Gehrer: Noch kein Kaufangebot

Bildungsministerin Gehrer (ÖVP) weist Berichte über erfolgtes Kaufangebot zurück.

  Auch wenn bisher ein Rückkauf der fünf zu restituierenden Klimt-Bilder durch Österreich als nicht leistbar zurückgewiesen wurde, laufen offenbar bereits Vorbereitungen für eine dafür notwendige Finanzierung.

Demnach werde von Seiten des Bildungsministeriums derzeit über die Einrichtung eines Bankenkonsortiums verhandelt, das der Republik einen Kredit mit zwanzig Jahren Laufzeit gewähren soll. "Alle Banken" seien dazu eingeladen, so ein Insider laut dem Nachrichtenmagazin "profil".

Der Staat soll den Angaben zufolge den Zinsendienst leisten, die Rückzahlung der offenen Summe könnte nach hinten verschoben werden. Angeregt worden soll der Vorschlag vom Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad, sowie dem Chef der Raiffeisen Zentralbank, Walther Rothensteiner, sein.

"Kein Problem"

Ein Bankensprecher bestätigte gegenüber dem ORF Radio, dass man derzeit in einer "Sondierungsphase" sei: Das nötige Geld bereitzustellen wäre sicher kein Problem.

Entscheidend sei allerdings, ob die Republik das auch wolle. Die Banken selbst hätten jedenfalls von sich aus keine Ankaufsüberlegungen.

Vertraulichkeit vereinbart

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) hatte die Möglichkeit eines Rückkaufs bisher allerdings immer zurückgewiesen - der Republik würden dazu die finanziellen Mittel fehlen, so die Begründung.

Nichts wissen will Gehrer zudem von jüngsten Medienberichten, wonach nun doch ein Kaufangebot an die Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann gemacht wurde. Zudem seien von Seiten des Bildungsministeriums keine - wie auch immer kolportierten - Summen genannt worden.

Die "Presse" berichtete in ihrer Samstag-Ausgabe, Gehrer habe ein Kaufangebot von 40 Millionen Euro für das Bild "Adele Bloch-Bauer I" angedeutet. Dabei würde es sich um den "Museumswert" der "goldenen Adele" handeln, den Experten laut Gehrer auf 30 bis 40 Mio. Euro schätzten, so die "Presse".

"Neue Wortschöpfung"

Während sich Gerbert Frodl, Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, bereits zuversichlich zeigte, dass zumindest die "goldene Adele" in Österreich bleibe, zeigten sich andere verwundert über die Bezeichnung "Museumswert".

Otto Hans Ressler, Direktor der Kunstauktionen "Im Kinsky", habe diese "neue Wortschöpfung" laut "Presse" noch nie gehört.

Auch Karl Schütz, Direktor der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums (KHM), könne sich darunter nichts vorstellen - man brauche wohl eine Begründung, um einen geringeren Wert anzugeben, spekulierte Schütz.

Altmann-Anwalt nannte 105 Mio.

Randol E. Schoenberg, der Anwalt von Altmann, veranschlagte zuletzt den Wert der "goldenen Adele" auf das Dreifache des so genannten Museumswertes, nämlich rund 105 Mio. Euro.

Das berühmte Porträt von Gustav Klimt, das wichtigste der fünf an die Bloch-Bauer-Erben zu restituierenden Bilder, wäre somit das teuerste Bild der Welt, würde es um den genannten Betrag verkauft werden. Derzeit hält Pablo Picassos frühes Werk "Junger Mann mit Pfeife" (Garcon a la Pipe) mit 104,17 Mio. Dollar (85,9 Mio. Euro) den Rekord.

Verweis auf Obergrenze

Laut Heidi Glück, Sprecherin von Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP), ist diese hohe Summe darauf zurückzuführen, dass Schoenberg am Umsatz beteiligt ist.

Zudem betonte Glück im "Standard" (Samstag-Ausgabe), dass es eine Obergrenze für einen möglichen Rückkauf gebe. Und dieser liege weit unter den kolportierten 100 Mio.

Versicherungswert beträgt 120 Mio.

Während die Spekulationen rund um den möglichen Kaufpreis von "Adele Bloch-Bauer I" nicht abreißen, verwies die Österreichische Galerie darauf, dass der Marktwert der Bilder in der öffentlichen Diskussion zurzeit mit dem Versicherungswert gleichgesetzt werde. Dieser betrage für alle fünf Bilder etwa 120 Mio. Euro, wie der "Kurier" in seiner Samstag-Ausgabe berichtet.

Da Auktionsergebnisse nicht vorhersehbar seien, könne der Versicherungswert allerdings nicht als Basis herangezogen werden.

TV-Hinweis

Der ORF widmet dem Thema Klimt in den kommenden Tagen einen Programmschwerpunkt. "Offen gesagt" beschäftigt sich am Sonntag (21.55 Uhr, ORF2) mit Fragen rund um Raubkunst und Restitution.

Anschließend stehen die Dokumentationen "Der Fall Klimt - Der Streit um die Bilder der Adele Bloch-Bauer" (23.05 Uhr) und "Gustav Klimt - Landschaften" (23.55 Uhr) auf dem Programm.

"Thema" absolviert am Montag (21.10 Uhr, ORF2) unter anderem einen Besuch bei Klimts Enkel - mehr dazu in tv.ORF.at.

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