Der Kampf der Fluggesellschaften gewinnt an Fahrt. Während immer mehr Unternehmen Kooperationen vereinbaren, setzt Air Berlin, Partner der österreichischen Niki, jetzt zusätzlich auf einen anderen Weg.
Mit einem Börsengang im Mai will sich der Billigflieger frisches Geld besorgen - nach Angaben der "Financial Times Deutschland" ("FTD")von Dienstag zwischen 600 und 900 Millionen Euro. Mit einem der größten Börsengänge der letzten Jahre in Deutschland könnte Air Berlin den Markt weiter aufwirbeln.
Bewegung auf dem Flugmarkt
Air Berlin ist nicht der einzige Anbieter, der den Flugverkehrsmarkt neu ordnen will. Vor kurzem erst hatten dba und LTU eine Kooperation angekündigt.
Und die anglo-irische Konkurrenz Ryanair und easyJet schläft auch nicht: Spätestens in zwei Jahren werde easyJet in Europa mehr Passagiere als die deutsche Lufthansa befördern, kündigte Deutschland-Chef John Kohlsaat im März an.
Lufthansa setzt auf Kooperation
Die mit Abstand größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa reagierte auf den Wettkampf und kündigte im März eine engere Kooperation der beiden zur Lufthansa-Familie zählenden Billigflieger Condor und Germanwings an.
Satter Gewinn vor Steuern
Beim Börsengang der Air Berlin ziehen die Konsortialführer Morgan Stanley und Commerzbank für die Bewertung die börsennotierten Billigflieger Ryanair und easyJet heran, hieß es in dem "FTD"-Bericht weiter.
2005 machte Air Berlin bei 1,22 Mrd. Euro Umsatz einen Gewinn von 153 Mio. Euro vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Leasingkosten. Zum Nettoergebnis gibt es bisher keine Angaben.
Marktwert von 1,2 Mrd. Euro
Bei einem Marktwert von 1,2 Mrd. Euro wäre die Berliner Fluggesellschaft mit dem einfachen Umsatz aus dem Vorjahr bewertet, ähnlich wie easyJet. Die Aktien der britischen Gesellschaft und der irischen Ryanair kosten an der Börse rund das 20fache des für 2006 erwarteten Nettogewinns.
Billig- und Geschäftsflieger
Air Berlin soll dem Bericht zufolge nicht als reiner Billigflieger für Touristen, sondern auch als Anbieter für Geschäftsreisende beworben werden.
In Deutschland Platz zwei
Der Boom der Billigflieger hat die 1978 gegründete Air Berlin binnen weniger Jahre auf Platz zwei der deutschen Luftfahrtbranche hinter der Lufthansa getragen.
Im Oktober 2002 nahm der Ferienflieger mit traditionellem Mallorca-Schwerpunkt das neue Niedrigpreisangebot "Euro-Shuttle" mit Linienflügen zu europäischen Städten ins Angebot auf. Die Flotte ist inzwischen auf 54 Maschinen gewachsen, das Unternehmen beschäftigt 2.700 Menschen.
Kooperation mit Niki
Seit Anfang 2004 ist Air Berlin mit 24 Prozent am österreichischen Billigflieger Niki des früheren Formel-1-Weltmeisters Niki Lauda beteiligt, der aus der Österreich-Tochter der insolventen deutschen Aero Lloyd hervorging.
Air Berlin und Niki haben ihre Kräfte in Vermarktung und Vertrieb gebündelt, auch der Internet-Auftritt ist verknüpft. Beide Unternehmen hätten sich auf Anhieb gut verstanden. "Wir sprechen dieselbe Sprache", sagte Lauda, auch die Unternehmenskulturen seien ähnlich.
Hoffen auf weiteren Boom
Air-Berlin-Chef Joachim Hunold verwies auf das seit 15 Jahren zulegende Geschäft. Zudem versprächen die Branchenaussichten weiteres Wachstum: Der Marktanteil der Billigflieger in Europa werde sich in den nächsten Jahren verdoppeln.
Experten: Mit Kauf lieber zuwarten
Trotzdem raten Anlegerschützer nicht zum raschen Kauf. Privatanleger könnten sich angesichts der heurigen Börsengänge entspannt zurücklehnen und nach der ersten Euphorie, wenn die Kurse wieder gefallen und die Aussichten besser zu beurteilen seien, immer noch einsteigen, so die Experten gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.
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