Greenpeace-Protest mit totem Wal

Umweltschutzorganisation "entführte" Wal nach Berlin.

  Nicht nur der Londoner Wal hat zuletzt für Aufsehen gesorgt: Nach einem Täuschungsmanöver hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace vergangene Woche einen toten Finnwal nach Berlin gebracht, um dort gegen den japanischen Walfang zu protestieren.

Die Organisation transportierte das 17 Meter lange und 20 Tonnen schwere Tier, das in der Ostsee verendet war, am Mittwoch vor die japanische Botschaft. Greenpeace hatte ursprünglich angekündigt, der Meeressäuger werde in Berlin untersucht und vermessen.

Museumsleiter nicht informiert

Greenpeace hatte den Finnwal zuvor im Auftrag des Stralsunder Meeresmuseums auf eigene Kosten vor Rostock aus dem Wasser geholt. Nach der Aktion in Berlin soll das Tier nach Stralsund gebracht werden, wo es untersucht wird.

Über ihre Protestpläne hätten sie den Leiter des Stralsunder Meeresmuseums, Harald Benke, nicht informiert. Man habe ihn nicht "mit hineinziehen wollen". Dieser war am Mittwoch unangenehm überrascht über den Umweg nach Berlin: "Hätte ich gewusst, dass der Wal solche Umwege nehmen wird, hätte ich dem Transport sicher nicht zugestimmt."

"Wissenschaft braucht keine Harpunen"

Bei der Protestaktion kritisierte Greenpeace das japanische Forschungsministerium. Dieses begründe den zurzeit im Südpolarmeer stattfindenden Walfang mit wissenschaftlicher Arbeit. Für Forschungszwecke müssten aber keine Wale sterben. "Wissenschaft braucht keine Harpunen", erklärte Greenpeace.

Kadaver sorgte für Aufsehen

Der riesige, gräulich weiße Kadaver, der auf einem großen Anhänger lag, sorgte für einen Medienrummel. Auch einige Schaulustige versammelten sich in der Hiroshima-Straße in Berlin. Botschaftsvertreter wollten sich offiziell nicht zu dem Spektakel äußern.

Wal höchstwahrscheinlich verhungert

Der etwa zehn bis 20 Jahre alte Wal, der eigentlich im Nordatlantik zu Hause ist, war nach erster Einschätzung von Greenpeace verhungert. Auf der Jagd nach Heringen sei er vermutlich in die Ostsee gelangt und habe wegen des relativ flachen Wassers die Orientierung verloren. Der Kadaver war am Samstag auf einer Sandbank in der Wismarbucht entdeckt und nach Rostock geschleppt worden.

Das Tier zeigte am Mittwoch deutliche Spuren der Bergung: Die Haut war zerschrammt, aus mehreren Wunden lief Blut und färbte den Schnee am Ostseekai rot. Ein Taucher war von der Bergung beeindruckt: "Der Wal erinnerte zwar unter Wasser an ein kaputtes Schlauchboot, war aber immer noch schön."

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  ORF.at