Während immer mehr Zeitungen in Europa die umstrittenen Mohammed-Karikaturen abdrucken und sich der Konflikt weiter zuspitzt, ist nun auch die österreichische EU-Ratspräsidentschaft gefordert.
Der österreichische Botschafter in Teheran wurde am Mittwoch wegen des Konflikts ins iranische Außenministerium einbestellt.
"Große Unzufriedenheit"
Der Vertreter Österreichs im Iran, Michael Stigelbauer, wurde nach einer Meldung der iranischen Agentur IRNA in seiner Eigenschaft als Vertreter des EU-Ratsvorsitzes im Iran ins Ministerium zitiert.
Der Iran, so die IRNA-Meldung, habe seine "große Unzufriedenheit" darüber ausgedrückt, "dass sich das Ausmaß der Beleidigungen der heiligsten Person des Islam von Dänemark auf andere europäische Staaten ausgeweitet hat", und darauf hingewiesen, dass die Affäre "ernste Konsequenzen" für das künftige Verhältnis zwischen der EU und der islamischen Welt haben könne.
Botschafter mit "tiefem Bedauern"
Der österreichische Botschafter habe "tiefes Bedauern über den unglücklichen Vorfall" ausgedrückt und versprochen, die iranischen Proteste an seine Regierung und an die übrigen EU-Staaten weiterzuleiten, hieß es bei IRNA.
Scharfe Kritik Voggenhubers
Harsche Kritik am österreichischen Verhalten kam von den Grünen: "Die österreichische Ratspräsidentschaft hat es verabsäumt, die europäischen Grundwerte der Meinungs- und Pressefreiheit gegenüber der iranischen Regierung zu verteidigen", erklärte Europasprecher Johannes Voggenhuber.
Das "Faseln" von "tiefem Bedauern und unglücklichem Vorfall" sei auch deshalb skandalös, "weil dieses 'Bedauern' ausgerechnet gegenüber einem Land geäußert wurde, dessen Präsident sich in übelstem Antisemitismus und Verunglimpfung des Judentums ergangen ist", so Voggenhuber.
EU-Büro in Gaza besetzt
Proteste gegen die Karikaturen halten auch in den Palästinensergebieten seit Tagen an. Vertreter mehrerer Gruppen drohten Dänen und Norwegern wiederholt mit Gewalt, sollten sich ihre Regierungen nicht für die Veröffentlichung entschuldigen.
Rund ein Dutzend bewaffneter Palästinenser umstellte am Mittwoch die Vertretung der Europäischen Union im Gazastreifen und forderte die Schließung des Büros. Sie protestierten damit gegen die Veröffentlichung von Karikaturen in Europa, die aus ihrer Sicht den islamischen Religionsstifter Mohammed verhöhnen.
"Bleibt geschlossen"
Die Demonstranten in Gaza gehörten entgegen ersten Meldungen nicht der Hamas, sondern der Extremistengruppe Islamischer Dschihad und den El-Aksa-Brigaden der bisher regierenden Fatah-Bewegung an, die von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geführt wird.
Sie schossen in die Luft und versuchten, über die Außenmauern der EU-Vertretung zu klettern. Sie forderten innerhalb von 48 Stunden eine Entschuldigung für die Bilder. Ein Sprecher der Bewaffneten erklärte: "Dieses Gebäude bleibt geschlossen, bis sich die Regierung entschuldigt."
Deutscher entführt
Wegen der Zeichnung wurde am Donnerstagabend kurzfristig auch ein Deutscher im Westjordanland gekidnappt, wenig später aber nach Intervention der Palästinenserbehörde wieder freigelassen. Die Entführer wollten angeblich seinen Pass sehen und haben ihn daraufhin wieder freigelassen.
Drohung gegen Ausländer
Unterdessen drohen militante Moslemgruppierungen auch offen mit Gewalt gegen Europäer: Jeder Däne, Deutsche, Norweger und Franzose in den palästinensischen Gebieten sei "eine Zielscheibe", erklärten das "gemeinsame Kommando" der El-Aksa-Brigaden und das Komitee für den Volkswiderstand am Donnerstag im Gazastreifen.
Dänemark, Frankreich und Norwegen sollten zudem ihre Büros und Konsulate in den Palästinensergebieten schließen, "sonst zögern wir nicht, sie zu zerstören", erklärten die beiden radikalen Gruppen.
Ein Sprecher des Widerstandskomitees sagte, die Drohung sei ernst zu nehmen und werde auf jedes Land ausgeweitet, in dessen Medien die umstrittenen Karikaturen nachgedruckt würden. Norwegen schloss daraufhin seine Vertretung im Westjordanland.
Bombendrohung in Dänemark
Die Zeichnungen waren von einem norwegischen Blatt nachgedruckt worden. Die Redaktion der dänischen Zeitung, die die Zeichnungen ursprünglich publiziert hatte, wurde am Dienstag von Unbekannten mit einem Bombenanschlag bedroht. Das Gebäude in Aarhus wurde evakuiert und durchsucht, ohne dass ein Sprengsatz gefunden wurde.
Als "Demonstration für die Presse- und Meinungsfreiheit" publizierten inzwischen auch deutsche, französische, spanische und schwedische Zeitungen die Karikaturen.
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