Wirbel um Totenkopf-Logo

Eine geplante Disney-Komödie erzürnt die Hells Angels.

  Verruchte Rockergruppe gegen biedere Familienunterhaltung: Das ist das jüngste Duell in Hollywood. Der berühmt-berüchtigte Motorradfahrerklub Hells Angels hat jetzt den Unterhaltungskonzern Disney geklagt.

Der von Disneys Filmstudio Buena Vista geplante Spielfilm "Wild Hogs" verletze die Markenrechte der Hells Angels Motorcycle Corporation, lautet der Vorwurf.

Travolta und Allen als Möchtegern-Biker

In dem Film geht es um vier Möchtegern-Biker im mittleren Alter, die das Abenteuer suchen und dabei auf eine Gruppe von Hells Angels treffen. John Travolta und Tim Allen sollen die Freizeit-Biker spielen.

Der Drehstart für "Wild Hogs" ist für Herbst geplant, der Film soll 2007 in die Kinos kommen.

Einblick ins Drehbuch gefordert

Disney habe nicht die Erlaubnis eingeholt, Hells-Angels-Abzeichen wie den geflügelten Totenkopf zu verwenden, argumentieren die Rocker. Außerdem würden fiktive Figuren in dem Film ganz klar als Mitglieder der real existierenden Organisation dargestellt.

Jetzt fordern die Hells Angels Einblick ins Drehbuch. Eine unerlaubte Verwendung des berühmten Totenkopfs gilt in Biker-Kreisen als Sakrileg. Ein Disney-Sprecher erklärte, die Klage entbehre jeglicher Grundlage.

Nach Zweitem Weltkrieg gegründet

Die Hells Angels Motorcycle Corporation (HAMC) wurde 1948 in Kalifornien gegründet. Die Ursprünge des Namens sind unklar; erstmals tauchte die Bezeichnung im Fliegerfilm "Hell's Angels" von Howard Hughes aus dem Jahr 1930 auf.

Der Motorradklub wurde von Mitgliedern einer ehemaligen US-Bomberstaffel gegründet, die nach dem Zweiten Weltkrieg einen neuen Nervenkitzel suchten. Er gilt als Ikone der Subkultur, kann aber auch auf zahlreiche Querverbindungen zur Unterhaltungsindustrie verweisen.

Fiasko in Altamont

Am bekanntesten ist der tragische Vorfall bei einem Rolling-Stones-Konzert 1969 in Altamont. Bei der Veranstaltung in der Nähe San Franciscos im US-Bundesstaat Kalifornien hatten die Angels 1969 für einige Fässer Bier den Sicherheitsdienst übernommen.

Als die Band schließlich auf die Bühne kam, nachdem das Publikum stundenlang gewartet hatte, brach ein Streit aus, bei dem ein Mitglied der Hells Angels einen Mann erstach. Der Täter, Alan Passaro, wurde freigesprochen: Er habe in Notwehr gehandelt.

Nicholson als "wilder Schläger"

In zahlreichen Filmen tauchen Motorrad-Gangs auf, die eindeutig an die Hells Angels angelehnt sind. Unter der Mitwirkung echter Mitglieder entstand 1967 der Streifen "Hells Angels on Wheels" ("Die wilden Schläger von San Francisco") mit Jack Nicholson.

Ebenfalls in den 60ern begleitete der Autor Hunter S. Thompson die Biker. Sein Erfahrungsbericht "Hell's Angels: the Strange and Terrible Saga of the Outlaw Motorcycle Gangs" machte den Underground-Schriftsteller berühmt.

Der New-Journalism-Star und Dandy-Literat Tom Wolfe beleuchtete in einer Reportage seiner Sammlung "The Electric Kool-Aid Acid Test" das Verhältnis der Rockband The Grateful Dead zu den Hells Angels.

In kriminelle Aktivitäten verwickelt

Seit seiner Gründung hat sich aus dem Klub einiger Harley-Davidson-Liebhaber eine straffe, weltweit aktive Organisation entwickelt. Immer wieder machen einige "Höllenengel" mit Gewalt, Bandenkämpfen und Drogendelikten Schlagzeilen.

In den USA und in Kanada sollen Mitglieder in Drogenschmuggel und -vertrieb verwickelt sein. In Europa sorgte in den 90ern der Krieg zwischen den skandinavischen Hells Angels und der verfeindeten Gang Bandidos für Schlagzeilen.

Die Organisation streitet solche Vorwürfe stets ab und beharrt darauf, dass für kriminelle Aktivitäten einzelne Mitglieder verantwortlich seien und nicht die Hells Angels im Allgemeinen.

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