Fatah-Führung verliert Kontrolle

Fatah-Anhänger fordern Rücktritt der Parteiführung.

  Die Sicherheitslage in den Palästinensergebieten wird immer unübersichtlicher. In einer akkordierten Aktion wurden am Samstag sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland Parlamentsgebäude von Fatah-Anhängern gestürmt.

Parlament gestürmt

Mehrere Dutzend Palästinenser stürmten das Parlamentsgebäude in Ramallah im Westjordanland. Die Männer schossen vom Dach aus in die Luft, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Sie gehörten den El-Aksa-Brigaden der bisher regierenden Fatah-Organisation an. Die Besetzer forderten die Fatah-Parteispitze zum Rücktritt auf.

Auch ein Parlamentsgebäude in Gaza-Stadt wurde von Fatah-Anhängern gemeinsam mit palästinensischen Polizisten besetzt. Sie seien wütend über den Ausgang der Parlamentswahl vor einigen Tagen, hieß es.

Fatah-Parteibüro besetzt

Rund 400 zum Teil bewaffnete Anhänger der palästinensischen Fatah besetzten auch das Parteibüro in Bethlehem im Westjordanland. Ein vermummter Aktivist las eine Liste von Forderungen vor, darunter den Rücktritt des Zentralkomitees der Fatah.

Darin vertreten ist auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas, er wurde jedoch nicht namentlich genannt. Die Demonstranten bedrohten zudem alle Fatah-Politiker, die sich einer Regierung der radikalen Hamas anschließen wollten.

"Ende des Waffenstillstandes"

Ein Teil der El-Aksa-Brigaden erklärte nach der Wahlniederlage ihrer Mutterorganisation Fatah ein Ende des Waffenstillstandes mit Israel. "Nach der Wahl ist der Gewaltverzicht nicht bindend", sagte der Brigaden-Anführer Ala Sanakreh am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

"Die Kugeln der Brigaden werden auf Israel und die korrupten Menschen (in der Fatah) gerichtet werden. Diese Position ist mit allen Gruppen im Westjordanland abgesprochen." Es war zunächst unklar, wie viele der Brigaden diese Entscheidung unterstützten. Ein Brigade-Chef in Tulkarem (Tulkarm) sagte, er halte den Waffenstillstand noch für gültig.

Bei der Parlamentswahl hatte die radikale Hamas die absolute Mehrheit erreicht und damit die Fatah von der Macht verdrängt. Israel und mehrere Palästinenser-Gruppen hatten sich im vergangenen Jahr jeweils zu einem Gewaltverzicht bekannt.

Abbas will Niederlage analysieren

Mahmud Abbas kündigte unterdessen die Einsetzung eines Ausschusses an, um die Gründe für das schlechte Abschneiden seiner Fatah bei den palästinensischen Parlamentswahlen zu analysieren.

 
  ORF.at