Täglich drei Geschäfte weniger

Ein Drittel aller Geschäfte gehören einer Kette an, Tendenz steigend.

  Österreichs Einzelhandel befindet sich in einem dramatischen Umbruch. Während die Handelsketten über Franchise-Systeme und Vertriebskooperationen massiv zulegen, nimmt die Zahl der vom Unternehmer selbst geführten Geschäfte kontinuierlich ab.

Insgesamt geht die Zahl der Handelsstandorte in Österreich um ein bis zwei Prozent pro Jahr zurück. Täglich fällt bei drei Geschäften der Rollbalken für immer. Das geht aus der aktuellen Studie von RegioPlan Consulting hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Bald 50 Prozent Handelsketten

Derzeit gibt es in Österreich mehr als 52.000 Geschäfte, rund ein Drittel oder 17.000 Standorte werden von Handelsketten direkt, Franchise-Nehmern oder Vertriebspartnern geführt. Im Jahr 2010 werde dieser Anteil bereits bei knapp 50 Prozent liegen, schätzt RegioPlan.

Entsprechend dieser Entwicklung werden auch die Verkaufsflächen wachsen, und zwar um zwei bis drei Prozent pro Jahr, und das trotz langfristig stagnierender Handelsumsätze.

Lebensmittel fest in Hand der Ketten

Die filialstärksten Unternehmen gibt es im Lebensmittelhandel, bei den Baumärkten und den Drogerien und Parfümerien. In diesen Bereichen liegt der Anteil zwischen 79 und 89 Prozent.

So gehören von insgesamt 6.200 Lebensmittelgeschäften in Österreich 5.500 zu einer Handelskette. Bei den Baumärkten gehören von 800 Standorten 700 und bei den Drogerien von 2.900 2.300 zu einer Kette.

Niederösterreich auf Platz eins

Niederösterreich ist laut RegioPlan-Studie das Land mit den meisten filialisierten und organisierten Händlern. Auch bei der Verkaufsfläche führt das größte Bundesland Österreichs das Ranking an.

Zweikampf auf dem Lebensmittelmarkt

Rund 39 Prozent aller von RegioPlan im Zuge dieser Studie erfassten 14.000 filialisierten Einzelhandelsstandorte in Österreich sind Lebensmittelhändler. Mit rund 0,3 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner ist die Dichte in dieser Branche mit Abstand die höchste.

Ein hartes Gefecht um die Vorherrschaft auf dem österreichischen Lebensmittelmarkt tragen die zwei größten Konkurrenten der Branche, die REWE-Billa-Gruppe und Spar, miteinander aus, die zusammen rund 51 Prozent der filialisierten Standorte im Lebensmittelhandel haben.

REWE im Osten, Spar im Westen

Nach wie vor dominiert die REWE-Gruppe den Osten Österreichs, Spar den Westen.

Vor allem Billa versucht, auch in den "Spar-Territorien" Land zu gewinnen: Im Vergleich zum Vorjahr konnte Billa in einigen westlichen Bundesländern bei der Anzahl der Standorte aufholen. Die Dominanz ausbauen konnte Billa in Niederösterreich, Spar in Tirol.

Drei Marken dominieren Drogerien

Der Drogerie- und Parfümeriehandel weist mit 79 Prozent auch einen sehr starken Filialisierungsgrad auf. Obwohl die Abgrenzung zwischen Drogerien und Parfümerien hinsichtlich der Angebotspalette schwierig ist, kann man davon ausgehen, dass sich Bipa, dm und Schlecker den Drogeriesektor praktisch untereinander aufteilen.

Dagegen sind die Filialisten Douglas und Marionnaud im Bereich der Parfümerien die Top-Marktteilnehmer und schärfsten Konkurrenten: Marionnaud hat in allen Bundesländern die meisten Standorte, Douglas kann dafür mit größeren Geschäften aufwarten.

Kleine Boutiquen vor dem Aus?

Der Bekleidungshandel ist mit 44 Prozent - noch - gering filialisiert. Doch in keiner anderen Branche gewinnen die Filialisten so schnell an Marktbedeutung.

Im Bekleidungshandel gibt es nach wie vor zahlreiche kleinere, unternehmergeführte Boutiquen, die den Grad der Filialisierung in dieser Branche relativ gering halten.

Es ist jedoch damit zu rechnen, dass diese in den kommenden Jahren auf Grund der hohen Marktsättigung gegen die Filialisten kaum noch ankommen können und deutlich weniger werden.

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