"Alles chinesisch"

Projektleiter: "Keine deutsche Technik verwendet".

  Für das Transrapid-Konsortium ist ein von vielen China-Experten prophezeites Szenario offenbar bereits Wirklichkeit: Galt das "Reich der Mitte" bisher noch als lukrativer Abnehmermarkt, haben sich die Chinesen mittlerweile das nötige Know-how angeeignet und setzen nun auf Eigenproduktion.

Bereits im Juli dieses Jahres planen chinesische Forscher, eine eigene Magnetschwebebahn auf eine Teststrecke zu schicken - ähnlich wie das deutsche Vorbild sollen Geschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometer pro Stunde möglich sein, so die deutsche Tageszeitung "Die Welt".

Teststrecke in Schanghai

Getestet werden soll die im Chinesischen "Zhui Feng" (Jagt den Wind) und im Englischen "CM1 Dolphin" genannte Magnetschwebebahn zunächst auf einer lediglich 1,5 Kilometer langen Strecke auf dem Gelände der Tongji-Universität in Schanghai.

Auch wenn anfangs nur Geschwindigkeiten von maximal 100 km/h erprobt werden sollen, befindet sich der im Rahmen eines staatlich geförderten Hochtechnologieprogramms entwickelte Hochgeschwindigkeitszug offenbar bereits im fortgeschrittenen Stadium.

Serienanfertigung angekündigt

Gebaut wird die chinesische Magnetschwebebahn von der Chengdu-Flugzeuggruppe (Chengdu Aircraft Industry Cooperation, CAC) - eine der größten Firmen für den militärischen Flugzeugbau mit rund 15.000 Beschäftigten.

CAC gehört zur China Aviation Industry Corporation (AVIC I), die bereits mit Airbus kooperiert und eine Produktion des A320 aufbauen will.

Für den Fall, dass die "Zhui Feng"-Testreihe im Juli erfolgreich ist, wurde von der Konzernführung bereits die Serienfertigung angekündigt.

"Fortschrittlicheres Design"

Während die überraschten Transrapid-Vertreter in Peking keinen Kommentar abgeben wollten, wurde von Seiten Chinas versucht, etwaige Zweifel an der Eigenständigkeit des Projekts aus dem Weg zu räumen.

Der für die chinesische Schwebebahn zuständige Chefingenieur Zheng Qihui betonte, dass "keine deutsche Technologie" oder Baupläne verwendet wurden.

Besorgnisse, dass urheberrechtlich geschützte deutsche Technologie für die Entwicklung missbräuchlich benutzt worden sein könnte, wies der Chefingenieur entschieden zurück.

Ähnlichkeit "in allen Einzelheiten"

Der Zug sei viel leichter als der deutsche Transrapid, betonte Zheng, der gleichzeitig auf das "fortschrittlichere Design" verwies.

Nach Angaben der "Welt" gleichen die Teststrecke und die Montagehalle allerdings der auf der Flughafenstrecke in Schanghai in Betrieb genommenen 31,5 Kilometer langen Transrapid-Strecke "in allen Einzelheiten".

Prinzip der Schwebebahn nicht geschützt

"Inwieweit bei der chinesischen Entwicklung geschütztes deutsches Know-how zum Einsatz gekommen ist", sei nicht bekannt, verlautete indes aus der Konzernzentrale in Berlin.

Zudem betonte ein Konzernsprecher, dass das Prinzip der Schwebebahn nicht geschützt sei. Das sei wie beim Flugzeug, bei dem nur Komponenten, aber nicht das Flugzeug als solches geschützt seien.

"Nicht vergleichbar"

Ungeachtet der neuen Konkurrenz sieht das Konsortium aus Siemens und ThyssenKrupp seine Chancen für den Bau einer neuen Strecke in China gewahrt.

Das chinesische Konkurrenzprodukt sei mit dem deutschen Transrapid nicht vergleichbar. Zudem sei die chinesische Variante erst ein Prototyp, der mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometer fahre.

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