Lage verschärft sich

Bevölkerung in Teilen Dresdens wird zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen.

  In Deutschland hat sich die Hochwasserlage an der Elbe am Samstag weiter verschärft. Seit Freitagabend gilt in Teilen Dresdens Katastrophenalarm, wobei die Pegelstände nach wie vor steigen. Samstagvormittag stieg der Pegel auf 8,35 Meter.

Nach Angaben der Stadtverwaltung läuft seit dem frühen Morgen Wasser über einen Damm in den niedrig gelegenen Stadtteil Gohlis. 380 Menschen mussten aus Sicherheitsgründen ihre Häuser verlassen. Mehrere Familien widersetzten sich bisher allerdings der Zwangsevakuierung. Im Stadtteil Laubegast erfolge die Evakuierung dagegen bisher problemlos, hieß es. Dort würden die Häuser je nach Gefahrenlage nach und nach geräumt.

Erinnerung an "Jahrhundertflut" von 2002

Den Angaben zufolge waren rund 70 Polizisten im Einsatz, um die Menschen zum Verlassen ihrer Wohnungen und Häuser aufzufordern. Viele Bewohner würden sich vor allem deshalb schwer damit tun, weil etliche ihr Eigentum nach der "Jahrhundertflut" im Jahr 2002 erst gerade wieder in Stand gesetzt hätten, so Dresdens Bürgermeister Detlef Sittel.

Er betonte, wer jetzt noch warte, komme angesichts des steigenden Hochwassers später vielleicht nicht mehr zu Fuß aus seinem Haus. "Das Wasser ist nicht morgen wieder weg", sagte er. Viele Häuser in den Stadtteilen Gohlis und Laubegast stehen bereits im Wasser.

Zwangsmaßnahmen nicht ausgeschlossen

Wer jetzt nicht gehe, müsse zudem später mit großem Aufwand aus seinem Haus gerettet werden. Dadurch würden dann Rettungskräfte gebunden, die anderswo dringend gebraucht würden, sagte ein Stadtsprecher. Die Stadtverwaltung habe deshalb unter anderem auch die Radiosender gebeten, die Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufzufordern.

Ein Behördensprecher schloss notfalls auch Zwangsmaßnahmen nicht aus: "Wir werden uns überlegen müssen, wie wir im Fall von älteren, gehbehinderten Leuten und von Familien mit kleinen Kindern vorgehen werden."

Zunächst würden die Behörden aber versuchen, die Menschen zum vorübergehenden Verlassen der Häuser zu bewegen. Da erwartet werde, dass das Hochwasser relativ lang seinen höchsten Punkt halten werde, "werden die Familien lange eingeschlossen sein", so der Sprecher.

Bundeswehr im Hochwassereinsatz

In Bad Schandau hatten sich bis Samstagfrüh rund 600 Menschen vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. Die wenigsten nutzten den Angaben zufolge aber die Notquartiere der Stadt. Die meisten fänden bei Bekannten und Verwandten Unterschlupf, hieß es. In Pirna stieg der Wasserpegel auch in der in die Elbe mündenden Gottleuba.

Rund 100 Bundeswehrkräfte sowie Anwohner und Hilfskräfte waren bis in die Nacht hinein im Einsatz, um unter anderem eine Schutzmauer mit Sandsäcken auf 8,80 Meter zu erhöhen. Der Maximalpegel wird am kommenden Sonntag erwartet. Er soll bei 8,30 Meter liegen. Für Dresden sagte die Landeshochwasserzentrale einen Scheitelpunkt von 7,60 Metern voraus.

Der Rekordwert aus dem Jahr 2002 betrug 9,40 Meter, als normal gelten zwei Meter - mehr dazu in iptv.ORF.at.

Brücken gesperrt

In Dresden und Pirna waren seit Freitagabend Elbbrücken gesperrt. In Dresden kann das "Blaue Wunder" - sonst eine Hauptverkehrsader - nur noch von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. In Pirna darf die alte Elbbrücke nur noch von Einsatzkräften und Rettungsfahrzeugen befahren werden.

Zudem rief der Katastrophenstab des Landkreises Sächsische Schweiz für den Ort Heidenau Katastrophenvoralarm aus.

Altersheim evakuiert

In Meißen war die Lage den Angaben zufolge ebenfalls weiter "angespannt". In mehreren Stadtteilen sollte in der Nacht der Strom abgeschaltet werden. Bei Riesa stieg der Wasserpegel rund zwei Zentimeter pro Stunde.

Mehrere Straßen waren überflutet und mussten gesperrt werden. Es sei zu erwarten, dass der Ortsteil Riesa-Göhlis am Samstag abgeschnitten wird, teilten die Behörden mit. In Pillnitz evakuierte der Malteser Hilfsdienst ein Altenpflegeheim mit rund 100 Bewohnern. Der Landkreis Torgau-Oschatz rief Katastrophenvoralarm aus und ordnete Deichkontrollen rund um die Uhr an.

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