Deutsches Fluchtkapital in Österreich

Schätzungen zufolgen liegen bereits mehr als 50 Milliarden Euro deutsches Geld in heimischen Banken.

  Österreichs Banken und Sparkassen erweisen sich seit dem Fall des deutschen Bankgeheimnisses nicht nur für Vermögende, sondern zunehmend auch für "Normalsterbliche" als beliebte Alternative.

Die vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" geortete "neue Welle der Kapitalflucht" sei nicht zuletzt auch auf die Arbeitsmarktreform "Hartz IV" zurückzuführen - denn wer in Deutschland Arbeitslosengeld II kassieren will, darf nur ein kleines Vermögen besitzen.

Sozialämter dürfen Konten einsehen

Da seit April letzten Jahres neben den Finanzbehörden auch Erbringer von Sozialleistungen Zugang zu Kontendaten haben, ziehen es nun viele offenbar vor, ihr Erspartes ins Ausland zu bringen.

Denn wer die - von vielen als zu niedrig empfundenen - Freibeträge überschreitet, muss auf staatliche Hilfe verzichten. Es sei denn, man "verknuspert" sein eisernes Erspartes bis zum Freibetrag, so die "Süddeutsche Zeitung".

Profit durch "Hartz-IV-Flüchtlinge"

Nachdem zunächst vor allem Banken in der Schweiz und in Liechtenstein von den "Hartz-IV-Flüchtlingen" profitierten, würden nun verstärkt Banken in Österreich angesteuert.

Banken in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich würden demnach einen rasanten Anstieg an deutscher Kundschaft registrieren, die mit ein paar tausend Euro über die Grenze komme, so die Tageszeitung "Die Presse" (Mittwoch-Ausgabe).

Geschätzte 50 Mrd. deutsches Geld

Während die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) zuletzt von 11,8 Milliarden Euro sprach, die von Deutschen auf österreichischen Einlagenkonten deponiert werden, liegen Schätzungen zufolge mehr als 50 Mrd. Euro an deutschem Geld in heimischen Geldinstituten.

Allein in den Zollausschlussgebieten Kleinwalsertal und Jungholz liegen nach Angaben der "Presse" rund acht Mrd. Euro, wobei die Beträge zuletzt kräftig gestiegen sein sollen.

"Erschreckendes Ausmaß"

Von "erschreckenden Ausmaßen" spricht Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB). Allein die GVB-Mitgliedsbanken in Süddeutschland hätten eine Kapitalflucht von hochgerechnet zwei Mrd. zu beklagen.

Lockrufe aus Österreich?

Deutschen Medienberichten zufolge seien die österreichischen Banken am Geldsegen von Deutschlands Arbeitslosen nicht ganz unbeteiligt.

So locken die Österreicher laut "Spiegel" verstärkt auch kleine Anleger mit dem Versprechen, ihr Vermögen vor "Hartz IV" zu sichern. Dabei werde auf das österreichische Bankgeheimnis verwiesen, das nur bei Straf- und Finanzstrafverfahren aufgehoben werden kann.

"Quer durch alle Schichten"

Die Kapitalflucht erfolge dabei "quer durch alle sozialen Schichten", so Götzl. Denn bereits vor den "Hartz-IV-Flüchtlingen" hatten bereits wohlhabende Deutsche die Schalterhallen in Österreich gestürmt, um ihr Geld vor der "Zasterfahndung" in Sicherheit zu bringen.

Allein in den ersten drei Monaten seit In-Kraft-Treten des "Gesetzes zur Förderung der Steuerehrlichkeit" wurden vom deutschen Fiskus rund 1.000 Konten auf Steuer- und Sozialbetrug hin überprüft.

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