Affäre weitet sich aus

Haftbefehl gegen Chungs Sohn könnte folgen.

  Die südkoreanische Justiz hat wegen Korruptionsverdachts Haftbefehl gegen den Chef des Autokonzerns Hyundai, Chung Mong Koo, beantragt.

Chung werde verdächtigt, umgerechnet 85 Millionen Euro aus der Firmenkasse veruntreut zu haben, um damit Schmiergelder an Beamte und Geschäftsleute zu zahlen, sagte Staatsanwalt Chae Dong Wook am Donnerstag in Seoul.

Schmiergeldkasse für Politiker

Die Ermittlungsbehörden werfen dem 69-Jährigen und seinem Sohn Chung Eui Sun als Leiter der Hyundai-Tochter Kia vor, millionenschwere Bestechungsgelder an Regierungsmitglieder, Politiker und Bankiers gezahlt zu haben.

Auch Chungs Sohn soll wegen der gleichen Vorwürfe angeklagt, jedoch nicht inhaftiert werden. Sein Vater, der am Montag nach einer 15-stündigen Vernehmung die Anklagebehörde verlassen konnte, steht außerdem im Verdacht, durch illegale Transaktionen die Übertragung der Konzernkontrolle an seinen Sohn gefördert zu haben.

Enorme Wirtschaftskraft

Nach Bekanntwerden der Nachricht vom Haftbefehl gegen Chung fiel der Wert der Hyundai-Aktie in Seoul um drei Prozent. Hyundai Motor ist die zweitgrößte Unternehmensgruppe in Südkorea. Die Tageszeitung "Chosun Ilbo" warnte am Donnerstag, die Ermittler dürften nicht vergessen, wie wichtig das Unternehmen für die Wirtschaft des Landes sei.

Immerhin liefere Hyundai Motor zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts und biete elf Prozent der Arbeitsplätze in Südkorea. Staatsanwalt Chae sagte, die Ermittlungen würden dennoch unvermindert fortgesetzt. Südkorea könne nur dann ein fortschrittliches Land werden, wenn es die Transparenz und Glaubwürdigkeit seiner Wirtschaftsunternehmen sichere.

15 Stunden verhört

Chung war bereits am Montag 15 Stunden lang verhört worden. "Ich entschuldige mich beim Volk", sagte Chung bei seiner Ankunft in der Staatsanwaltschaft in Seoul.

Trotz der Entschuldigung für die Vorgänge bestritt Chung nach dem Verhör jede eigene Verantwortung. Die Staatsanwaltschaft prüft auch, wie die Hyundai-Gruppe generell Geld innerhalb ihres komplexen Netzwerks von Tochterunternehmen bewegt.

Bereits drei Verhaftungen

Ende März waren der Generaldirektor und der Finanzchef einer Hyundai-Filiale festgenommen worden. Sie sollen Millionen Dollar an einen Lobbyisten gezahlt haben.

Auch ein Unternehmensberater, der 1997 für den ehemaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung gearbeitete hatte, wurde verhaftet. Hyundai-Motor-Vizechef Kim Dongjin wurde letzte Woche erneut verhört.

Ehrgeizige Auslandspläne

Der Korruptionsskandal kommt zu einer Zeit, in der das Unternehmen sein Auslandsgeschäft ausbauen will. Es hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 zu den sechs führenden Autoherstellern der Welt zu gehören. Zu Hyundai gehört auch die Firma Kia Motors.

Eine Mrd. Dollar als Entschuldigung

Als Zeichen der Entschuldigung für den Skandal hat Hyundai Aktien im Wert von einer Milliarde Dollar (rund 850 Mio. Euro) gespendet.

"Wir entschuldigen uns, denn als Hyundai Motor Group sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen, doch wir haben diese Verantwortung nicht erfüllt", sagte Hyundais Vizechef Lee Jeonkap. Er und andere Mitglieder des Unternehmensvorstands unterstrichen ihre Erklärung bei einer Pressekonferenz durch eine Verbeugung.

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