Die geheime Botschaft im Urteil zum Plagiatsprozess um den Bestseller "Sakrileg" von Dan Brown ist geknackt. Die verschlüsselte Botschaft, die der britische Richter Peter Smith in die schriftliche Urteilsbegründung eingebaut hatte, wurde von einem anderen Juristen entschlüsselt.
Der seefahrtbegeisterte Richter nutzte die Gelegenheit für eine Anspielung auf Lord John Fisher, einen der bekanntesten britischen Admiräle.
Kursive Buchstaben
In der 71-seitigen Urteilsbegründung, mit der Anfang des Monats die Plagiatsvorwürfe von zwei Sachbuchautoren gegen Brown zurückgewiesen wurden, baute Richter Smith seine eigene Geheimbotschaft ein.
Im ersten der insgesamt 360 Absätze ist das "s" im Wort "claimants" (Kläger) kursiv gesetzt, im nächsten Absatz das "m" im selben Wort. So ergeben sich in den ersten sieben Absätzen die Worte "Smithy Code".
Fibonacci-Folge als Schlüssel
Dem Londoner Rechtsanwalt Dan Tench gelang es nun, die deutlich schwierigeren weiteren Kursivsetzungen zu entschlüsseln.
"Die Buchstaben sind ein Wirrwarr, 'JAEIEXTOST' und so weiter. Wir versuchten, die Buchstaben im Alphabet vor und zurück zu verschieben, aber das ergab keinen sinnvollen Satz", berichtet Tench im "Guardian".
"Dann ließ der Richter durchblicken, dass der Code auf der Fibonacci-Folge beruht" - also jener Zahlenfolge, in der jede Zahl die Summe ihrer beiden Vorgänger ist: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21 und so weiter.
"Jackie Fisher, wer bist du?"
Obwohl Richter Smith bei seinem Code selbst einige Fehler unterlaufen sein dürften, entschlüsselte Tench die Botschaft: "Jackie Fisher, who are you? Dreadnought." ("Jackie Fisher, wer bist du? Dreadnought.")
Lord John - mit Spitznamen Jackie - Fisher (1840-1920) war einer der großen britischen Admiräle. Als Erster Seelord führte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei der königlichen Marine die Großkampfschiffe ein.
Das erste Schiff dieses Typus trug den Namen "Dreadnought". Fisher-Verehrer Smith bestätigte der Tageszeitung "The Guardian", dass damit die Lösung gefunden sei.
Klage abgewiesen
Mit dem Urteil hatte Smith die Klage der beiden Autoren Michael Baigent und Richard Leigh abgewiesen, die der Meinung waren, dass Brown aus ihrem Buch "Der Heilige Gral und seine Erben" abgeschrieben hatte.
"Einfach einen Spaß erlaubt"
"Eine Botschaft in dieser Art zu verschlüsseln, in einem Urteil des Hohen Gerichts? Ja, das gibt es", sagte Tench von der Londoner Anwaltskanzlei Olswang. "Es ändert nichts an der Gültigkeit des Urteils. Er (Smith) hat sich einfach einen Spaß erlaubt."
Mehr als 40 Mio. Mal verkauft
In beiden Büchern geht es um die von Historikern und Theologen zurückgewiesene These, Jesus habe Maria Magdalena geheiratet und ein Kind mit ihr gehabt.
"Sakrileg" wurde weltweit mehr als 40 Millionen Mal verkauft, die Verkaufszahlen für das 1982 erschienene Buch vom "Heiligen Gral und seinen Erben" zogen während des Prozesses deutlich an. Die Verfilmung von "Sakrileg" kommt Mitte Mai in die Kinos.
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