Ein "fähiger, ungestümer, willensstarker Taurus" ist er gewesen - so steht es in der offiziellen Unternehmensbiografie: Ferruccio Lamborghini, legendärer Autobauer und Erfinder der nach ihm benannten Edel-Sportwagen aus der Emilia Romagna. Der ehemalige Traktorenfabrikant wäre heuer 90 geworden.
Luxus mit Leopardenfell
Mit seinen schnellen und eleganten Luxuswagen, die er seit 1963 herstellte, wurde er weltberühmt. Die in Klein- und Kleinstserien hergestellten Autos waren so renommiert wie die Karossen anderer großer italienischer Autohersteller wie Maserati und Ferrari.
Frank Sinatra ließ sich das Innere seines Lamborghinis mit Leopardenfell auskleiden, und Berühmtheiten vom Schah von Persien bis Grace Kelly besaßen in den 60ern und 70ern eines der Luxusautos.
Karriere als Traktorenkonstrukteur
Ferruccio Lamborghini, der Sohn eines einfachen Bauern, eignete sich in einer Werkstatt für Armeelastwagen seine Kenntnisse im Automobilbau an. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er unter dem Markennamen Lamborghini zunächst mit der Produktion von Traktoren.
Als der Unternehmer 1962 beschloss, ins Autogeschäft einzusteigen, war er schon fast 50. Die Frage, woher dieses plötzliche Engagement kam, ist Gegenstand zahlreicher Legenden.
Enzo, Helis und das Geld
Eigentlich habe er nach dem Erfolg mit den Traktoren beginnen wollen, Hubschrauber zu bauen, die ihn seit jeher faszinierten, heißt es etwa. Doch die italienischen Behörden hätten ihm die Lizenz dazu verweigert, weshalb er auf schnelle Autos umsattelte.
In einer anderen Version ist von einer Fehde mit Enzo Ferrari die Rede: Lamborghini habe dem Sportwagenhersteller eine Konstruktionsänderung empfohlen, doch Ferrari habe sich von einem Traktorenbauer nichts sagen lassen. Daraufhin habe Lamborghini beweisen wollen, dass er der bessere Autokonstrukteur sei.
Der Wahrheit am nächsten dürfte wohl kommen, dass der Italiener bei der Analyse zahlreicher Sportwagenmodelle erkannte, dass seine Traktoren viele ähnliche Bauteile benutzten, die Gewinnmargen im Luxusbereich aber viel höher waren.
"Will ein perfektes Auto bauen"
An die neue Herausforderung ging Lamborghini jedenfalls höchst selbstbewusst heran. "Ich habe in der Vergangenheit einige der berühmtesten Gran-Turismo-Autos gekauft und zahlreiche Schwächen entdeckt. Zu heiß, nicht sehr bequem, nicht schnell genug oder nicht bis zur Perfektion ausgearbeitet", sagte er 1963 in einem Interview.
"Jetzt will ich einen makellosen GT bauen. Kein technisches Wunder. Ein ganz normales, sehr konventionelles, aber perfektes Auto."
350 GT "sah nach Batmobil aus"
Dass Lamborghini einen so klaren Plan hatte, war seine Stärke und seine Schwäche zugleich. Ende 1962 beschloss er den Einstieg ins Autogeschäft, im Mai 1963 stand die Fabrik, im Herbst war die Deadline für das erste fertige Auto.
Der Autobauer heuerte einen arrivierten Ferrari-Ingenieur für den Motor an, der alle Stücke spielte. Dafür attestierte sogar die Unternehmens-PR anlässlich eines Jubiläumsrückblicks 2003, dass das in kürzester Zeit entwickelte Design des 350 GT zwar spektakulär, aber alles andere als durchdacht war: "Es sah eher nach Batmobil als nach GT aus."
Wie ein wilder Stier
Tatsächlich Furore machte Lamborghini erst 1966 mit dem Miura. Der 350-PS-Wagen entsprach eigentlich überhaupt nicht dem ursprünglichen Konzept des Firmenchefs, der sich auf keine futuristischen Experimente einlassen wollte - mehr dazu in "Miura machte Furore".
Der Miura begründete auch die Tradition, Automodelle nach spanischen Stierzüchtungen zu benennen. Fast alle späteren Lamborghini-Namen folgten diesem Modell - vom 80er-Jahre-Schlitten Jalpa über den Diablo bis zum aktuellen Gallardo.
Wechselnde Besitzer
Firmengründer Lamborghini selbst zog sich schon 1972 weitgehend aus dem Unternehmen zurück und wurde Weinbauer. Er starb 1993.
Mit der Ölkrise der 70er begannen schwerere Zeiten für die Luxusmarke. Sie wechselte mehrmals den Besitzer und gehört heute zu Audi. Unter der Namen Lamborghini wurden auch Motoren für Offshore-Rennboote und Formel-1-Autos, Geländewagen und Espressomaschinen vermarktet.
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