"Wie Aliens"

Japan hat sich entschlossen, das Problem einfach wegzuessen.

  In einem einzigen Fischernetz finden japanische Fischer bis zu tausend von ihnen: Exemplare des "Stomolophus nomurai", der Nomura-Riesenqualle. Im Sommer hat die Invasion schleichend begonnen, seither hat sich die Zahl der Tiere laut Schätzungen verhundertfacht.

"Echizen kurage" können bis zu 200 Kilo schwer werden und einen Durchmesser von zwei Metern erreichen. Ihre Tentakel sind ebenso mehrere Meter lang. "Es ist ein fürchterliches Problem. Sie sind wie Aliens", sagte Fischer-Vertreter Noriyuki Kani am Donnerstag.

In Netzen "kein Platz für Fische"

Die Fischer hatten dem Thema der Qualleninvasion eine eigene Pressekonferenz gewidmet, um auf den Ernst der Lage aufmerksam zu machen: Die rätselhafte Vervielfachung bei der Quallenpopulation bedroht Japans Fischereiwesen an seinen Grundsätzen.

Die Quallen verstopfen und zerreißen die Netze. Die Fischer müssen ihren Fang erst freihacken. Statt drei Stunden für einen Fang benötigen sie nun zehn, die Ausbeute ist dennoch mager: "Wenn deine Netze voll mit Quallen sind, ist natürlich kein Platz für Fische mehr", so Kani.

Fischer in Schutzkleidung

Die übrig gebliebenen Fische aus einem Fang sind oft ganz einfach zerquetscht oder von den Quallenfangarmen vergiftet. Obwohl ein Mensch am Nomura-Quallengift gestorben sein soll, gelten die Tiere normalerweise als für den Menschen nicht gefährlich.

Die Fischer tragen mittlerweile allerdings Schutzbrillen und schützende Kleidung, da das Nesselgift zu schmerzhaften Ausschlägen führt. Außerdem experimentieren sie mit großmaschigeren Netzen, durch die zumindest manche kleinere Quallen durchrutschen sollen.

China verantwortlich?

Die Invasion der Quallen stellt Forscher vor ein Rätsel. Meeresbiologen vermuten, dass die Strömung die Tiere aus südkoreanischen oder chinesischen Gewässern nach Japan treibt. Das würde zu Gerüchten passen, wonach China an der Plage nicht ganz unschuldig ist.

Es gibt Vermutungen, dass Chinas Umgang mit Nukleartechnologie und Industrieabfällen an der Ausbreitung der Riesenquallen mitschuld sein könnte. Die nahe liegendste Vermutung ist jedoch, dass die globale Erwärmung - wie auch in Europa - zur Vermehrung der Quallen führt.

Japan will Problem wegessen

Wegen der ohnehin angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern will Japan beim Thema Riesenquallen allerdings Vorwürfe an China vermeiden. Bei der Lösung des Problems will sich Japan allerdings von China inspirieren lassen.

In China gelten die getrockneten Riesenquallen, in Sesamöl eingelegt, als Delikatesse. Deshalb entschloss sich auch Japan, dass Problem einfach wegzuessen. Vor allem könnten die Quallen als Futtermittel verwertet werden, es gibt jedoch auch schon Kreationen wie Riesenquallen-Tofu und Riesenquallen-Eiscreme.

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