Dass gegen einen designierten Armeechef ermittelt wird, ist unerhört in der Türkei. Allein der Vorwurf, einer der "Paschas", wie die Generäle genannt werden, habe gegen Gesetze verstoßen, wirkt wie Majestätsbeleidigung.
Die türkische Armee versteht sich als Hüterin des kemalistisch-laizistischen Erbes der Republik und als Wächterin der strikten Trennung zwischen Staat und Religion.
Rund 500.000 Mann
Und das Militär gilt immer noch als allmächtig. Laut Website des Österreichischen Bundesheeres hat die Türkei bei einer Bevölkerung von knapp 70 Mio. Einwohnern eine Armee von über 500.000 Mann Stärke.
Von Präsident ernannt
Der Generalstabschef wird vom Präsidenten als Befehlshaber über die Streitkräfte bestellt. Die Minister haben unter anderem gegenüber der Großen Nationalversammlung, dem Parlament, die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte zu verantworten.
Stabschef untersteht Ministerpräsidenten
Das Parlament bestimmt darüber, ob türkische Truppen ins Ausland entsandt oder ausländische Truppen in der Türkei stationiert werden, so die Website des Bundesheeres weiter.
Der Generalstabschef untersteht dem Ministerpräsidenten, während mit dem Verteidigungsminister die Vorhaben koordiniert werden.
Allergisch gegen Kontrolle
Trotz dieses Einflusses auf die Postenbestellungen durch die Politik reagieren die türkischen Militärs allergisch auf Versuche, sie einer zivilen Kontrolle zu unterwerfen.
Eingriffe in die Politik
Das Militär hatte 1960, 1971, 1980 und 1997 in die Politik eingegriffen und zwei Mal - 1960 unter General Cemal Gürsel und 1980 unter General Kenan Evren - direkt die Macht übernommen.
1997 erzwang die Armee den Rücktritt des islamisch orientierten Premiers Necmettin Erbakan, der mit politischem Betätigungsverbot belegt wurde.
Die heute allein regierende islamische Gerechtigkeits- und Entwicklungspartei (AKP) von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan ist eine Nachfolgeorganisation von Erbakans einstiger Wohlfahrtspartei.
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