"Merkel lernt Schattenseiten kennen"

"Bild" über "Sun" empört.

  Die lange Geschichte der Scharmützel zwischen dem britischen Boulevard und der deutschen Nachkriegspolitik ist wieder um ein Kapitel reicher. Seit die britische "Sun" den nackten Po der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) herzeigte, tut vor allem die "Bild"-Zeitung sehr entrüstet.

Ein Paparazzo hatte Merkel während ihres Ischia-Urlaubes beim Umziehen des Badeanzuges fotografiert und durch einen verrutschten Bademantel mehr erspäht, als für die Öffentlichkeit bestimmt war. Garniert wurde das Ganze mit verschwitzten Schlagzeilen wie "Iron Frau shows her soft sides".

"Bild" spielt die Verteidigerin

"Boulevard-Krieg bricht rund um Merkels Hinterteil aus", berichtete die konservative "Times" am Mittwoch und wunderte sich, dass ausgerechnet "Bild", die ständig Fotostrecken (wie "Osterurlaub im Partner-Look") von Merkel bringe, sich nun im Zeichen des Anstandes aufrege.

"Die Engländer verspotten unsere Kanzlerin", echauffierte sich das Blatt, das ja schon vor einem Jahr in Sachen Nationalstolz und Moral sehr sicher war: "Wir sind Papst."

"Keine englische Galanterie"

"Das war sicher kein Beispiel englischer Galanterie", kommentierte der deutsche Regierungssprecher Thomas Steg die Fotos, wollte davon aber weiters kein besonderes Aufsehen machen.

"Angela Merkel lernt gerade die Schattenseiten der Kanzlerschaft kennen. Nachdem vor kurzem Mitarbeiter des Berliner Pergamon-Museums staunenden Reportern vorführten, wie sie durch eine Sicherheitskamera Merkels Ehemann Joachim Sauer beim Fernsehen im Wohnzimmer beobachten konnten, wurde die Kanzlerin nun in ihrem ersten Urlaub seit Amtsantritt von Paparazzi erwischt", kommentiert "Der Spiegel".

"Wo kommt so viel Hass her?"

Die "Bild"-Zeitung fragte sich ganz im Sinne boulevardesker Doppelmoral zu den Bildern der Kanzlerin: "Wo kommt so viel Hass her?" - Um gleich ihrerseits Witzeleien über Engländer nachzuschieben, die nach einem Tag Sonnenbad wie frisch gekochte Hummer aussähen.

Die "Times" ist sich jedenfalls sicher: Dieses Scharmützel sei nur ein Vorgeschmack auf das, was man zur Fußball-WM zu lesen bekommen werde. In diesem Fall musste die deutsche Kanzlerin als Opfer herhalten.

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