"Himmel und Huhn" startet in Österreich

Wie entwickelt sich die Animationsfilmsparte bei Disney und Pixar nun weiter?

  Ein kleines Küken kämpft verzweifelt um Anerkennung. Als der Planet von Außerirdischen bedroht wird, erhält es seine große Chance: In den USA flatterte "Chicken Little", der neueste Disney-Animationsfilm und der erste, den der Konzern komplett am Computer errechnen ließ, im November 2005 prompt auf Platz eins der Kinocharts.

Abkehr von traditionellen Trickfilm

Unter dem Titel "Himmel und Huhn" startet das Disney-Abenteuer jetzt auch in Österreich. In der Synchronfassung spricht Wiens Altbürgermeister Helmut Zilk den Truthahn "Bürgermeister Fritz Vogelwitz", die Ö3-Stars Gerda Rogers und Peter L. Eppinger leihen ihre Stimme Aliens - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

"Himmel oder Huhn" ist der erste Disney-Film, in dem keine Handzeichnungen im ursprünglichen Sinn mehr zum Einsatz kommen. Der altehrwürdige Unterhaltungsriese hat zuletzt einen Großteil seiner traditionellen Zeichentrick-Studios geschlossen und setzt nun ebenfalls auf computeranimierte (CG-)Streifen.

Kooperation bei sieben Filmen

Der Konzern setzte diesen Schritt zu einem Zeitpunkt, als die gemeinsame Zukunft mit dem CG-Spezialisten Pixar höchst ungewiss war. Die bisherige Vereinbarung zwischen den beiden Unternehmen sah die Produktion von sieben Pixar-Filmen vor, wobei Disney für den Vertrieb und die Vermarktung zuständig war.

Die bisher sechs so veröffentlichten Filme - unter anderem "Toy Story" und "Findet Nemo" - zählten zu den größten Disney-Blockbustern der letzten Jahre.

Positiv für Fortsetzungen

Nun gehört Pixar zu Disney. Damit dürfte immerhin die Qualität bereits geplanter Fortsetzungen etwa zu "Toy Story", deren Rechte Disney schon immer besaß, gesichert sein.

Dennoch wirft der Deal die Frage auf, wie sich die höchst unterschiedlichen Unternehmenskulturen bei den beiden Studios vereinbaren lassen.

Flache Struktur bei Pixar

Pixar gilt als Vorzeigemodell für eine flache Unternehmensstruktur, in der Ideen von einem "normalen" Trickzeichner gleich viel wert sind wie von den Führungskräften.

Disney hingegen hat sich in den letzten Jahren den zweifelhaften Ruf erarbeitet, kreative Entscheidungen stets von oben zu fällen. Disney wird mit höchster Wahrscheinlichkeit auch darauf pochen, dass Pixar nun mehr Filme in kürzerer Zeit herausbringt.

Unternehmenskultur in Gefahr?

Aber sogar Börsenanalysten sehen diese Entwicklung mit Sorge: "Der Verzicht von Zeitdruck und die Konzentration auf kreative Leistungen ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Pixar und allen anderen Studios", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters aus einer Goldman-Sachs-Notiz.

"Auf zwei Filme pro Jahr und die unternehmerischen Notwendigkeiten einer großen Firma umzustellen könnte die Unternehmenskultur bei Pixar zerstören."

Angst vor "Disneyfizierung"

Das Animationsstudio müsse jetzt besonders darauf achten, nicht "disneyfiziert" zu werden, sagte der Wirtschaftsprofessor Anant Sundaram und verwies auf zahlreiche Negativbeispiele - etwa Lotus und IBM sowie Netscape und AOL -, wo durch Unternehmensübernahmen kreatives Talent und geistiges Eigentum einfach verschwendet worden sei.

Disney-Methoden

Andererseits gilt Pixar trotz aller Innovation in gewisser Weise auch als "konservatives" Studio. Gründer und Kreativchef John Lasseter, einst selbst Disney-Zeichner, hat viele seiner kreativen Methoden aus der Hochblüte des traditionellen Disney-Zeichentricks übernommen.

Fans von Micky Maus, Donald Duck und Co. erhoffen sich durch den Deal daher das Gegenteil: dass durch Pixar wieder mehr echtes "Disney-Feeling" bei dem Medienriesen aufkommt.

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