Getreide als Zukunftsenergie

Die Energieform der Zukunft? Bauern und ihre Vertreter versprechen sich viel vom "Heizen mit Weizen".

  In Deutschland ist "Heizen mit Weizen" bereits ein heiß diskutiertes Thema. In Österreich gibt es bisher Pilotprojekte und einzelne Pioniere.

Einer dieser Pioniere ist der niederösterreichische Landwirt Alfred T. Er rechnet im Gespräch mit ORF.at vor, warum es für Bauern heute kein Tabu mehr ist, Getreide zu verbrennen.

Halber Preis, selber Brennwert

Ihn kostet eine Tonne Futtergetreide in der Produktion 85 Euro. Für seine Pelletsheizung kostet ihn eine Tonne Brennstoff 177 Euro. Der Brennwert ist derselbe.

510 Euro pro Jahr für 240 qm

Für seinen Hof mit 240 Quadratmeter Heizfläche baut er Gerste auf einem Hektar an, der Ertrag von 9.000 kg pro Jahr reicht aus. Nach einem Umbau seines Hofes und damit besserer Wärmedämmung sollten 6.000 kg genug sein.

Das wären pro Jahr also Heizkosten von 510 Euro. Selbst mit einer ordentlichen Gewinnspanne würde der Preis noch deutlich unter jenem von Gas oder Pellets liegen. Für eine kommerzielle Nutzung sei das Interesse aber noch zu gering, berichtet der Landwirt.

Brotgeruch in der Stube

Im Alltagsgebrauch fällt als Unterschied zu anderen Heizformen der deutlich wahrnehmbare Brotgeruch auf, erzählt Alfred T. Außerdem würde im Vergleich zu Pellets etwas mehr Asche anfallen.

Auch der Stickstoffausstoß sei höher, zumindest wenn man eine normale Pelletsheizung verwende, so wie er. Spezielle Filter würden da Abhilfe leisten. Bisher gebe es keine gesetzlichen Normen.

Moralische Bedenken

In der öffentlichen Debatte werden immer wieder moralische Bedenken als Gegenargument für die Verwendung von Getreide als Heizmittel ins Rennen geführt. In einer Umfrage zeigte sich, dass sich vor allem ältere Menschen nicht vorstellen können, Getreide zu verbrennen - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Dechant Gerhard Dane, ein Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland, bringt diese Sorgen gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger" auf den Punkt. Weizen und Brot seien symbolisch aufgeladene Begriffe: "Wir verbrennen Nahrungsmittel, damit wir nicht frieren, und andere sterben an Unterernährung."

Ethikdebatte in Deutschland

In Deutschland stellte das Bundesland Hessen einen Antrag, Getreide als offizielles Heizmaterial zu deklarieren. Andere Bundesländer wollen das unterstützen, manche aber erst, nachdem sich Ethikkommissionen mit der Problematik beschäftigt haben, wie der "stern" in einem Special zum Thema "Heizen mit Weizen" berichtet.

"Kein Nahrungsgetreide"

Bauern in Deutschland und Österreich halten den Bedenken entgegen, dass es sich bei dem Getreide, das verbrannt werden soll, gar nicht um jenes handelt, das ansonsten gegessen werden würde.

Landwirt Alfred T. erläutert, dass es sich bei Heizungskorn um eigens angebaute Futtergetreidesorten handle, deren Proteinanteil unter zehn Prozent liege.

Ähnliches erklärt auch Ludwig Hartl von der oberösterreichischen Bauernbund-Jugend, der sich des Themas annahm: "Es wird nur Getreide verbrannt, das für Nahrungsmittel nicht verwendet werden kann. Je weniger Eiweiß im Getreide vorhanden ist, desto besser ist es für die Verbrennung und desto schlechter ist es für den Nahrungsmitteleinsatz."

Perspektive für Bauern

Angesichts der niedrigen Getreide- und der hohen Ölpreise bietet die Kornheizung Landwirten laut Alfred T. jedenfalls eine viel versprechende Perspektive für die Zukunft.

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