120 Jahre Bauzeit | |
Papst Julius II. legte vor 500 Jahren den Grundstein zur Basilika St. Peter.
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"Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen", hat Jesus einst verkündet. Als der heilige Petrus den Kreuzestod erlitt, wurde er an der Nordseite des neronischen Zirkus in einer Nekropole begraben.
Heute erhebt sich über dem Ort, an dem der Apostel beerdigt sein soll, das größte Gotteshaus des Abendlandes. Der Petersdom fasst rund 60.000 Menschen, mehr als 100.000 passen auf den barocken Platz vor der Basilika. Grundsteinlegung durch Julius II. "Dieser Dom ist die absolute Superlative", schwärmen Besucher aus aller Welt. Vor 500 Jahren, am 18. April 1506, wurde unter Papst Julius II. nach einer feierlichen Zeremonie der Grundstein für den Neubau der monumentalen Kirche gelegt. Julius, einer der tatkräftigsten, kunstsinnigsten, aber auch kriegerischsten Inhaber des Stuhles Petri, tat an jenem Tag den Spatenstich für einen der vier gigantischen Pilaster, die die künftige Kuppel tragen sollten. Bramantes Pläne Bauleiter und Architekt des ehrgeizigen Projekts war bis zu seinem Tod 1514 Donato Bramante. Er sollte dem halb verfallenen Gotteshaus, das mehr als 1.000 Jahre zuvor unter Kaiser Konstantin geweiht worden war, zu neuer Pracht verhelfen. Viele seiner Entwürfe werden heute in den Uffizien in Florenz aufbewahrt. Bramante holte sich allerdings auch die boshafte Bezeichnung "Ruinante" (Demolierer) ein. Er ließ die Grabkapelle des Apostels Petrus mit Tuffsteinblöcken umbauen und dann die Konstantinische Basilika abreißen - ohne die antiken Mosaiken und die Dekorationen aus dem Mittelalter zu retten. Unerwartete Verzögerungen Nach Bramante ging der Bau nur schleppend voran, die Entwürfe wurden geändert, es wurde diskutiert, ob die Peterskirche ein Zentralbau werden oder in Form eines griechischen Kreuzes konstruiert werden sollte. Zudem waren die Baukosten beträchtlich gestiegen und belasteten die päpstlichen Finanzen. Julius appellierte an die ganze Christenheit, das Projekt gegen Gewährung eines Ablasses finanziell zu unterstützen; das wurde zu einem der Anstöße für die protestantische Bewegung unter Martin Luther. Michelangelo entwarf Kuppel Dann kam Michelangelo: Nach langem Hin und Her war es schließlich Papst Paul III., der den berühmten Baumeister und Bildhauer (1475 - 1564) mit der Ausarbeitung eines neuen Entwurfs beauftragte. Michelangelo orientierte sich an dem zentralen Grundriss Bramantes und plante eine gigantische Kuppel, die über dem päpstlichen Altar thronen sollte - und bis heute eines der schönsten Wahrzeichen der "Ewigen Stadt" ist. Steilere Kuppel, längliche Form Nach dem Tod Michelangelos führte einer seiner Schüler das Werk weiter, nahm jedoch einige Änderungen vor und gab der Kuppel eine etwas steilere Form. Dennoch sollte der Petersdom noch nicht zur Ruhe kommen. Denn als das Konzil von Trient 1563 beschloss, für Kirchen eine längliche Struktur zu empfehlen, wurde auch der Petersdom verlängert. Heute ist er 211,5 Meter lang, 138 Meter breit und 132,5 Meter hoch. Die Innenfläche beträgt stolze 15.160 Quadratmeter. Trotz der monumentalen Ausmaße büßte das Gotteshaus den Titel als größte Kirche der Welt 1990 ein: In diesem Jahr wurde die nach ihrem Vorbild gebaute und noch größere Basilika Notre-Dame-de-la-Paix im Staat Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste) eingeweiht. Arbeiten dauerten Jahrhunderte Insgesamt dauerte der Bau des Petersdoms letztlich 120 Jahre - "ganz zu schweigen von den Restaurierungen und Hinzufügungen, da kämen wir ja bei Pius VI. an und es wären bis zur Vollendung vier Jahrhunderte vergangen, seit der erste Stein gelegt wurde", brachte es der italienische Schriftsteller Carlo del Balzo (1853 - 1908) einst auf den Punkt. Nicht mehr weiß Erst vor wenigen Jahren baute man wieder: 1999 wurden aufwendige Renovierungsarbeiten an der Fassade abgeschlossen. Kritiker nörgelten damals, das "Gesicht" des Gotteshauses sei verschandelt worden, weil es statt in blendendem Weiß jetzt stellenweise rötlich, an anderen Stellen ockerfarben schimmert. Historisch korrekt Experten sind sich hingegen einig, dass Architekt Carlo Maderno die Fassade mit ihren acht mächtigen Travertin-Säulen vor rund vier Jahrhunderten genau in diesem Farbton verziert hatte - blendend weiß sei sie nie gewesen. Über derlei farbliche Unstimmigkeiten hinaus sind sich jedoch Gläubige und Touristen aus aller Welt einig: "Für den Petersdom allein lohnt es sich schon, nach Rom zu kommen." Links:
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