Enttäuschende Premiere

Regisseur und Dirigent im Zentrum der Kritik.

  Nur mäßige Kritiken hat die mit Spannung erwartete Inszenierung der "Zauberflöte" im Theater an der Wien im Rahmen der Wiener Festwochen erhalten.

Die Regie des polnischen Theaterregisseurs Krystian Lupa habe kein schlüssiges Konzept, resümieren etwa APA und dpa. Die Premiere am Samstagabend hätte nicht nur im Vergleich mit den hohen Erwartungen enttäuscht. Der "Kurier" spricht gar von einem "Desaster"

Das durch eine Grippewelle geschwächte Ensemble sei farblos geblieben, das Mahler Chamber Orchestra musiziere ohne Schwung und Kraft, heißt es weiter. Auch das Publikum war nicht überzeugt: Am Ende gab es wohlwollenden, doch keineswegs begeisterten Applaus.

"Dürfte in Wien nicht passieren"

Die Produktion "fällt fast in jeder Hinsicht durch", so der "Kurier". So etwas dürfe in Wien eigentlich nicht passieren. Die Regie sei fades Stückwerk.

Auch der "Standard" kritisiert die erste Opernregie Lupas: Vieles bleibe Fragment, führe zu szenischem Stillstand und sei voller Widersprüche wie Unentschlossenheit. Lupa sei "ein bisschen etwas eingefallen. Die Ideen jedoch prallten an dem Werk ab wie kopflose Fliegen an einer Fensterscheibe."

"Sammelsurium von Einzelideen"

Ähnlich kritisch die "Presse": Die Inszenierung sei bloß ein Sammelsurium unausgegorener Einzelideen.

Langatmig und ohne neue Sichtweise auf das Werk, so auch das Urteil von ORF-Kritiker Franz Zoglauer. Vielleicht rolle deshalb Mozart auf den Festwochenplakaten mit den Augen.

Überzeugender Papageno

Am wenigsten für die Misere können noch die Sänger, so der "Kurier", Adrian Eröd als Papageno konnte durchaus überzeugen. Auch alle anderen Kritiker sehen Eröd als Lichtblick der Inszenierung. Pavol Breslik ersetzte den erkrankten Christoph Strehl als Tamino solide, so die Kommentatoren.

Lobende Erwähnungen finden "Standard", "Presse" und "Kurier" auch für "Pamina" Helena Juntunen. Die "Königin der Nacht" Lubica Vargicova brachte die berühmte Arie zwar gut über die Rampe, auch hier regierte aber eher Mittelmaß als Spitzenklasse, so die APA-Kritik.

Schlechte Kritiken für Dirigenten

Der "Kurier" geht mit Dirigenten Danielen Harding scharf ins Gericht: Die Tempi seien absurd, zunächst zu schnell und im Laufe des Stückes zu langsam. Ähnlich dpa und APA: Harding "verzettelt sich auf der Suche nach Details und Nuancen und liefert in Wiens neuem Mozart-Haus eine eher glanzlose musikalische Interpretation ab."

Der "Standard" findet zwar im "in Richtung Originalklang getrimmten" Orchester starke Akzente im Dramatischen, aber auch Bläserintonationsprobleme. Die "Presse" kann den "donnerndem Blech- und Paukengedröhn" wenig abgewinnen.

Verhaltener Applaus und Buh-Rufe

Das Premierenpublikum quittierte die Inszenierung mit freundlichem Applaus. Wirklich überzeugt schien allerdings niemand, auch Buh-Rufe waren zu hören

Die Koproduktion der Wiener Festwochen mit dem Festival d'Aix-en-Provence ist bis 21. Mai noch vier Mal im Theater an der Wien zu sehen.

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