Wie sieht der Flughafen der Zukunft aus? Das Kerngeschäft Luftfahrt ist ja derartig unter Preis- und Wettbewerbsdruck geraten, dass die Erträge bestenfalls gleich bleiben. Neue Geschäftsmodelle sind gefragt.
Wie diese Modelle aussehen könnten und was sich für Kunden dadurch auf den Flughäfen ändern würde, hat die Beratungsfirma A.T. Kearney in einer Studie erhoben. Die Kurzantwort: Flughäfen müssen sich immer mehr zu "Marktplätzen des 21. Jahrhunderts" entwickeln.
Wachstum nur noch im Bereich "Non Aviation"
Wachsen können Flughäfen demnach nur noch im Bereich "Non Aviation", der Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie, Parkplätze, Werbung, Vermietung sowie Wellness- und Kulturangebote auf dem Flughafen umfasst.
Um diesen Bereich zu stärken, müsse "der Passagier als Kunde" wahrgenommen werden, der Flughafen müsse zum "kundenfreundlichen Erlebnisraum" werden, so A.T.-Kearney-Luftfahrtexperte Stefan Höffinger.
Ein Flughafen im Umbruch
Der Flughafen Wien habe hier "Nachholpotenzial", so die Studie. Im Moment wird der Flughafen nach den Plänen der Architektengruppen Itten Brechbühl und B & E Baumschlager Eberle erweitert. Und bei dieser Erweiterung geht es, wie auch die Projektbilder zeigen, um mehr als nur die Schaffung neuer Gates und Abflughallen.
Neue Ansprüche der Konsumenten
Airports müssten sich auf gestiegene Konsumentenansprüche einstellen und sich im Wettbewerb der Flughäfen untereinander durch "Unverwechselbarkeit" auszeichnen, so die Empfehlung.
Ein von A.T. Kearney erstellter Vergleich mittel- und nordeuropäischer Flughäfen zeigt in dieser Hinsicht große Unterschiede.
Die Umsätze außerhalb der Luftfahrt
Während manche Flughäfen bis zu 50 Prozent ihrer Umsätze außerhalb der Luftfahrt erzielen, liegt Wien eher am unteren Ende der Skala.
Umsatz in Prozent außerhalb der Luftfahrt
Oslo | 48 |
Kopenhagen | 47 |
München | 45 |
Zürich | 43 |
Brüssel | 37 |
Frankfurt | 19 |
Wien | 17 |
Frankfurt-Hahn | 13 |
Wie viel geben die Passagiere aus?
Gemessen an den Ausgaben pro Kopf liegen die Airports München, Zürich, Oslo und Kopenhagen mit Werten zwischen elf und 8,25 Euro an der Spitze. In Wien werden demnach nur 4,52 Euro pro Person ausgegeben, in Athen 3,93 und in Frankfurt-Hahn 1,43 Euro.
Wien noch hinter anderen Flughäfen
Auch im Shopping-und-Gastronomie-Umsatz pro Quadratmeter liegt Wien mit 1.648 Euro/m2 2004 deutlich hinter Airports wie Kopenhagen (6.774 Euro), Athen (5.800) und Frankfurt (5.787). Zum Vergleich: Dubai bringt es auf 59.057 Euro/m2.
Die Zukunft gehört den "Airport-Citys"
Als europäische Vorzeigemodelle ermittelten die Berater die Flughäfen von Amsterdam, Athen und Kopenhagen, die sich bereits heute als "Airport-Citys" verstehen. Dort gebe es "Erlebniswelten" mit Kinos, Casinos und Wellness-Angeboten, in Amsterdam sogar einen Kinderspielplatz und eine 60-m2-Dependance des Rijksmuseums samt Museumsshop.
Auf dem Flughafen Athen entstanden ein Einkaufszentrum (Ikea-Möbelmarkt, Elektronik-Megastore) und ein Archäologisches Museum mit Fundstücken während des Flughafenausbaus. Amsterdam habe sich mit einem "Holland Store" mit landestypischen Produkten unverwechselbar positioniert.
Uni, Wohnhäuser, Golfplatz
Als Zukunftsvision gilt der Golf-Flughafen Dubai, um den herum die "Airport-City" Dschabal Ali samt Wohnhäusern, Universitäten und Golfplätzen entstehen soll.
"Der Flughafen Wien hat jedenfalls Nachholbedarf", so Höffinger. Bis 2008 soll hier das neue "SkyLink"-Terminal entstehen.
Mit gut 12.000 m2 neuer Flächen stehe dann doppelt so viel Platz für "Non Aviation" zur Verfügung wie bisher.
Logische Knotenpunkte
Seit Jahrhunderten sei die Entwicklung von Verkehrs- und Konsumknotenpunkten Hand in Hand gegangen: Im 18. Jahrhundert waren es die Seehäfen, im 19. Jahrhundert die Bahnhöfe, die im vorigen Jahrhundert von den Autobahnen abgelöst wurden. Logische Konsumknotenpunkte des 21. Jahrhunderts seien die Flughäfen.
Alle Bilder: Projekt SkyLink, Copyright: Baumschlager Eberle P.ARC ZT GmbH
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