Indien könnte Charles und Camilla am Sonntag, dem ersten Jahrestag ihrer Hochzeit, in seine Gebete einschließen. Dort durften sie gerade bei einem Besuch von einem goldenen Thron herab dem Volke zuwinken - ganz wie König und Königin. Dass den beiden das gefiel, war ihnen anzusehen.
Viele Briten gewöhnten sich hingegen 365 Tage nach der umstrittenen Eheschließung noch immer nicht an den Gedanken, dass eines Tages die frühere Erzrivalin von Prinzessin Diana neben Charles mit dem Titel "Königin" auf dem britischen Thron sitzt.
Nicht alle kamen zur Hochzeit
Noch ist nicht vergessen, wie Kommentatoren von der "Mätressenhochzeit" sprachen, als Prinz Charles und Camilla Parker Bowles am 9. April 2005 in Windsor vor den Standesbeamten traten.
So manch royaler Promi hatte naserümpfend abgesagt - Schwedens Kronprinzessin Victoria etwa eröffnete lieber eine IKEA-Filiale. Königin Elizabeth II. gab mit Unmutsgesten die Schwiegermutter wider Willen.
Ansehen gestiegen
Inzwischen sei jedoch das Ansehen von "Fred and Gladys" - so nannten sich die beiden ebenso kosend wie konspirativ, als ihre Affäre noch geheim war - deutlich gestiegen, meinte die dem Hof wohl gesonnene "Daily Mail".
Kurz vor dem Hochzeitstag und dem bald darauf folgenden 80. Geburtstag der Queen am 21. April habe die Monarchiebegeisterung der Briten wieder Auftrieb bekommen.
"Times": Camilla weiter unbeliebt
In der konservativen "Times", die ebenfalls eine Meinungsumfrage in Auftrag gab, las sich das etwas anders.
Dass Prinz Charles eines Tages das hohe Amt seiner Mutter erbt, würden zwar mehr Briten als noch vor einem Jahr gut finden, jedoch sei "die große Mehrheit des Volkes weiterhin unerbittlich dagegen, dass seine Frau, die Herzogin von Cornwall, Königin wird".
Küsschen für die Schwiegertochter
Dabei bemühte sich der Hof schon seit Monaten, die Unmutswogen zu glätten, die sich vor der Eheschließung von Charles (57) und Camilla (58) aufgetürmt hatten.
Zur Choreografie gehörte nicht nur, dass Königin Elizabeth II. ihrer Schwiegertochter ein Diamantendiadem überließ, das wie eine Krone aussieht. Vor laufenden Kameras gab die Queen Camilla am 1. März zum ersten Mal öffentlich einen familiären Kuss.
Training bei Auslandsreisen
Die medienwirksamen Gesten machten klar: Die Königin nimmt hin, dass Charles, wenn der Tag der Thronbesteigung gekommen ist, seine zweite Frau als "Queen Camilla" zur Seite haben wird. In ihrer künftigen Rolle als Monarchen-Ehepaar üben sich "Fred und Gladys" längst nach Kräften - und mit Geschick.
Im November glänzten sie bei einem US-Besuch, ebenso wie kürzlich in Ägypten und Indien. Dabei bewährte sich, dass die manchmal holzschnittartig wirkende Herzogin von Cornwall, die britische Medien auch schon "Cowmilla" (Kuhmilla) nannten, nun von Image-Profis geschult und gestylt wird.
4.000 Euro für Friseur
Billig ist das nicht. Allein für Camillas Friseur Hugh Green, der Showstars wie Joan Collins zu seinen Kundinnen zählt, fallen pro Monat umgerechnet 4.000 Euro an.
Prinz Charles grub Monarchie-Kritikern mit der Erklärung das Wasser ab, solche Ausgaben zahle er privat und nicht der Steuerzahler.
Briten nicht begeistert
Dennoch fielen die Sympathiewerte für das Paar kurz vor dem Hochzeitstag nicht eindeutig besser als vor einem Jahr aus. Zwar gaben laut "Daily Mail" bei einer repräsentativen Umfrage 67 Prozent der Befragten an, sie würden die Entscheidung von Charles akzeptieren, die Frau zu heiraten, mit der er einst Prinzessin Diana betrog.
Dennoch - so hielt die "Times" mit ihrer Umfrage dagegen - würden lediglich 21 Prozent der Briten Camilla als Königin akzeptieren, während 56 Prozent verlangten, dass sie den deutlich geringeren Titel "Prinzessin Gemahlin" tragen soll.
"Ehefrau des Jahres"
Da dürfte es nur ein schwacher Trost sein, dass Camilla kürzlich zur "Ehefrau des Jahres" gewählt wurde.
Trotz Dauerbeobachtung durch unfreundliche Medien habe die Herzogin von Cornwall an der Seite des künftigen Königs eine gute Figur gemacht, hieß es zur Begründung. Camilla schickte Grüße und ließ sich mit wichtigen Pflichten entschuldigen. Die Auszeichnung vergaben die Leser des Magazins "The Oldie".
Thomas Burmeister, dpa
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