"Closetgate" in Hollywood

Tom Cruise soll sich an seiner Darstellung in einer "South Park"-Folge stoßen.

  Tom Cruise, Scientology, die Macher der respektlosen Zeichentrickserie "South Park" und der mächtige Unterhaltungskonzern Viacom: Das sind die Protagonisten in Hollywoods jüngstem "Skandal", der von der US-Presse bereits "Closetgate" genannt wird.

Hintergrund: Der Actionstar und einflussreiche Scientologe Cruise soll die Ausstrahlung der "South Park"-Folge "Trapped in the Closet", die sich über die Sekte lustig macht, gestoppt haben.

Keine "Mission: Impossible"-Werbung?

Einmal wurde die umstrittene Episode beim US-Kabelsender Comedy Central bereits ausgestrahlt, doch die geplanten Wiederholungen hat der Sender plötzlich aus dem Programm genommen - angeblich nach einer Intervention von Cruise.

Der Schauspieler soll damit gedroht haben, alle geplanten Werbemaßnahmen und PR-Auftritte für seinen neuen Blockbuster "Mission: Impossible III" ("M:I III") platzen zu lassen, erklärten zwei Brancheninsider, die mit dem Fall zu tun haben, der Nachrichtenagentur Reuters.

Cruise dementiert

Das Hollywood-Studio Paramount, das "M:I III" produziert, gehört wie Comedy Central zum Medien- und Unterhaltungsriesen Viacom. Der Sprecher von Cruise betonte zwar, der Schauspieler habe nichts mit der Absetzung der Episode zu tun.

Die "South Park"-Erfinder Trey Parker und Matt Stone veröffentlichten allerdings eine groteske Presseaussendung voller Anspielungen auf Scientology, den Sektengründer L. Ron Hubbard und dessen Science-Fiction-Romane wie "Battlefield Earth".

"Seid verflucht"

"Na gut, Scientology, diesen Kampf habt ihr gewonnen, aber der Millionen Jahre währende Kampf um die Erde hat gerade erst begonnen", heißt es darin.

"Seid verflucht und schmort in der Hölle! Fürs Erste habt ihr uns aufgehalten, doch euer kläglicher Versuch, die Menschheit zu retten, wird scheitern. Heil Xenu!" (Xenu ist in der Scientology-Lehre ein galaktischer Herrscher.)

Stan als Hubbard-Reinkarnation

"South Park"-Figur Stan nimmt in der umstrittenen Folge an einem Scientology-Test teil und schneidet dabei so gut ab, dass Sektenmitglieder glauben, er sei der neue L. Ron Hubbard.

Auch Cruise und Schauspieler John Travolta, der ebenfalls bekennender Scientologe ist und in der Verfilmung von "Battlefield Earth" mitspielte, tauchen als Figuren in der Folge auf.

Doppeldeutigkeiten

Cruise sperrt sich deprimiert in einem Schrank ("closet") ein, nachdem ihm sein neuer "Guru" Stan erklärt, etliche Schauspieler seien besser als er.

Daraufhin fällt etliche Male der Satz "Tom Cruise, come out of the closet" - eine doppeldeutige Aufforderung, die auch bedeuten kann, der Star solle sich zur ihm seit langem unterstellten Homosexualität bekennen.

Hayes kündigte

In Großbritannien wurde die Ausstrahlung der Folge bereits im Jänner verhindert. Auch damals wurde über eine Intervention von Cruise gemunkelt.

Der aktuelle "Closetgate"-Fall kam letzte Woche ins Rollen, als der Soulsänger Isaac Hayes überraschend bei "South Park" kündigte.
Hayes leiht seit vielen Jahren der Figur Chef seine Stimme.

"Unangemessen" und intolerant?

In einer Mitteilung hielt er den Produzenten vor, sie würden sich "unangemessen" über Religion und Glaubensfragen lustig machen und dadurch Intoleranz erzeugen. Hayes, ebenfalls ein Scientology-Anhänger, nahm in seiner Kündigung nicht konkret auf die "Closet"-Episode Bezug.

Viele "South Park"-Fans stellten aber einen Zusammenhang her und wollten daher die fragliche Folge bei der Wiederholung am letzten Mittwoch sehen. Gezeigt wurden stattdessen zwei alte Folgen, in denen der Chef eine größere Rolle spielt - als Tribut an Hayes, wie Comedy Central erklärte.

Kein Problem mit Religionswitzen

Parker und Stone erklärten, "South Park" habe sich seit dem Serienstart 1997 über alle möglichen Religionen lustig gemacht. Hayes habe sich bisher nie darüber beschwert.

"Das hat hundertprozentig mit seinem Scientology-Glauben zu tun", erklärte Stone. "Er hatte kein Problem damit - und er hat etliche Schecks dabei kassiert -, dass sich unsere Show über Christen lustig macht."

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