbeitsjahren im ÖGB, davon 19 Jahre als Präsident, wurde von seinem Nachfolger Rudolf Hundstorfer mit 30. April die Entlassung ausgesprochen.

Steile ÖGB-Karriere

Verzetnitschs Dienstverhältnis mit dem ÖGB bestand seit 1. April 1970. Als gelernter Gas- und Wasserleitungsinstallateur begann er damals mit 25 als Angestellter im Jugendreferat des ÖGB.

Von da an ging es steil bergauf - Jugendsekretär mit 28, Leitender Sekretär mit 38, Präsident mit 42 und Europäischer Gewerkschaftspräsident mit 45. Im Parlament saß Verzetnitsch von Juni 1984 bis April 2006.

Bleibt nur das Penthouse

Im April kam Verzetnitsch noch täglich in die ÖGB-Zentrale, wo er einen Schreibtisch benutzen konnte. Damit ist es jetzt auch vorbei.

So bleibt ihm sein Penthouse am Fleischmarkt in der Wiener Innenstadt - auf dem Dach eines BAWAG-Hauses. Diese luxuriöse Bleibe des Arbeiterführers war vielen Gewerkschaftern stets ein Dorn im Auge.

"Kein Kommentar" zu Rausschmiss

Verzetnitsch selbst will seinen Rauschmiss nicht kommentieren. Intern hat er seinem Nachfolger laut dessen Aussagen gesagt: "Wir sehen uns vor dem Arbeitsgericht wieder."

Als ÖGB-Chef bis 2007 gedacht

Nachdem Ende März bekannt geworden war, dass Verzetnitsch gemeinsam mit dem früheren Finanzreferenten Günter Weninger im Jahr 2000 zur Rettung der BAWAG im Alleingang eine Haftung des ÖGB abgegeben und damit auch den Streikfonds aufs Spiel gesetzt hatte, ist Verzetnitsch nach anfänglichem Zögern am 27. März als ÖGB-Präsident zurückgetreten. Die Amtsperiode hätte noch bis Herbst 2007 gedauert.

Anfangs noch Respekt

Der Rücktritt des Präsidenten wurde in SPÖ-Kreisen noch mit Respekt kommentiert: Der Parteivorsitzende Alfred Gusenbauer sprach von einem "Zeichen persönlicher Größe".

Wiens Bürgermeister und SPÖ-Chef Michael Häupl nahm den Rücktritt mit Bedauern zur Kenntnis und meinte wörtlich: "Dafür, dass der Fritz Verzetnitsch gemeinsam mit anderen die Existenz der BAWAG gerettet hat, dafür müsste ihm der Maria-Theresien-Orden gehören."

"Vertrauensverlust"

Das sehen die neuen ÖGB-Granden heute offensichtlich anders. Offiziell wird kein Entlassungsgrund vom ÖGB genannt. Inoffiziell heißt es, dass "Vertrauensverlust" als Grund für die Entlassung Verzetnitschs angegeben wurde.

Keine Abfertigung, keine Pension?

Als Konsequenz der Entlassung wird dieser nicht nur um seine Abfertigung, die wohl weit über 100.000 Euro ausmachen würde, sondern auch um seine ÖGB-Pension in Höhe von rund 6.000 Euro monatlich "umfallen".

Es bleiben ihm die deutlich niedrigere ASVG-Höchstpension (rund 2.500 Euro brutto im Monat) und die Politikerpension als langjähriger Bundesrat und Abgeordneter zum Nationalrat in Höhe von rund 5.000 Euro brutto pro Monat.

Am 22. Mai wird Verzetnitsch 61 Jahre alt.

 
  ORF.at