Ein am Fuß angebrachtes Band mit einem kleinen Sender, der über ein GPS-Mobiltelefon mit dem Überwachungsprogramm in einem Zentralcomputer kommuniziert, wird künftig in bestimmten Fällen die Gefängniszelle ersetzen.
Der Einsatz des "Electronic Monitoring" - der elektronischen Fußfessel - im Strafvollzug wird nach einer erfolgreichen technischen Testphase nun im Modellprojekt zunächst mit bedingt Entlassenen erprobt.
Fußband und GPS-Handy
In einem sechsmonatigen Probebetrieb mit Freigängern hat man eine funktionierende Technologie gefunden. Sie ermöglicht, über Fußband, GPS-Handy - also die Ortung via Satellit - und die entsprechende Software permanent den Aufenthaltsort des Überwachten zu kontrollieren.
Sollte er sich des Fußbandes entledigen oder das Signal unterdrücken, kann man über das GPS-Handy rasch seinen letzten Aufenthaltsort feststellen - und sofort die Fahndung im Umkreis aufnehmen.
"Daher ist es fast sicherer als das Gefängnis", wo eine Flucht meist erst etwas später entdeckt werde, erklärte Major Alfred Steinacher, Projektleiter und Vollzugsleiter in der Strafanstalt Hirtenberg, gegenüber der APA.
Überprüfung im 17-Sekunden-Takt
Im Computerprogramm können bestimmte Bereiche (z. B. Wohnung, Arbeitsplatz, Fahrstrecke dazwischen) festgelegt werden, in denen sich der Betreffende aufhalten darf - oder umgekehrt auch jene, die er meiden muss. Verlässt der Überwachte den erlaubten Bereich, schlägt das System Alarm.
Das Band trägt der Überwachte - unauffällig - am Fuß, unter der Hose. Da man den kleinen Sender selbst nicht orten kann, muss der Überwachte auch ein GPS-Handy bei sich tragen.
Das überprüft alle 17 Sekunden die Anwesenheit des Senders - in einem Umkreis von zehn Metern. Entfernt sich der Überwachte weiter vom Handy, wird das sofort elektronisch dem Bewacher gemeldet. Der versucht dann zunächst, telefonisch mit dem Betreffenden zu klären, warum das Signal ausgefallen ist.
Fehlermeldungen nicht ausgeschlossen
Diese Möglichkeit der telefonischen Kontaktaufnahme ist für Steinacher "ein großer Vorteil". Denn Alarm wegen fehlender Signale könne eben auch andere Ursachen als die Flucht haben.
In der Probephase seien einige kleine Probleme aufgetaucht, die man mittlerweile im Griff hat. So hat sich gezeigt, dass die im Handy verwendeten SIM-Karten nicht zu einem Firmennetz gehören dürfen. Jetzt verwendet man - wie der ÖAMTC auch - priorisierte SIM-Karten, die die Daten schneller übertragen. In nicht ganz 20 Sekunden kommt die Antwort auf eine Ortungsanfrage.
Sendestörungen wird es natürlich geben, betonte Steinacher. Aber ein Ausfall etwa eines für die Überwachung nötigen Satelliten werde als solcher gemeldet. Die Überwachung ist ergänzend auch mit dem Handynetz GSM möglich. Wenn ein Überwachter in einer Tiefgarage ohne Handyempfang arbeitet, wird man andere Möglichkeiten finden müssen. Vorstellbar wäre, dass er sich in gewissen Abständen telefonisch melden muss.
Verweis auf niedrigere Kosten
Das Electronic Monitoring soll durch verstärkte vorzeitige Entlassungen und - später - gar Alternative zur Strafhaft die Resozialisierung Verurteilter fördern, wird aber freilich auch derzeit äußerst knappe Haftplätze freimachen.
Außerdem hofft man auf niedrigere Kosten für den Strafvollzug: "Wir rechnen natürlich, dass die Kosten massiv unter den Durchschnittskosten eines Haftplatzes liegen", so Karl Drexler vom Justizministerium.
Link: