Bernini und die Peterskirche | |
Bernini prägte das Aussehen des Petersplatzes und des Domes.
|
Wie kein anderer Künstler des Barock hat Gianlorenzo Bernini den Innenraum des Petersdoms in Rom geprägt. Bernini ist gleich mit mehreren bemerkenswerten Arbeiten in der wichtigsten katholischen Kirche vertreten. Baldachin als Papst-Erhöhung Bereits im Alter von 27 Jahren erhielt er 1625 den Auftrag für den Baldachin von St. Peter. Das Kunstwerk sollte die Aufmerksamkeit der Betrachter auf das Zentrum der Kirche und der Christenheit richten. Bernini schlug Urban VII., ehemals Kardinal Maffeo Barberini, einen viereckigen Baldachin aus Bronze mit 28 Metern Höhe vor, also ein Monument in der monumentalen Architektur des Peterdomes. Ruhm auf immer und ewig Daher wurde er an der wichtigsten Stelle der Kirche, über dem angeblichen Petrusgrab und unter der Kuppel des Ausnahmekünstlers der Renaissance, Michelangelo Buanarotti, errichtet. Und auch die Papstfamilie sollte dadurch verherrlicht werden. Das Kunstwerk sollte den Ruhm der Familie Barberini im Zusammenhang mit dem religiösen Zeremonialwerk auf immer und ewig garantieren. Und überall die Biene So finden sich auf dem ganzen Monument Hinweise auf die Barberinis. Ihr Zeichen, die Biene bzw. der Bienenstock, wurde überall subtil angebracht. Bronze kam vom Pantheon Die Arbeiten begannen mit Hochdruck. Um rasch an die erheblichen Mengen an Bronze, die für den Baldachin notwendig waren, zu kommen, schreckte man auch nicht davor zurück, das antike Bronzegebälk und die Dachabdeckung des antiken Pantheon abzunehmen und einzuschmelzen. Was die Barbaren nicht gemacht haben ... Der Hohn der Römer war den Barberini dadurch gewiss. Was selbst die Barbaren nicht gemacht haben, das vollbrachten die Barberini, so ein aussagekräftiges Wortspiel aus dieser Zeit. Borromini mehr als ein Helfer Bernini hatte zu Beginn nur ungenügendes Wissen über Bronzeguss, vor allem in solchen Dimensionen, und von Architektur. Ein Mann stand ihm zur Seite, der diese Lücke mehr als ausfüllte: der fast gleichaltrige Francesco Borromini. Noch heute sind Experten unentschieden, welchen großen kreativen Anteil Borromini an dem Herzeigekunstwerk hatte. Nach Streit und Zerwürfnis versuchte Bernini so gut er konnte, Borromini die weitere Karriere zu verbauen. Architekt der Dombauhütte 1629 bekam Bernini nach dem Tod von Carlo Maderno den prestigeträchtigen Posten des Architekten der Dombauhütte von St. Peter. Ein Job, der ihm noch viel Kopfzerbrechen und die größte Niederlage seines Lebens einbringen sollte. Zu schwache Fundamente 1638 wurde Bernini mit dem Bau von zwei Glockentürmen auf der Fassade von Maderno beauftragt. Die Glockentürme sollten der gedrungen wirkenden Fassade optisch mehr Höhe verleihen und sie dadurch "leichter" machen. Doch bald nach Baubeginn stellte sich heraus, dass es Schwierigkeiten mit dem Baugrund gab. Die Fundamente erwiesen sich als zu schwach und konnten die Last nicht tragen. Risse im Petersdom Als der erste der beiden Türme 1641 fertig gestellt war, traten bereits die ersten Schäden auf: Bedrohliche Risse im Langhaus der Peterskirche. Sofort wurde ein Baustopp verfügt und die statischen Berechnungen überprüft. Experten fürchteten sich vor Bernini Eine Expertenkommission wurde einberufen. Sie sollte sich nur schriftlich äußern, um objektiv ihre Meinung kundzutun. Man hatte Angst, dass bei einer Anhörung die Mitglieder von Bernini nicht unter Druck gesetzt werden könnten. Selbst Bestechung half nichts Der Turm wurde wieder abgerissen. Bernini hatte allerdings bis zuletzt versucht, das zu verhindern. So wurden etwa Verwandte des Papstes mit erheblichen Summen von Bernini bestochen, um in seinem Sinne bei dem Pontifex zu intervenieren. Die Schmach des Lebens Die Schmach des Abrisses sollte Bernini sein Leben lang verfolgen. Später hieß es gar, in der Kuppel wären durch "seinen Turm" Risse aufgetreten. Auch bei Grabmälern begehrt Bernini errichtete auch päpstliche Grabmäler in dem Dom: So für seinen großen Gönner Urban VIII. - auch hier tritt immer wieder das Zeichen der Barberini, die Biene, auf - und Jahre später für Alexander VII. Petersplatz in Form gebracht Das anspruchsvollste Projekt unter Alexander VII. war allerdings die Ausgestaltung des Petersplatzes, der damals mehr eine unbebaute Fläche als ein repräsentativer Platz für den Pontifex war. Alles war schief Selbst der im Mittelpunkt des Platzes stehende antike Obelisk war nicht in der Mittelachse mit der Fassade. Doch Bernini ließ sich von den Schwierigkeiten nicht aufhalten. Er wollte die Scharte mit den Glockentürmen wieder auswetzen. Grandiosität sollte täuschen Und die gewaltige Aufgabe wurde am Rande des Bankrotts des Kirchenstaates in Anfang genommen. Man versprach sich dadurch eine Konjunkturbelebung. Viele Steinmetze und Bauarbeiter würden jahrelang von der Arbeit leben können - eine Illusion, wie sich später herausstellen sollte. Die Grandiosität der Selbstdarstellung in dem Platz sollte von den wirtschaftlichen und auch politischen Problemen des Papsttums ablenken. Und Bernini verrichtete seine Aufgabe mit der von ihm erwarteten Brillanz. Eindruck durch Mussolini zerstört Heute kann man sich nur schwer einen Eindruck verschaffen, wie Berninis Meisterwerk auf die Zeitgenossen wirkte. Durch die Anlage der Via de Conciliazione unter Mussolini, einer breiten von der Engelsburg zur Peterskirche führenden Straße, quasi einer Sichtschneise, wurde die Wirkung zerstört. In die Arme der Kirche Zu Berninis Zeiten musste man sich durch die engen Gassen des Borgo Nuovo quälen, um dann von den Armen der Kolonnaden Berninis empfangen, auf die freie Fläche des Petersplatzes zu treten. Die Kolonnaden gelten als die Arme der Kirche, die die Welt umfängt. Links:
|
||
![]() |
|||